„Es fehlt an den Basics“

Am Mittwoch haben sich Bund und Länder auf eine Verfassungsänderung geeinigt und damit den Weg für den Digitalpakt geebnet. Schulen sollen profitieren. Hessens Landesschulsprecher Johannes Strehler begrüßt im pro-Interview den Durchbruch.
Von PRO
Lehrer sollten den Umgang mit digitaler Technik im Unterricht erlernen können, findet Hessens Landesschulsprecher Johannes Strehler

pro: Bund und Länder haben sich gestern auf eine Grundgesetzänderung geeinigt und damit den Weg frei gemacht für den Digitalpakt. Was bedeutet das für die Schulen?

Johannes Strehler: Es ist gut, dass das Geld endlich kommt. Die Schulen brauchen es für nötige Investitionen. Es geht zwar insgesamt nicht um sehr viel Geld in Bezug auf den gesamten Bildungsetat. Aber es fehlte bisher. Jetzt können Schulen endlich die alten Overhead-Projektoren durch Beamer ersetzen.

Woran mangelt es im Moment in der digitalen Schule?

Es sind lustigerweise die Basics: Dass flächendeckendes Internet verfügbar ist, damit die Beamer und Laptops überhaupt benutzt werden können. Ein zweiter Punkt ist die Lehrerfortbildung. Viele Lehrer haben nicht genug Know-How, digitale Lehrmethoden anzuwenden. Wenn wir diese beiden Grundsteine gelegt haben, können wir darüber sprechen, ob wir Laptopklassen haben wollen, in jedem Raum einen Beamer oder ein Smartboard installieren.

Geld ist das eine, Ausbildung das andere. Oft sind Schüler fitter, was den Umgang mit digitalen Medien angeht. Können Lehrer mit der neuen Technik überhaupt umgehen?

Wir Schüler sind als Digital Natives mit Digitaltechnik aufgewachsen, viele ältere Lehrer aber nicht. Es ist keine Frage des Willens. Viele Lehrer wollen den Umgang damit lernen, es gibt aber nicht genügend Ausbildungskapazitäten. Ziel sollte sein, dass am Ende alle Lehrer digitale Medien im Unterricht einsetzen können.

„Es hilft nichts, wenn wir stumpf Daten auswendig lernen“

Warum finden Sie es wichtig, dass das Klassenzimmer digital wird?

Weil man mit der Zeit gehen muss. Unser Privat- und später auch unser Berufsleben ist digital. Wir nutzen WhatsApp, Facebook und das Internet, um Dinge nachzuschlagen. Unser Leben hat sich angepasst. Es stimmt nicht, wenn man sagt: Du wirst vielleicht einmal keine Übersetzungssoftware oder keinen Taschenrechner bei dir haben, deswegen musst du es auch so können. Wir haben alle immer unser Handy dabei, auf dem Taschenrechner und Übersetzer installiert sind. Unser gesamtes Wissen ist online abrufbar. Daran müssen wir die Schule anpassen. Es hilft nichts, wenn wir stumpf Daten auswendig lernen, die wir einfach googeln können. Wir müssen stattdessen viel kritischer werden und Fähigkeiten entwickeln, die man im Internet braucht. Das geht nur, wenn wir die Digitalisierung in die Klassenzimmer bringen.

Aber es ist doch wichtig, dass Schüler auch Inhalte lernen – und nicht nur wissen, wo man sie nachschlagen kann. Die alte Konkurrenz zwischen Wissens- und Kompetenzvermittlung.

Natürlich ist Wissen wichtig, das eine schließt das andere aber nicht aus. Die aktuell vermittelten Kompetenzen orientieren sich zu wenig daran, was im Berufsleben und im Alltag gebraucht wird. Wir müssen heute lernen, wie man mit Fake News umgeht, wie man nachvollziehen kann, wie Nachrichten entstanden sind. Wir müssen globales Denken fördern. Wer sollte das einem beibringen, wenn nicht die Schule?

Sollten Smartphones auch im Unterricht eingesetzt werden?

Es kommt auf die Situation an. Natürlich ist es sinnvoller, wenn ein Lehrer Hintergrundinformationen am Tag vor der Unterrichtsstunde per WhatsApp verschickt, als sie 20 Mal auszudrucken. Ein generelles Handyverbot wäre irrsinnig. Man denke nur daran, wie hilfreich es ist, wenn man in einer Freistunde beim Bearbeiten einer Aufgabe nichts googlen darf. Dass ein Handy in einer Klausur nichts zu suchen hat, ist klar.

Vielen Dank für das Gespräch.

Warum finden Sie es wichtig, dass das Klassenzimmer digital wird?

Weil man mit der Zeit gehen muss. Unser Privat- und später auch unser Berufsleben ist digital. Wir nutzen WhatsApp, Facebook und das Internet, um Dinge nachzuschlagen. Unser Leben hat sich angepasst. Es stimmt nicht, wenn man sagt: Du wirst vielleicht einmal keine Übersetzungssoftware oder keinen Taschenrechner bei dir haben, deswegen musst du es auch so können. Wir haben alle immer unser Handy dabei, auf dem Taschenrechner und Übersetzer installiert sind. Unser gesamtes Wissen ist online abrufbar. Daran müssen wir die Schule anpassen. Es hilft nichts, wenn wir stumpf Daten auswendig lernen, die wir einfach googeln können. Wir müssen stattdessen viel kritischer werden und Fähigkeiten entwickeln, die man im Internet braucht. Das geht nur, wenn wir die Digitalisierung in die Klassenzimmer bringen.

Aber es ist doch wichtig, dass Schüler auch Inhalte lernen – und nicht nur wissen, wo man sie nachschlagen kann. Die alte Konkurrenz zwischen Wissens- und Kompetenzvermittlung.

Natürlich ist Wissen wichtig, das eine schließt das andere aber nicht aus. Die aktuell vermittelten Kompetenzen orientieren sich zu wenig daran, was im Berufsleben und im Alltag gebraucht wird. Wir müssen heute lernen, wie man mit Fake News umgeht, wie man nachvollziehen kann, wie Nachrichten entstanden sind. Wir müssen globales Denken fördern. Wer sollte das einem beibringen, wenn nicht die Schule?

Sollten Smartphones auch im Unterricht eingesetzt werden?

Es kommt auf die Situation an. Natürlich ist es sinnvoller, wenn ein Lehrer Hintergrundinformationen am Tag vor der Unterrichtsstunde per WhatsApp verschickt, als sie 20 Mal auszudrucken. Ein generelles Handyverbot wäre irrsinnig. Man denke nur daran, wie hilfreich es ist, wenn man in einer Freistunde beim Bearbeiten einer Aufgabe nichts googlen darf. Dass ein Handy in einer Klausur nichts zu suchen hat, ist klar.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Nicolai Franz

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