100.000 Euro Bußgeld für „Deutschland sucht den Superstar“

Die neue Staffel der RTL-Casting-Show "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) verstößt gegen die deutschen Jugendschutzbestimmungen. Laut der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) soll der Privatsender nun ein Bußgeld von 100.000 Euro zahlen.
Von PRO

Die Medienwächter stellten in vier Folgen der neuen „DSDS“-Staffel Verstöße gegen die Jugendschutzbestimmungen fest. Aufgrund der zahlreichen Beschwerden aus der Bevölkerung leiteten sie ein Prüfverfahren ein, in dem RTL bereits schriftlich angehört wurde. Im Hinblick auf die wiederholten Verstöße empfahl die Kommission der niedersächsischen Landesmedienanstalt, ein Strafgeld von 100.000 Euro zu verhängen. Wie hoch das Bußgeld wirklich ausfallen wird, entscheidet die Landesmedienanstalt erst nach der gesetzlich vorgegebenen Anhörung des Senders.

Kandidaten werden gezielt lächerlich gemacht

Als problematisch bewertete das Gremium vor allem das „herabwertende Verhalten der Jury“. Die Jury von DSDS setzt sich aus drei Personen zusammen: der Musikmanagerin Anja Lukaseder, dem Pop-Produzenten Dieter Bohlen sowie dem Musikmanager Bär Läsker. Vor allem Dieter Bohlen geriet seit dem Sendestart wiederholt wegen beleidigender Äußerungen gegenüber den Kandidaten in die Kritik.

Auch die redaktionelle Gestaltung der Casting-Auftritte durch RTL, bei der die Kandidaten gezielt lächerlich gemacht und damit dem Spott eines Millionenpublikums ausgesetzt würden, bewertet die KJM als jugendgefährdend. Dies erreiche die Redaktion durch die Einblendung von Untertiteln und Animationen. Beispielsweise lasse man das Fernsehbild wackeln, wenn eine etwas fülligere Dame den Raum betrete. „Beleidigende Äußerungen und antisoziales Verhalten werden genau wie in der letzten Staffel als Normalität dargestellt. So werden Verhaltensmodelle vorgeführt, die den Erziehungszielen wie Toleranz und Respekt entgegenwirken und eine desorientierende Wirkung auf Kinder ausüben“, erklärt KJM-Vorsitzender Wolf-Dieter Ring.

Problematisch: Antisoziales Verhalten wird als cool dargestellt-

Laut „Spiegel Online“ hat RTL angekündigt, Dieter Bohlen in den Nachmittagssendungen von „DSDS“ zu zensieren. Zu gemeine Äußerungen sollten mit einem Piep überspielt und die Show „sensibler geschnitten“ werden. Ring reagierte darauf skeptisch. Im Interview mit „Spiegel Online“ sagte er: „Ich sehe nicht, dass RTL sich nach vorne bewegt. Die Beanstandungen, die wir 2007 formuliert haben, passen im Grundsatz auch auf die Sendungen in 2008. RTL hatte zu einem früheren Zeitpunkt angekündigt, mit visuellen Kommentierungen sparsamer umzugehen. Dass die Sendung sensibler geschnitten wird, kann ich bisher nicht erkennen.“

Für Ring ist es nicht hinzunehmen, dass „antisoziales Verhalten von einer vermeintlichen Identifikationsfigur als cool und erfolgversprechend dargestellt wird“. Nicht nur bei den verbalen Attacken, sondern auch durch die Inszenierung gehe es darum, dass Menschen quotenwirksam erniedrigt und gedemütigt würden. Manche der jungen Zuschauer würden bei RTL zum ersten Mal Zeuge einer Bewerbungssituation. „Was bei ‚Deutschland sucht den Superstar‘ gezeigt wird, ist eine brutale Selektion von Bewerbern, die außerhalb von RTL im Alltag völlig unüblich ist und der Entwicklung junger Zuschauer schaden kann“, so Ring.

Die KJM forderte RTL auf, die beanstandeten Videoclips zu den Casting-Auftritten von „DSDS“-Kandidaten von den Internet-Plattformen der Sendung zu entfernen. Aufgrund der wiederholten Verstöße der Castingshow leitet die KJM außerdem ein Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten ein. Bereits im Februar 2007 hatte die KJM den Privatsender aufgefordert, das Format vor der Ausstrahlung der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen zur Prüfung vorzulegen.

Die Kommission für Jugendmedienschutz nimmt gemäß dem Jugendmedienschutz-Staatsvertrag die Aufsicht über Rundfunk und Telemedien (Internet) wahr.

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