Kirchliche Botschaft pointieren und zuspitzen

Werbung gehört zum Auftrag der Kirche. Das betont die Hamburger Kommunikationsdesignerin Eva Jung im Interview mit dem Nachrichtenmagazin idea Spektrum. Sie erklärt außerdem, warum Paulus ein Werbeprofi war und warum die Kirchen so schlecht verstanden werden.
Von Johannes Blöcher-Weil
Pädiert dafür, dass Gemeinden sich für ihre Werbung professionelle Hilfe holen: die Kommunikationsdesignerin Eva Jung

„Die Kirche muss heute mehr denn je kommunizieren, weil sie über die klassischen Kanäle – Gottesdienste und kirchliche Veranstaltungen – nicht mehr ausreichend gehört wird“, findet Eva Jung. Die Kommunikationsdesignerin hält eine pointierte, zugespitzte und verdichtete Botschaft des Evangeliums für wichtig. Sie findet es schade, dass Werbung immer den Anschein habe, dass sie lüge und übertreibe. Die Designerin stand dem evangelischen Wochenmagazin idea Spektrum Rede und Antwort.

Jung gestaltet regelmäßig für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) deren Impulspost. Die 1,6 Millionen Kirchenmitglieder sollen einmal im Jahr zeitgemäß mit der Frohen Botschaft erreicht werden. Im vergangenen Jahr hatte Jung drei Kernaussagen der Bibel auf einem Bierdeckel zusammengefasst. Dabei habe sie die Idee des CDU-Politiker Friedrich Merz aufgefasst, der eine so einfache Steuererklärung forderte, dass sie auf eben diese Fläche passe.

Mit einfachen Worten Weihnachten erklären

Bei ihrer ersten Impulspost für die EKHN hatte Jungs Agentur mit einfachen Worten erklärt, was an Weihnachten gefeiert wird. Dabei sei es vor allem darum gegangen, Menschen zu erreichen, die nicht so stark mit der Kirche verbunden sind. Natürlich habe es auch Kritiker gegeben, denen die Botschaft zu flach gewesen sei. Mit vielen, die sich über den Erhalt der Post beschwert hätten, habe es interessante Gespräche gegeben. Auch die 43 Cent, die die Aktion pro Kirchenmitglied gekostet habe, hält sie für vertretbar.

Sensationell sei gewesen, das 30 Prozent die Werbung wahrgenommen hätten. Die Zahlen hatte ein Meinungsforschungsinstitut erhoben. Normalerweise liege diese Quote zwischen 2 und 3 Prozent: „Die Kirche wird als Absender anders wahrgenommen als Unternehmen.“ Wichtig ist für Jung deswegen, das Alleinstellungsmerkmal der Kirchen in ihren Kampagnen gut herauszuarbeiten. Den Kampf gegen die Armut oder für eine bessere Umwelt kämpften viele. Die Aufgabe der Kirche sei es, spirituellen Lebenssinn zu vermitteln: „Es geht um Gott, das Evangelium und darum, was die Bibel zu unserem täglichen Leben zu sagen hat.

Kirchen aus rückwärtsgewandter Schublade holen

Jung rät, die Werbung nicht zu verteufeln. Schon Paulus habe in Athen wissen wollen, worüber die Leute eigentlich diskutieren. Mit einer Predigt von der Kanzel erreichten die Pfarrer nur noch wenige. Oft sei die Sprache auch nicht sehr verständlich, bemängelt Jung. „Als Werbeagentur verstehen wir uns als Übersetzer.“ Deswegen rate sie den Gemeinden auch, sich eine gute Werbeagentur zu holen, genauso wie man sich beim tropfenden Wasserhahn einen Klempner hole.

Gute Kirchenwerbung und Inspiration gelingt aus Jungs Sicht nur, wenn der Werber mit seinem eigenen Herzblut beteiligt ist. Sie will dabei helfen, dass die Kirche nicht mehr als rückwärtsgewandt wahrgenommen und aus dieser Schublade befreit werde.

Jung ist Geschäftsführerin der Kommunikationsagentur „gobasil”. Zu ihren Kunden gehören unter anderem die EKD, mehrere Landeskirchen und Bistümer, die Deutsche Bibelgesellschaft und die Evangelisationsbewegung proChrist. (pro)

Von: jw

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