„Bush in göttlicher Mission“: Thema Glaube

B e r l i n (PRO) - US-Präsident George W. Bush war auf Kurzbesuch in Deutschland. Und endlich konnten Fernsehsender wie der Spartenkanal "Phoenix" wieder einmal in ihre Archive greifen und Dokumentationen senden wie diese: "Bush in göttlicher Mission - Der US-Präsident und die christliche Rechte". Neben Afghanistan, Irak und Guantanamo ist immer auch der Glaube Bushs ein Thema.
Von PRO

Den Inhalt der Dokumentation gibt „Phoenix“ so wieder: „Bush wirbt um radikale Christen. Seine Gegner meinen, er gehe zu weit für seine Religion. Seine Gefolgsleute sehen George W. Bush in göttlicher Mission. Mit 30 lebt George W. Bush im so genannten Midland, Texas, wo es nur zwei Dinge zu tun gibt: in die Kirche gehen oder in die Kneipe. Bush trinkt. Er bringt seine Familie mit seinen Alkoholeskapaden in Verlegenheit. In der Kirche erzählt er Witze und gähnt bei der Messe.

Als sein Vater Präsident werden will, verlangen die Wahlkampfmanager eine Radikalkur. Die Anonymen Alkoholiker? Nichts für einen Macho wie ihn. Er wählt die Bibelgruppe für Männer. Sie bewirkt mehr als eine Therapie. Er schwört dem Alkohol ab und findet zu Gott… Mit Anfang 50 sagt Bush: ‚Ich habe den Ruf gehört. Ich glaube, Gott will, dass ich Präsident werde.‘ Die einflussreichsten Kirchenführer des sogenannten Bibelgürtels unterstützen George W. Bush und drängen ihre Gläubigen zur Wahl.

Bush wird vom Gouverneur zum Präsidenten. ‚Bush hat Gott nicht benutzt, um gewählt zu werden‘, sagt ein Priester: ‚Gott hat Bush benutzt‘. Das Gebet ist ein festes Ritual im Amtssitz des Präsidenten. Befreundete Pastoren unterrichten Bibelkunde im Weißen Haus… Im Anti-Terror-Krieg formuliert George W. Bush seine Ziele wie Glaubensbotschaften. Er stellt damit auch die religiösen Rechten zufrieden. Zum Beispiel jene, die den Irak-Angriff zum Schutz von Israel wollen, allein weil nur dort Jesus auf die Erde zurückkehren könne.“

David Aikman: „Ein Mann des Glaubens“

Doch es gibt auch andere Sichtweisen. Statt Bush seinen Glauben abzusprechen oder ihn dafür zu kritisieren, fordert etwa der frühere Redakteur des US-Magazins „Time“, David Aikman, eine differenziertere Berichterstattung. Der Journalist und Buchautor hat vor zwei Jahren eine Biographie über Bush veröffentlicht, die den Glaubensweg des US-Präsidenten nachzeichnet. Titel: „A Man of Faith“ („Ein Mann des Glaubens“). Das Interview mit David Aikman, der in der Nähe von Washington D.C. lebt, erschien in Ausgabe 4/2004 des Christlichen Medienmagazin „pro“. Und weil auch wir gerne ins Archiv greifen, dokumentieren wir an dieser Stelle Auszüge aus dem Interview mit Aikman.

pro: Ein Buch über den Glauben des amtierenden US-Präsidenten zu verfassen, ist bislang wohl einmalig in der Literatur. Wie kam es zu der Idee, „A Man of Faith“ zu schreiben?

Aikman: Mein Buch ist nicht so einmalig wie sie meinen. Über viele Präsidenten der Vereinigten Staaten wurden bisher Bücher geschrieben, die sich speziell auf den Glauben des Amtsinhabers konzentrierten. Was „A Man of Faith“ so einmalig macht, ist sicher vielmehr die Tatsache, dass es über einen Präsidenten geschrieben ist, der seinen christlichen Glauben wie kein anderer vor ihm in der Öffentlichkeit bekennt. Ich selbst habe das Buch aus zwei Gründen geschrieben: Erstens bin ich selber Christ und zweitens aber auch ein Journalist, der sein Leben lang für bekannte Magazine geschrieben hat und von dem Verleger für glaubwürdig befunden wurde. Ich habe sehr viele Gespräche mit Vertrauten von Präsident Bush geführt, habe Details intensiv recherchiert und auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft.

