Zypries: Homosexuelle sollen adoptieren dürfen

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries hat am heutigen Donnerstag ein volles Adoptionsrecht für homosexuelle Paare gefordert. Maßgeblich für diesen Vorstoß ist eine neuartige Studie in sogenannten "Regenbogenfamilien". Sie will ermittelt haben, dass die sexuelle Orientierung der Eltern keine Nachteile für die Kinder mit sich bringt.

Von PRO

"Das Kindeswohl ist in Regenbogenfamilien genauso gewahrt wie in anderen Familienformen", erklärte die SPD-Politikerin am heutigen Donnerstag laut einem Bericht der Tageszeitung "Die Welt". Adoptivkinder homosexueller Paare entwickelten sich in ihrer Persönlichkeit sowie schulische und beruflich positiv und "genauso gut wie Kinder aus heterosexuellen Beziehungen".

Zypries forderte weiter, Deutschland müsse das europäische Adoptionsübereinkommen anwenden, das Adoptionen durch homosexuelle Paare ermöglicht. Bisher hätten elf von 47 Staaten das Übereinkommen unterzeichnet. Es tritt laut "Welt" in Kraft, wenn mindestens drei Staaten es in nationales Recht umsetzen. Dies werde nach Zypries‘ Einschätzung binnen eines halben Jahres der Fall sein. Daneben müssten eingetragene Lebenspartnerschaften auch steuerrechtlich gleichgestellt werden.

Studie: Klassisches Rollenmodell nicht notwendig

Zypries machte ihren Vorstoß im Zuge der Vorstellung einer neuen Studie zu Kindern in "Regenbogenfamilien".Gegenstand der Untersuchung war die Frage, wie Kinder in diesen Verhältnissen aufwachsen und ob das Kindeswohl dort gleichermaßen gewahrt ist wie bei heterosexuellen Eltern. Laut der "Bild"-Zeitung hatte die Studie ergeben, dass rund 16.000 Kinder in Deutschland bei gleichgeschlechtlichen Paaren leben, die große Mehrheit davon bei lesbischen Frauen. 2.200 der Kinder leben bei eingetragenen Lebenspartnerschaften. Das klassische Rollenmodell ist laut Wissenschaft nicht für ein gutes Aufwachsen der Kinder notwendig. Entscheidend sei vielmehr die gute Beziehung zwischen Eltern und Kind.

"Auf Fakten statt Vorurteile setzen"

Nach deutschem Recht ist eine gemeinsame Adoption durch homosexuelle Partner derzeit nicht möglich. Stattdessen kann ein Partner das Kind adoptieren, der andere erhält ein "kleines Sorgerecht". Das macht möglich, dass er in Angelegenheiten des täglichen Lebens mitentscheiden darf. Diese Lösung diene nicht dem Kindeswohl, kritisierte Zypries. Beide Erwachsene sollten die volle rechtliche Verantwortung für das Kind übernehmen können. Die Bundesjustizministerin sagte weiter: "Heute ist ein guter Tag für alle, die auf Fakten statt auf Vorurteile setzen – gerade bei weltanschaulich besetzten Themen."

Die bayerische FDP-Landesvorsitzende Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ließ am heutigen Donnerstag verkünden, die FDP-Bundestagfraktion begrüße, "dass sich die Bundesjustizministerin endlich der Forderung der Liberalen nach einem gemeinsamen Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare anschließt". Die FDP hatte bereits 2004 einen entsprechenden Gesetzentwurf in den Deutschen Bundestag eingebracht. Damals wurde er von der rot-grünen Regierung abgelehnt.

"Nicht mit dem christlichen Menschenbild vereinbar"

Als grundgesetzwidrig bezeichnete hingegen Hartmut Honka, der rechtspolitische Sprecher der  CDU-Fraktion im Hessischen Landtag, die Forderung von Zypries. Er erklärte: "Jedes Kind hat einen Anspruch auf Vater und Mutter. Der Vorschlag widerspricht dem besonderen Schutz des Grundgesetzes für Ehe und Familie. Es darf nicht um die Selbstverwirklichung von Erwachsenen gehen, sondern das Wohl der Kinder muss im Mittelpunkt stehen. Wir sind deshalb gegen ein Adoptionsrecht für homosexuelle Paare." Zudem sei der Vorschlag "mit dem christlichen Menschenbild – auf das unser Grundgesetz aufbaut – nicht vereinbar".

Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland teilte mit, die Ergebnisse der Studie seien nicht anders zu erwarten gewesen. Sie widerlegten alle Argumente "rückwärtsgewandter Kreise" gegen ein gemeinsames Adoptionsrecht. Jetzt müsse der Gesetzgeber schnell entsprechend handeln. (PRO)

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