Scholz: Ohne Hoffnung geht es schief

Bundeskanzler Scholz hat am Freitag auf dem Katholikentag gesprochen. Er dankte den Kirchen für ihr Engagement. Zudem betonte er, dass Putin mit seinem Krieg in der Ukraine „nicht durchkommen“ dürfe.
Von Jonathan Steinert

Auf dem Katholikentag hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) den Kirchen für ihr gesellschaftliches Engagement gedankt. In der Pandemie hätten sich die Kirchen um Menschen in ihrer Nachbarschaft gekümmert. „Jetzt sind sie wieder da“, sagte Scholz mit Blick auf den Krieg in der Ukraine.

Kirchen stellten Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung und leisteten humanitäre Hilfe für die Menschen in Not. Das gebe den Betroffenen, aber auch ihm als politischen Verantwortungsträger Zuversicht, „dass wir gut durch diese Zeitenwende kommen“.

Mit Blick auf das Motto des Katholikentages „Leben teilen“, lobte Scholz am Freitag die Solidarität der Kirchen mit den Schwachen. Der Staat könne sich darauf gründen, dass die Kirchen und andere zivilgesellschaftliche Organisationen sich für den Zusammenhalt einsetzten und im sozialen und humanitären Bereich Hilfe leisteten. Der Staat habe nicht das Recht, Erwartungen an die Kirchen zu formulieren. „Wenn Sie teilhaben an der großen Frage ‚Was ist richtig in dieser schwierigen Zeit‘, dann wäre das schon sehr viel.“

Außer dem Krieg seien auch die anderen Krisen – die Pandemie und die Klimaveränderung noch nicht gelöst. Je größer die Herausforderungen, desto wichtiger sei der gesellschaftliche Zusammenhalt. „Wenn zu viele Menschen keine Hoffnung haben, geht es schief. Deshalb haben wir die Verantwortung, dass alle einen begründeten Anlass zur Hoffnung haben.“

Hoffnung in Tat umsetzen

Dabei komme es darauf an, dass sich jeder Bürger von der Politik „erkannt und gemeint fühlt“. Auch die Entscheidungen, die auf der großen politischen Bühne getroffen würden, hätten etwas mit dem Einzelnen zu tun. Wenn die Politik die Lebensbedingungen und Nöte von großen Teilen der Bevölkerung ignoriere, sorge das für Probleme, sagte Scholz. Er verwies darauf, wie gesellschaftliche Spaltungen in den USA Donald Trump ins Präsidentenamt verholfen oder in Großbritannien zum Brexit geführt hätten.

So gehe es etwa bei der Energiewende auch darum, Arbeitsplätze zu erhalten, oder dafür zu sorgen, dass Menschen mit ihrem Geld über die Runden kommen. In dem Zusammenhang hob Scholz die Erhöhung des Mindestlohnes hervor.

Irme Stetter-Karp, die Präsidentin des Zentralkomitees der Katholiken, sicherte Scholz die Unterstützung der Gläubigen zu: „Wir sind an Ihrer Seite, wenn es darum geht, Menschen nicht hängenzulassen.“ Christen sollten eine „integrative Kraft“ in der Gesellschaft sein und danach fragen, wie sie „Hoffnung in Tat umsetzen“ könnten.

„Putin darf damit nicht durchkommen“

Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sagte Scholz auf dem Katholikentag: „Wir haben entschieden, den Opfern dieses Angriffskrieges beizuspringen.“ Er wisse jedoch um die ethischen und persönlichen Fragen, die sich damit stellten. Frieden entstehe nicht durch Unterwerfung. Gerechtigkeit sei die Voraussetzung für Frieden.

„Für mich ist ganz klar: Putin darf mit diesem zynischen, menschenverachtenden Krieg nicht durchkommen“, sagte Scholz. Der Krieg sei eine Zeitenwende, weil Russland die Verständigung aufgekündigt habe, „dass man Grenzen nicht mit Gewalt verschiebt“.

Zudem müsse es darum gehen, das Narrativ des russischen Präsidenten zu widerlegen, das den „globalen Westen“ zum Feind erkläre, gegen den er sich mit anderen verbünden wolle. Zudem mache Putin den Westen verantwortlich für die Hungerkrise in vielen Teilen der Welt, die der Krieg ausgelöst und verschärft hat. Deshalb sei es nötig, den Blick auf den globalen Süden zu verändern und den Demokratien dort auf Augenhöhe zu begegnen und gemeinsame Perspektiven zu entwickeln. Scholz hatte in den Tagen zuvor die afrikanischen Länder Senegal, Niger und Südafrika besucht.

Die Veranstaltung wurde von einem Zwischenrufer gestört. Ein anderer Störer versuchte, auf die Bühne zu gelangen, wurde aber von Sicherheitskräften aufgehalten und aus der Halle geführt. Vor dem Gebäude demonstrierten Menschen für die Lieferung von schweren Waffen in die Ukraine.

Vor der Stuttgarter Liederhalle, in der Scholz beim Katholikentag sprach, skandierten Demonstranten „Schwere Waffen jetzt“

Der Katholikentag veranstaltete selbst eine Friedenskundgebung zur Solidarität mit der Ukraine. Dort berichtete eine Frau, die mit ihrer Tochter aus Butscha nach Deutschland fliehen konnte, von ihren Erfahrungen. Hätten die Menschen Waffen zur Verfügung gehabt, hätte vieles verhindert werden können, sagte sie. Ihre 14-jährige Tochter habe sich ihren Weg durch Leichen bahnen müssen. So etwas dürfe nie wieder geschehen. „Ich möchte, dass die Kinder aus den Kellern heraus können und die Sonne sehen“, sagte sie. Die Welt müsse erfahren, was in der Ukraine passiere.

Der 102. Katholikentag findet derzeit in Stuttgart statt und geht noch bis Sonntag. Erwartet werden insgesamt rund 25.000 Besucher.

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3 Antworten

  1. „Putin darf damit nicht durchkommen“

    Warum durften wir mit dem Jugoslawien- und Afghanistankrieg „durchkommen“?

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    1. Zu B. Främke: bitte um Verzeihung, wenn ich Ihnen SO antworte: wie armselig, immer wieder zu bemängeln, dass Scholz ja seinen Amtseid ohne den „Gottesbezug“ geleistet habe…. und was ich noch ekliger empfinde, dann scheinheilig die „Fürbitte“ anzuschließen: „möge Gott ihm t r o t z d e m beistehen“. Das ist Selbstgerechtigkeit in „Hochformat“!!!

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