Eine Kapelle braucht ein Kreuz! Auch im Bundestag?

B e r l i n (PRO) - Seit 1949 besteht die Tradition der christlichen Morgenandacht im Gebäude des Bundestages. Zunächst in Bonn, seit 1999 in Berlin. Doch das Kreuz scheint keine besondere Rolle mehr in dem kleinen Raum zu spielen. Der CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer kämpft dafür, dass das Kreuz auf dem Altar bleibt.
Von PRO

In den Sitzungswochen findet donnerstags und freitags um 8.40 Uhr eine viertelstündige Andacht in dem Raum neben dem Plenarsaal statt. Vorher erklingen in den Gängen des Reichstagsgebäudes die Glocken des Kölner Doms über Lautsprecher und laden zum kleinen Gottesdienst ein. Die katholische und die evangelische Kirche wechseln sich jährlich mit der Vorbereitung der Feier ab. „Das Schöne ist, dass hier alle, die im Bundestag arbeiten, zusammenfinden. Jeder ist willkommen – ob Abgeordneter, Saaldiener oder Putzfrau“, sagt Platzmeister Achim Glomb, der Chef der Saaldiener. Es gibt keinen ständigen Pfarrer, oft legen Abgeordnete Bibeltexte selbst aus und suchen Lieder aus.

Die Kapelle wurde vom Düsseldorfer Künstler Günther Uecker gestaltet. Im Raum stehen 20 moderne Stühle, an der Wand lehnen sieben hohe Bilder. Es gibt ein Weihwasserbecken und einen Granitaltar. Auf diesem liegt oder steht ein schlichtes Holzkreuz, wenn eine christliche Veranstaltung stattfindet. Doch weil auch nichtchristliche Abgeordnete eingeladen sind, den Raum zu benutzen, kann das Kreuz vom Altar entfernt werden. Ebenso kann auch die kleine Orgel, die aus Bonn mitgenommen wurde, herausgerollt werden. Auf dem Boden markiert eine Kante die Richtung nach Mekka.

„Uecker ist es gelungen, auf der Grundlage theologischer Überlieferungen mit sparsamen bildnerischen und architektonischen Ausdrucksmitteln einen Raum zu gestalten, der zu Meditation und innerer Einkehr anregt“, informiert der Bundestag über den Raum.

Kreuz weg wegen „Multikulti“?

Für den Sprecher der CSU-Landesgruppe und ersten stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Ramsauer, gehört das Kreuz fest auf den Altar. Weil es jedoch nur lose darauf liegt, „verschwindet das Kreuz häufig in einer Vitrine im Vorraum“, sagte Ramsauer gegenüber der „Bild“-Zeitung. „Wer es dorthin ‚entsorgt‘, weiß niemand.“ Ramsauer ist laut „Bild“ der Meinung, dass hier „politisch korrekte ‚Multikulti-Fanatiker‘ am Werk sind, die in dem Kreuz einen Verstoß gegen den interkonfessionellen Charakter des Raumes sehen“. An der Bodenkante, die nach Mekka zeigt, störe sich hingegen offenbar niemand, wundert sich der katholische CSU-Mann.

„Im Parlamentsgebäude eines Landes, das sich der christlich-abendländischen Kultur verpflichtet fühlt, muss das Kreuz einen festen Platz haben“, fordert er daher. Und so setzt er sich dafür ein, dass das Kreuz in der Bundestagskapelle dort ist, wo es seiner Meinung nach hingehört: „Wann immer das Kreuz nicht auf dem Altar ist, stellt Kreuzritter Ramsauer es wieder hin“, so „Bild“.

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