Studie: Tabakindustrie verführt Jugendliche

Je mehr Zigarettenwerbung Jugendliche sehen, desto stärker ist ihr Bedürfnis zu rauchen, sagt eine neue Studie. Die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) findet dieses Ergebnis alarmierend und warnt: Die Tabakindustrie setzt besonders auf Motive, die junge Menschen ansprechen.

Von PRO

Zigarettenwerbung verfehlt ihre Wirkung nicht – das gilt auch bei Jugendlichen. Das ergab eine Studie von DAK und dem Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) in Kiel. Die Ergebnisse wurden am Dienstag im "American Journal of Preventive Medicine" veröffentlicht. Wie die DAK mitteilte, haben Wissenschaftler das Verhalten von rund 3.400 deutschen Schülern zwischen 10 und 17 Jahren beobachtet. Sie legten den Kindern und Jugendlichen unter anderem Werbung von sechs Zigarettensorten vor, ohne die Marke erkennen zu lassen. Die Schüler sollten berichten, wie oft ihnen eine Werbung bereits begegnet war, und ob sie sich an den Markennamen erinnerten.

Die Ergebnisse deutet die DAK als alarmierend: Je eher die Kinder und Jugendlichen die Zigarettenwerbung wiedererkannten und den Markennamen nennen konnten, desto eher griffen sie auch zum Glimmstengel, so die Studie. In der Gruppe, die die Zigarettenwerbung häufig erkannte, hatten doppelt so viele Schüler schon einmal geraucht wie in der Gruppe, die die Reklame selten erkannte. Die Anzahl der aktuellen Raucher war sogar dreimal so hoch.

Wer jung Tabakwerbung sieht, raucht im Alter

Hinzu kommt: Die Wissenschaftler wollen ermittelt haben, dass Jugendliche, die Tabakwerbung bewusst wahrnehmen, im Erwachsenenalter häufiger zu Rauchern werden. Innerhalb der Schülerstichprobe wurde eine Untergruppe von Schülern gebildet, die noch nie geraucht hatten. Bei diesen wurde die so genannte "Empfänglichkeit für zukünftiges Rauchen" erhoben, wie eine DAK-Sprecherin gegenüber pro erklärte. Dieses Konstrukt sei eine Kombination aus den Fragen, ob man bei dem Zigarettenangebot eines guten Freundes rauchen würde und ob man daran denke, in Zukunft zu rauchen. Jeder, der dies nicht für sich ausschließen konnte, wurde als empfänglich für zukünftiges Rauchen angesehen. Schüler, die zwar noch nie geraucht, aber schon viel Zigarettenwerbung gesehen hatten, würden eher probieren wollen als Schüler mit geringem Werbekontakt, so das Ergebnis.

Studienleiter Reiner Hanewinkel teilte mit: "Erfreulicherweise hat sich seit 2001 die Anzahl der jugendlichen Raucher fast halbiert. Aber noch immer greift mehr als jeder siebte Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren regelmäßig zur Zigarette." DAK-Sprecher Ralf Kremer erklärte: "Ganz bewusst setzt die Tabakindustrie auf Motive, die Jugendliche anspricht. Der Flirt beginnt mit dem Angebot einer Zigarette, oder junge Leute sitzen in fröhlicher Runde zusammen und rauchen. Der ‚Marlboro man‘ signalisiert Freiheit, Abenteuer und Unabhängigkeit." Dabei würden gerade Jugendliche besonders schnell abhängig. Bereits nach vier Wochen gelegentlichen Rauchens litten sie unter Entzugserscheinungen wie Nervosität, Unruhe und Gereiztheit.

Seit Dezember 2006 ist Tabakreklame in Zeitungen und Magazinen verboten. Derzeit darf auf Werbeflächen, in und an Verkaufsstellen und im Kino nach 18 Uhr für Zigaretten geworben werden. (pro)


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