Merkel auf Pfarrertag: „Kirchen sind wichtig für Gesellschaft“

D r e s d e n (PRO) - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Bedeutung der Kirchen für die Gesellschaft gewürdigt. "Kirchen sind nicht nur architektonische Zentren in Ortschaften, sie sind lebendige und unverzichtbare Akteure unserer freiheitlichen Gesellschaft", sagte die Kanzlerin am Donnerstag auf dem ersten Zentralen Pfarrertag der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen in der Frauenkirche in Dresden.
Von PRO

Zwar hätten Kirchen „kein Monopol in der Sinnstiftung“, sie hätten jedoch eine authentische Botschaft für Gesellschaft und Politik. Zu dieser gehöre auch, dass „die Würde des Menschen nicht in Taten begründet, sondern unveräußerlich ist“, so Merkel in Dresden. „Die Präambel unseres Grundgesetzes beginnt nicht ohne Grund mit dem Satz ‚In Verantwortung vor Gott und den Menschen.‘ Politik soll sich davor hüten, in Allmachtsphantasien zu verfallen“, sagte die Kanzlerin.

Kirchen wirkten mit ihrer Botschaft und ihrem Handeln „breit und positiv in unsere Gesellschaft hinein“. Dies sei etwa bei der Diakonie, bei Hilfsprojekten oder im Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus der Fall. Angesichts zurückgehender Mitgliederzahlen ergäben sich für Kirchen jedoch weitere Herausforderungen. „In einigen Regionen Deutschlands sind Christen mittlerweile eine Minderheit, kirchliches Leben ist dort nicht mehr selbstverständlich“, so Merkel. Es gebe jedoch die Hoffnung, dass „viele Menschen, gerade auch jüngere, auf der Suche nach Sinn sind.“ Dies zeigten etwa kirchliche Veranstaltungen wie der Kirchentag, die Hunderttausenden „eine Begegnung mit dem Glauben bieten“. Dennoch seien Kirchen in Zukunft vor die Herausforderung gestellt, sich einerseits den einzelnen Menschen zuzuwenden und sich gleichzeitig in öffentlichen Debatten zu engagieren.

„Freiheit durch Bindung an Gott“

Merkels Vortrag vor dem Pfarrertag der sächsischen Landeskirche stand unter dem Thema „Das Evangelium der Freiheit – Von der Bedeutung der Kirche für das Zusammenleben in der Demokratie“. Für sie als „evangelische Christin in politischer Verantwortung“ sei dieses Evangelium der Freiheit besonders wichtig, so die Kanzlerin. „Ein zentraler Wert, der das Christentum und die demokratische Gesellschaft verbindet, ist die Freiheit.“ Von der Freiheit des Glaubens schreibe etwa der Apostel Paulus in seinen Korintherbriefen, so Merkel. „Paulus hat von der Freiheit durch die Bindung an Gott gesprochen. Der Apostel wusste um den befreienden Glauben unter Rücksichtnahme auf die Freiheit des Einzelnen.“

Es sei daher unerlässlich, sich immer wieder an Zeiten zu erinnern, in denen für Bürger keine Freiheit geherrscht habe. Mit der Freiheit stehe es so wie mit der Gesundheit, zitierte die CDU-Politikerin den Philosophen und Theologen Richard Schröder, „man schätzt sie am höchsten, wenn sie fehlt“. Wer einmal die Erfahrung gemacht habe, dass „nichts so bleiben muss, wie es ist, und die Freiheit erlangt hat, weiß um den hohen Wert dieses Gutes“.

Wer diese Freiheit kenne, könne auch „den Versuch unternehmen, einmal durch die Augen des anderen zu schauen und dessen Position einzunehmen“. Dies sei insbesondere aufgrund von zahlreichen Konflikten und Spannungen notwendig, die derzeit die Gesellschaft bewegten. Merkel nannte konkret religiös begründete Auseinandersetzungen oder die Konsequenzen der Globalisierung. „Kirchen sind maßgeblich daran beteiligt, an dem friedlichen Zusammenleben jedes Einzelnen mitzuwirken. Kirchen sind hier Vorbilder und haben Erfahrungen in der Versöhnungsarbeit: Sie antworteten auf die Schrecken der Shoa und Kriege mit beharrlicher Versöhungsarbeit“, so Merkel. Gerade religiöse Toleranz sei zudem eine unabdingbare Voraussetzung für das Zusammenleben einer Gesellschaft. „Ohne diese Toleranz kann es kein Miteinander geben.“

Die Frauenkirche in Dresden sei ein Beispiel für dieses Miteinander. „Diese Kirche ist ein Ort des Glaubens“, so Merkel, „nicht nur ein Bau architektonischer Spitzenleistung, sondern auch ein Zeichen dafür, wie Frieden und Versöhnung aussehen kann.“

Zu dem Zentralen Pfarrertag in Dresden hatte der sächsische Landesbischof Jochen Bohl alle Pfarrerinnen und Pfarrer der Landeskirche sowie Ruheständler eingeladen. Mehr als 1.200 nahmen an der Veranstaltung in der Frauenkirche teil. Auf dem Programm standen zudem ein Vortrag des Tübinger Theologieprofessors Eilert Herms und ein Gottesdienst in der Kreuzkirche am Dresdner Altmarkt.

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