Europa: Intoleranz gegenüber Christen nimmt zu

Christen in Europa werden zunehmend diskriminiert. Das stellten Experten wie der Religionssoziologe Thomas Schirrmacher bei der ersten OSZE-Tagung zum Thema "Intoleranz gegen Christen" fest, die in dieser Woche in Wien stattfand. Die Konrad-Adenauer-Stiftung veranstaltet im April eine Tagung zu diesem Thema.
Von PRO

Mehrere Dutzend Experten sowie Vertreter von Staaten und Nichtregierungsorganisationen aus ganz Europa waren am vergangenen Mittwoch nach Wien gekommen, um im Rahmen der ODIHR-Konferenz (OSZE-Büro für demokratische Institutionen und Menschenrechte) „Intoleranz gegen Christen“ über ein Problem zu diskutieren, das längst nicht nur Gläubige in Asien und Afrika beschäftigt: die Diskriminierung von Christen. Laut Presseberichten stellten sie bei der ersten Veranstaltung der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) zu diesem Thema einhellig fest: Die Intoleranz gegenüber Christen nimmt zu – und das nicht nur in östlichen Ländern.

Gewissens-, Meinungs- und Religionsfreiheit bedroht

Während im Osten, insbesondere auch in Zentralasien, Glaubensgemeinschaften oft nicht anerkannt seien und ihnen das Versammlungsrecht vorenthalten werde, kämpften Christen in der westlichen Welt mit Einschränkungen in den Bereichen „Verweigerung von Rechten“ und „Soziale Ausgrenzung und Marginalisierung“. Unter Ersteres fielen laut Experten Verweigerungen der Gewissensfreiheit, etwa wenn Christen gezwungen würden, an für sie unethischen medizinischen Behandlungen mitzuwirken, oder im Bereich der Meinungsfreiheit, beispielsweise wenn sie sich öffentlich nicht kritisch zu Homosexualität oder Abtreibung äußern dürften. Die Religionsfreiheit sei dann gefährdet, wenn Christen etwa am Arbeitsplatz bestimmte Tätigkeiten aufnehmen müssten, die ihnen ihr Glaube verbiete oder wenn Schullehrpläne Aspekte beinhalteten, die dem Glauben der Eltern widersprächen.

„Soziale Ausgrenzung und Marginalisierung“ mache sich laut den Experten dann bemerkbar, wenn Christen eine Karriere aufgrund ihres Glaubens unmöglich gemacht werde, etwa in der Politik. Außerdem sei es problematisch, wenn Medien gezielt Vorurteile gegen Christen schürten oder christliche Symbole aus dem öffentlichen Leben entfernt würden, wie beispielsweise Christbäume oder Krippen. Oft werde in der Öffentlichkeit aggressiv mit Christen umgegangen, etwa bei Demonstrationen gegen das Christival.

Zunehmende Probleme wegen „radikaler Säkularisierung“

Gründe für die zunehmenden Probleme auch europäischer Christen sahen die Experten laut Pressemitteilung in einer „radikalen Säkularisierung“, in „extremen Formen der Political Correctness“ und in „Aspekten der Antidiskriminierungsgesetzgebung“.

An der Veranstaltung nahmen unter anderen Mario Mauro, Vizepräsident des Europäischen Parlaments, und Experten aus Deutschland, etwa der Soziologe Thomas Schirrmacher und der Journalist Reinhard Backes teil. Mario Mauro meinte, die Medien müssten anstatt Vorurteilen „eine Botschaft des Verständnisses und des Respekts gegenüber Christen“ bringen. „Politische Ämter“ dürften Christen „nicht verwehrt werden“. Christen müsse das „Recht auf Verweigerung an der Mitwirkung an unethischen Handlungen aus Gewissensgründen gewährt werden“.

Schirrmacher: Evangelikale auf einer Linie mit Islamisten

Thomas Schirrmacher kritisierte die Darstellung der Evangelikalen in deutschen Medien und bei einigen deutschen Linkspolitikern. Evangelikale würden zum Teil auf eine Linie mit Islamisten gestellt und mit dem Verdacht der Gefährlichkeit belegt. Es gebe Erfahrungen aus Lehranstalten, wo Schüler aus evangelikalem oder freikirchlichem Elternhaus ausgegrenzt würden. Zwar müsse akzeptiert werden, dass aufgrund der Pressefreiheit „auch gegen Christen geschrieben wird“. Gleichzeitig solle aber Ausgewogenheit herrschen, indem „Christen – ebenfalls wegen der Pressefreiheit – in Medien auf Vorwürfe reagieren können“. In pluralistischen Gesellschaften werde in Zukunft die Diskrepanz zwischen einer dem Wertewandel angepassten Rechtsordnung einerseits und religiös tradierten Werten andererseits wachsen, prophezeite der deutsche Religionssoziologe.

Janez Lenkarcic, Direktor der ODIHR, schloss die Veranstaltung mit einem Versprechen: Das Engagement der ODIHR zum Schutz der Christen will er in Zukunft ausbauen.

Konrad-Adenauer-Stiftung: Tagung zum Thema im April

Die Konrad-Adenauer-Stiftung veranstaltet in Wendgräben nahe Magdeburg vom Freitag, 17. April, bis Sonntag, 19. April, eine Tagung zum Thema „Diskriminierung und Verfolgung von Christen in aller Welt“. Sprecher sind unter anderen Helmut Moll, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz, und Andreas Püttmann, Politikwissenschaftler der Konrad- Adenauer-Stiftung, Journalist und Publizist.(PRO)

Weitere Informationen zu der Veranstaltung finden Sie online.

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