Tagung: Kinder in der Mediengesellschaft

Zur 12. Tagung des Forums „Kinder in Kirche und Gesellschaft“ der Deutschen Evangelischen Allianz an diesem Wochenende werteten Referenten den Umgang mit modernen Medien und Kommunikationsmitteln aus. Zum Thema „Kinder in der Mediengesellschaft“ sprach in Bad Blankenburg unter anderen Fachbuchautorin Ellen Nieswiodek-Martin.
Von PRO

Wie schnell sich die Zeit verändert habe, zeigte Nieswiodek-Martin während ihres Vortrags zum Thema „Medienkompetenz entwickeln“. Viele Teilnehmer erinnerten sich noch daran, zum Umschalten der TV-Programme aufstehen zu müssen oder daran, wie sie ihre Lieblingslieder aus dem Radio auf Kassette aufnahmen. Mittlerweile hätte die Medienlandschaft sich gewandelt: Kinder wachsen mit modernen Medien auf und seien über die modernen Kommunikationsmöglichkeiten oft besser informiert als die eigenen Eltern. Oft würden sie dies auch zu ihrem Vorteil nutzen. Jugendliche würden zum Beispiel nicht selten im Rahmen von Projektarbeiten Senioren das Internet oder Hilfsmittel für PC, Laptop und Tablets erklären.


„Medienkompetenz entwickeln“ bedeute, Dinge kritisch zu reflektieren, Medien aktiv und selbstbestimmt zu nutzen. „Man kommt nicht darum herum, sich mit Medien zu beschäftigen,“ sagte Nieswiodek-Martin. Das Schwierige sei die Anonymität, die Kinder schwer verstehen können. Auch das Unterscheiden zwischen „echt“ und „fake“ sei für Kinder nicht leicht. Jugendliche hätten weniger Probleme damit. Kinder könnten kaum verstehen, dass zum Beispiel Bilder ihrer Idole aus dem Fernsehen nach der Maske noch mit dem Computer nachbearbeitet werden und dadurch vor allem jungen Frauen eine unerreichbare Perfektion vorgaukeln.


Die Referentin gab den Zuhörerinnen und Zuhörern mit auf den Weg, gemeinsam mit den Kindern Regeln für den Umgang mit Medien zu besprechen, auch einmal in die Welt der Computerspiele einzutauchen, um zu verstehen, wie schwer es für Kinder und Jugendliche sein kann, plötzlich auszuschalten. Dann erst gilt es, gemeinsam einen Weg zu finden, um eine spätere eventuelle Sucht auszuschließen. 


Thomas Kretzschmar vom Arbeitskreis „Kinder in Kirche und Gesellschaft der Deutschen Evangelischen Allianz“ sprach zum Thema „Cybermobbing – Wenn das Netz dich fertig macht“.
 Er stellte fest: Nicht jede Beleidigung kann gleich als Mobbing angesehen werden. Es sei eine Form der offenen, subtilen Gewalt, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecke mit dem Ziel der sozialen Ausgrenzung der Opfer. „Mobbing passiert nie auf Augenhöhe.“ Die Täter wollten ihr Selbstwertgefühl steigern. Die Opfer hingegen suchten die Schuld bei sich selbst. Die Auswirkungen seien seelische und körperliche Beeinträchtigungen, sie blieben der Schule fern oder verpassten absichtlich den Bus, wenn sie dort ihren Feinden begegnen. Kretzschmar fügte hinzu:„Mobbing gibt es überall – sowohl in der Schule als auch im Berufsleben.“

Opfer suchen Schuld bei sich selbst

Um den Opfern zu helfen, gelte es, zunächst das Gespräch mit ihnen zu suchen: „Bleiben Sie so lang dran, bis Sie wirklich alles sagen können. Das geht meistens nicht so schnell.“ Ein zweiter Schritt sei laut Kretzschmar: „Sucht euch eine Unterstützergruppe, Zeugen und die sonst stillen Außenseiter, die man wecken muss.“ Punkt drei sei das Gespräch mit dem Täter. Immer wieder betonte der Referent die Nachbearbeitung, damit wirklich ein Erfolg eintreten könne.

Bei Cybermobbing, bei dem die Schwierigkeit darin liegt, dass der Täter anonym bleiben kann, müssen die Opfer die technischen Möglichkeiten kennen und anwenden können, wie die Meldung eines Nutzers, der gegen die Regeln sozialer Netzwerke verstößt. „Nicht antworten“ ist eine Faustregel, ebenso wie Beweise sammeln in Form von SMS oder Screenshots. Das Wichtigste sei, darüber zu reden. Das größte Problem sei, dass sich die Opfer schämen und versuchen wollen, das Thema totzuschweigen. Der Referent forderte auf: „Verschließt nicht die Augen. Werdet aktiv.“

Zudem sprach Medienexperte Wolfgang Stock in seinem Vortrag „Aktuelle Tendenzen der Medienlandschaft“ darüber, dass soziale Netzwerke auch für gute Zwecke verwendet werden können. Er zeigte anhand verschiedener Videos zum Beispiel die Geschichte der Geburt Jesu oder wie es zur Reformation durch Martin Öffnet externen Link in neuem FensterLuther kam. Solche Videos könnten geteilt werden. „Wir können die Dinge, die uns wichtig sind, packen“, sieht der Referent den Vorteil in sozialen Netzwerken.

Von der Steintafel über Papyrus, von der Rolle bis zum Buch – schon immer wurden, auch von Christen, die modernsten Mittel zur Verbreitung von Informationen genutzt, erläutert Stock. „Aber Social Media haben die Christen verpennt“, resümiert der Referent. (pro)

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