Ein „Wochenende der Begegnung“ in Berlin

B e r l i n (PRO) - "Wie können wir als Christen in Verantwortung vor Gott und den Menschen leben?" Unter diesem Motto trafen sich Ende September rund 160 Teilnehmer zum "Wochenende der Begegnung". Auf Einladung der Bundestagsabgeordneten Katrin Göring-Eckhardt, Otto Fricke, Hermann Gröhe, Karin Kortmann und Katherina Reiche kamen die jungen Menschen und ihre Mentoren zusammen, um gemeinsam über Glaube und Werte zu sprechen.
Von PRO

Von Daniel Konrad und Sebastian Gorenflo

Der Fraktionsvorsitzende der FDP, Guido Westerwelle, betonte im Gespräch mit den jungen Gästen, dass Politik immer auch zu den Menschen kommen müsse. So sei es für ihn wichtig, an Orte zu gehen, an denen sich junge Menschen treffen wie etwa Diskotheken. Dieses Ziel habe er auch mit seinem viel beachteten Auftritt im Big-Brother-Container verfolgt. Außenpolitisch stehe derzeit das Thema Nahost im Mittelpunkt. Die FDP wandte sich gegen eine Teilnahme deutscher Streitkräfte in der Region, da Deutschland nicht neutral sei. Diese Neutralität werde aber verlangt, wenn Deutschland Truppen in den Nahen Osten entsende. Guido Westerwelle erklärte, dass er Mitglied der evangelischen Kirche sei.

Abtreibung und Homosexualität: Leidenschaftliche Diskussionen

Von ihren positiven Erfahrungen mit Religion berichtete Claudia Roth, Parteivorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen. Sie betonte, dass ihre Partei auf Werten gegründet sei und verwies auf die Gerechtigkeit zwischen Generationen und Geschlechtern. Das anfänglich schwierige Verhältnis zu den Kirchen habe sich mittlerweile gewandelt. In der Debatte um Abtreibung und auf die Fragen aus dem Publikum zu dieser Thematik betonte Roth engagiert und leidenschaftlich das Recht der Frau auf Selbstbestimmung. Diese Leidenschaft zeigte sich auch in der Diskussion um Homosexualität.

Bereitschaft zum Dialog mit dem Islam

Vor dem Hintergrund der Islam-Konferenz fand das Gespräch mit Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble statt. Der Minister hatte einen Tag zuvor die Konferenz mit den Spitzenverbänden der Muslime in Deutschland abgehalten. Dabei betonte er, dass unsere Ordnung, auch das Grundgesetz, vom Christentum geprägt sei. Man müsse aber die Lebenswirklichkeit annehmen und dem Islam Raum geben. Muslime müssen das Gefühl  bekommen, in Deutschland willkommen zu sein. Über die Konferenz resümierte Schäuble, es habe interessante Gespräche gegeben mit vielen verschiedenen islamischen Gruppen. Der Islam helfe uns heute vielleicht sogar dabei, dass uns unser eigener Standpunkt besser bewusst werde. „Toleranz funktioniert dann umso besser“, so Schäuble.

Am Freitag bot ein Frühstück mit rund 60 Bundestagsabgeordneten aller Fraktionen Gelegenheit, persönliche Fragen über Glauben und Werte an die Parlamentarier zu richten. Dabei waren viele Teilnehmer überrascht über den offenen Umgang der Abgeordneten mit ihrem christlichem Glauben. Diese Parlamentarier nehmen gelegentlich oder regelmäßig am Gebetsfrühstückskreis im Bundestag teil.

Thierse: „Alle Menschen in ihrer Gotteskindschaft von Gott geliebt“

Im Anschluss hatten die Teilnehmer des „Wochenendes der Begegnung“ die Gelegenheit, ein Gespräch mit Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse zu führen. Der Tag der Deutschen Einheit veranlasste ihn, über die heutige Skepsis und Politikverdrossenheit im Vergleich zur Euphorie nach der Wiedervereinigung zu sprechen. Teilnehmer kritisierten die Schnellatmigkeit politischer Prozesse und stellten die Frage, inwieweit der christliche Glaube überhaupt noch Maßstab sein könne.

Wolfgang Thierse erklärte, dass alle Menschen in ihrer gleichen Gotteskindschaft von Gott geliebt seien. Diese Tatsache gelte es in die Politik zu übersetzen. Im Anschluss hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, aus einer Reihe von Workshops auszuwählen, die von Abgeordneten des Bundestages gehalten wurden. Dabei standen die Themen Armut, Nahost, Entwicklungspolitik, Verschuldung und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Mittelpunkt.

Bei den begeisterten Teilnehmern wird dieses Wochenende nach eigenen Angaben noch lange nachwirken. Das vormals belastete entpersonalisierte Politikbild müsse dem des menschlichen und engagierten Politikers weichen, sagten viele. Auch von der organisatorischen Seite zog stellvertretend Dieter Boy das Fazit: „Das Wochenende der Begegnung hat jetzt schon zum 15. Mal das gehalten, was der Name verspricht – viel Raum für persönliche Begegnung mit Gott und Menschen.“

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