Hessische Kultusministerin will Islamunterricht

Die neue hessische Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) plant die Einführung von islamischem Religionsunterricht an hessischen Schulen. Islamverbände begrüßen den Vorschlag und sprechen von einem "wichtigen Schritt" zur Integration. Wann die Einführung kommen könnte, ist bislang noch unklar.
Von PRO

Die hessische Kultusministerin orientiert sich dabei am Modellversuch in Niedersachsen. „Wir werden auf jeden Fall versuchen, so etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen“, sagte sie im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur.

In Niedersachsen steht islamischer Religionsunterricht an insgesamt 19 Grundschulen auf dem Stundenplan, rund 700 Kinder nehmen daran teil. Der Unterricht wird auf Deutsch erteilt, das Ziel ist die flächendeckende Einführung in Niedersachsen. 

Eines der größten Probleme, denen Bundesländer bei der Einführung von Islamunterricht gegenüberstehen, ist der fehlende Ansprechpartner auf Seiten der Muslime. Denn die Inhalte, die im Religionsunterricht gelehrt werden, werden nicht vom Staat, sondern der jeweiligen Religionsgemeinschaft vorgegeben. Im Falle des christlichen Religionsunterrichts sind die Kirchen hierfür verantwortlich – eine vergleichbare Institution, die einen Großteil der Gläubigen vertritt, besteht auf islamischer Seite nicht. Daran scheiterte bislang auch eine Einführung in Hessen.

Bislang kein Ansprechpartner auf muslimischer Seite

„Niedersachsen hat einen Modellversuch gemacht, bei dem ein Runder Tisch mit verschiedenen islamischen Gruppierungen der Ansprechpartner ist“, verwies Henzler auf das Vorgehen des niedersächsischen Kultusministeriums in dieser Frage. Dort haben mehrere islamische Interessengruppen die Inhalte des Lehrplans gemeinsam erstellt.

Der Vorsitzende des hessischen Ausländerbeirats, Corrado Di Benedetto, begrüßte den Vorstoß und sprach gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von einem Schritt in die richtige Richtung. „Frau Henzler hat damit früh Maßstäbe und ein wichtiges Zeichen für mehr Integration gesetzt“, so Di Benedetto weiter.

Auch die Islamische Religionsgemeinschaft Hessen (IRH) zeigt sich erfreut. „Frau Henzler hat dadurch ihren starken Willen für die Integration muslimischer Kinder und Jugendlichen bewiesen“, heißt es in einer Presseerklärung. Und weiter: „Die IRH ist gerne bereit, ihren konstruktiven Beitrag zur Erarbeitung der Lehrpläne und zur erfolgreichen Einführung des Islamischen Religionsunterrichts zu leisten“. Die IRH ist eine der möglichen Teilnehmer, sollte es zu einem „Runden Tisch“ in Hessen kommen. Der Verein vertritt nach eigenen Angaben rund 11.000 der in Hessen lebenden Muslime.

Bislang noch keine Gespräche mit dem Koalitionspartner

Bereits 2007 hatte der Vorsitzende, Ramazan Kuruyüz, erklärt, dass die islamischen Verbände in Hessen an einer gemeinsamen Satzung arbeiteten. Dazu gehören neben der IRH auch die Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), der Islamrat, der Zentralrat der Muslime und der Verband islamischer Kulturzentren.

Wann genau der Islamunterricht kommen könnte, ist noch unklar. „Bislang haben noch keine Gespräche mit der CDU zu diesem Thema stattgefunden“, so Tanja Miehle, persönliche Referentin der Kultusministerin gegenüber pro. „Wir werden die ganze Sache genauestens prüfen und dann sehen, wie wir weiter vorgehen.“

In ihrem Programm zur Landtagswahl in diesem Jahr hatte die FDP noch die Einführung einer „Kunde der Religionen“ gefordert, der alle bisherigen Varianten des Religionsunterrichts ersetzen sollte. Dies sei noch immer eine „urliberale“ Forderung, so Miehle. Dazu ist aber eine Änderung des Grundgesetzes notwendig. „Dies ist mit der CDU als Koalitionspartner nicht umsetzbar“, so Miehle weiter. (PRO)

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