Australische Atheisten fürchten Jedi-Ritter

Am Dienstag erhebt Australien einen Zensus von seiner Bevölkerung. Dabei wird auch nach der Religion gefragt. Die Atheistische Stiftung Australiens warnt in einer Kampagne davor, sich als Jedi auszugeben. Andere Kräfte fürchten Muslime.
Von PRO
Sydney ist mit rund 4,6 Millionen Einwohnern die größte Stadt Australiens. Die insgesamt über 23,6 Millionen Bürger des Landes werden am Dienstag im Zensus erfasst.
Vor dem Zensus, den die staatliche australische Statistikbehörde am Dienstag erhebt, ist die Religion ein umkämpftes Gebiet. Die Atheist Foundation of Australia (AFA) wirbt in einer Kampagne dafür, bei der Frage nach der Religionszugehörigkeit das Antwortfeld „No religion“ anzukreuzen, wenn man nicht wirklich ernsthaft an etwas glaubt oder eine Religion praktiziert. Insbesondere sollten Fans der Science-Fiction-Reihe „Star Wars“ nicht angeben, Jedi-Ritter, also Anhänger eines fiktionalen Glaubens aus diesen Filmen zu sein. Auch die Jünger des sogenannten Fliegenden Spaghettimonsters, der Gottheit einer Satire-Religion, sollten sich im Zensus nicht als Pastafari ausgeben, wie sich deren Mitglieder nennen. Der Grund dafür ist, dass solche Angaben als „nicht definiert“ gezählt werden. Nach Ansicht des atheistischen Verbandes würde der Zensus damit ein verzerrtes Bild davon zeichnen, wie viele Australier eigentlich religionslos sind. Diese Kategorie ist jedoch für die Atheisten von zentralem Interesse, weshalb sie möglichst viele Scheinreligiöse dazu bringen möchten, ihr Häkchen bei „No religion“ zu machen. In der vorigen Erhebung von 2011 hatten 65.000 Australier angegeben, Jedi zu sein – das waren mehr als Scientologen. Auf der Internetseite der Kampagne listet die AFA zahlreiche Fragen auf, anhand derer Menschen prüfen können, ob sie religiös sind oder nicht. Dabei liegt der Fokus vor allem auf dem Christentum. So wird darauf hingewiesen, dass die Taufe oder auch die Mitgliedschaft in einer Kirche noch niemanden automatisch zum Christen mache. Beispielsweise gebe es Pfarrer, die ihren Glauben verloren hätten. Auch wer sogenannte christliche Werte wie Nächstenliebe vertrete oder Mord und Diebstahl ablehne, sei noch kein Christ. Der atheistische Verband stellt das Glaubensbekenntnis, das im 4. Jahrhundert auf dem Konzil in Nicea formuliert wurde und heute noch in christlichen Kirchen gesprochen wird, als Basis für den christlichen Glauben dar. Nur wer glaube, was darin festgehalten ist, solle aus Sicht der Atheisten beim Zensus angeben, er ist Christ.

Immer weniger Religiöse

Eine andere, offenbar von rechts gerichteten Gruppierungen initiierte Kampagne per Ketten-E-Mail, warnte laut Medienberichten davor, „No religion“ anzugeben. Die Argumentation darin: Wenn die Australier mehrheitlich angäben, sie seien religionslos, aber alle Muslime ihre Religion ankreuzten, würde der Anteil der Muslime überschätzt und Australien zu einem islamischen Land. Das ist mit Blick auf die Statistik von vor fünf Jahren jedoch nicht zu erwarten. Der vergangene Zensus wies 2,2 Prozent der Australier als Muslime aus. Ein Viertel der Bevölkerung hatte angegeben, katholisch zu sein, 17 Prozent anglikanisch, 22,3 Prozent religionslos. Alle anderen Glaubensrichtungen hatten Werte unter fünf Prozent. Der Anteil der Religionslosen in Australien ist in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich angestiegen, im Schnitt 3,9 Prozentpunkte je Dekade. Die Aufregung um die Antwort „No religion“ im Zensus ist in diesem Jahr auch deshalb groß, weil diese auf der Liste möglicher Antworten auf die Frage nach der Religionszugehörigkeit erstmals als erstes aufgeführt wird. Alle konkreten Religionen folgen darunter. Das ist laut der Statsitikbehörde ein international gängiges Vorgehen. In Australien hat sich für diese Veränderung im Aufbau des Fragebogens unter anderem die AFA in einer Kampagne stark gemacht. Von Änderungsvorschlägen aus der Bevölkerung habe die Hälfte der Eingaben sich auf die Frage nach der Religionszugehörigkeit bezogen. (pro)
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