Im Vergleich zwischen den USA und Deutschland: Welche Unterschiede sehen Sie in dem Umgang mit Religion und Politik?

Deutschland hat den Glauben und seine christlichen Wurzeln noch mehr hinter sich gelassen als die USA. Die Zahl der Menschen, die in Deutschland noch in die Kirche gehen, ist um ein vielfaches geringer als in den Vereinigten Staaten. Es gibt in Deutschland daher auch wesentlich weniger Sympathie für die Glaubensüberzeugung eines Politikers. Im Gegenteil: Die Mehrheit der Deutschen hält das Privatleben oder die persönlichen Überzeugungen eines Politikers für nicht relevant.

In der US-amerikanischen Geschichte hatten immer wieder bekennende Christen das „einflussreichste politische Amt der Welt“ inne, wie Abraham Lincoln, Jimmy Carter oder Ronald Reagan. Ist ein Christ im Weißen Haus automatisch der bessere Präsident?

Daraus kann man natürlich keine Regel machen. Aber was für mich auch während der Recherche an meinem Buch überraschend war: alle US-Präsidenten waren entweder Christen, oder aber sie glaubten an eine Art der Vorsehung, die Geschichte bestimmt. Eine große Mehrheit der US-Bevölkerung ist bis heute der Ansicht, dass der Glaube eines Präsidenten für sein Amt nützlich ist. Jimmy Carter war aber der erste Präsident, der seinen christlichen Glauben in der Öffentlichkeit vertrat. Ich war damals „Time“-Korrespondent in Washington und erinnere mich noch sehr genau, wie Kollegen bei mir anriefen und fragten: David, was ist eigentlich ein wiedergeborener Christ? So hatte sich Carter bezeichnet – nur: keiner konnte etwas damit anfangen.

„Sie und ich sind hier, weil wir glauben, dass der Glaube Leben verändern kann“, sagte George W. Bush 1999 in einer Predigt in einer Baptistengemeinde. Wie hat der christliche Glaube das Leben des früheren Unternehmers und jetzigen Politikers George W. verändert?

Sein Leben änderte sich durch zahlreichen Gesprächen, die Bush damals mit Pastoren und bekannten christlichen Persönlichkeiten führte. Unter anderem mit Billy Graham, der ein enger Freund der Familie Bush ist. Im Sommer 1985 besuchte Graham die Bushs in ihrem Urlaub in Maine, und George W. hatte sehr viele Fragen über den Glauben an den bekanntesten Prediger der USA. Bush selbst sagte über diese Begegnung: Billy Graham hat mich auf den Weg des Glaubens gebracht, er hat ein Pflanzenkorn in mein Herz gegeben, dass in den kommenden Jahren wachsen sollte. Durch Graham wurde Bush ein Mann des Glaubens.

Doch statt als ein „Mann des Glaubens“ wird Bush oft, insbesondere in Deutschland, als „Mann des Krieges“ bezeichnet. Muss das Bush-Bild in der internationalen Politik und Gesellschaft korrigiert werden?

In Deutschland herrscht das Problem, dass die Menschen nicht mehr verstehen, was eigentlich der christliche Glaube ist. Sie sind sehr weit von der Reformation, von Martin Luther, entfernt. Auch aus diesem Grund akzeptieren die Menschen schneller Klischees als Tatsachen. Bush gilt als Kriegstreiber, Rechtsgerichtet, Evangelikal und daher engstirnig. Das Seltsame ist nur: die gleichen Attribute wurden in Deutschland schon Ronald Reagan angehängt. Dass Reagan den Kalten Krieg beendet hat, wurde ihm erst dann als positiv angehängt, nachdem er schon nicht mehr Präsident war. Dass Bush als  Mann des Krieges bezeichnet wird, muss so akzeptiert werden. Denn jeder Präsident ist qua Amt verpflichtet, die amerikanische Verfassung und das Land der Vereinigten Staaten zu verteidigen. Das hat Bush nach den Attentaten am 11. September 2001 getan. Dass ein Staat Gewalt anwenden kann, um sich zu verteidigen, ist eines der Grundrechte internationaler Politik.

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