Beckstein: „Mammon ist zum Gott geworden“

Gier und Geiz prägen die moderne Welt, doch der Mensch sollte Vorrang vor der Rendite haben. Das sagte der neue Synodenvizepräses der Evangelischen Kirche in Deutschland und CSU-Politiker Günther Beckstein in einem Interview mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Von PRO

„Der Mammon ist zum größten Gott geworden, Geiz, Gier und Renditejagd haben sich in undimensionierter Weise durchgesetzt“, sagte Beckstein in dem epd-Interview und betonte die Wichtigkeit des Miteinanders: „Der Mensch hat Vorrang vor der Rendite. Ich kenne Persönlichkeiten, die Hunderte von Millionen gescheffelt haben und arme Teufel sind, wenn die Einsamkeit sie umgibt. Ich brauche nicht jeden Tag auf mein Konto schauen. Es sind die menschlichen Beziehungen, die uns reich machen.“

„Überraschend“ sei für Günther Beckstein seine Wahl zum Synodenvizepräses gewesen. Gemeinsam mit der Grünen-Politikerin und Synodenpräsidentin Katrin Göring-Eckardt bildet er nun ein Tandem, das in der Politik eher unpopulär sein dürfte. „Kirche und Politik sind zu trennen, eine schwarz-grüne Koalition wie in der Politik gibt es hier nicht. Die Zusammenarbeit mit Göring-Eckardt, die ich wegen ihrer Überzeugungstreue sehr schätze, ist kein Frühwarnzeichen für die Politik, höchstens ein vorsichtiges Signal, dass die ideologischen Grenzen kleiner werden“, sagte Beckstein dem epd.

„Immer versucht, als Christ zu leben“

Als Innenminister und danach habe er immer versucht, als Christ zu leben. Das Christsein öffentlich zur Schau zu stellen „wie in Amerika“ erscheine ihm aber peinlich. In seinem neuen Amt will der Politiker, der insbesondere in seiner Zeit als bayrischer Innenminister den Ruf eines „Hardliners“ hatte, weniger mit harten Botschaften in den Medien dominieren. Er interessiere sich jetzt mehr für die Werte und was dahinter steckt. „Diese Seite wird man von mir stärker zur Kenntnis nehmen müssen“, sagte Becktstein.

„Ich musste nicht bekehrt werden, mich nicht ändern. Es ist mir auch heute noch lieber, als ‚Schwarzer Sheriff‘ für Recht und Ordnung gegolten zu haben, anstatt als Weichei für Unrecht und Unordnung“, erklärte der 65-Jährige. „Jemand, der ein geistliches Amt hat, muss sich nach anderen Maßstäben richten. Da gilt ‚Liebe Deinen Nächsten‘ in einer viel intensiveren Weise. Aber auch das weltliche Schwert wurde von Gott eingesetzt und ohne Einhaltung der Ordnung würde das Zusammenleben der Menschen schwierig werden.“

Günther Beckstein ist Jurist und war von 1993 bis 2007 bayerischer Staatsminister des Innern unter Edmund Stoiber und von 2007 bis 2008 bayerischer Ministerpräsident. Nach dem schlechten Abschneiden der CSU bei der Landtagswahl 2008 erklärte Beckstein am 1. Oktober, nicht mehr für das Amt zu kandidieren. Beckstein engagiert sich in der evangelischen Jugendarbeit und beim Verein „ProChrist“. Anfang Mai war er bei der konstituierenden Sitzung des Kirchenparlaments der Evangelischen Kirche in Deutschland in Würzburg zum Vizepräses gewählt worden. (PRO)

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