Über 75 Tote: Terror gegen Christen in Pakistan

Bei zwei Selbstmordanschlägen auf eine christliche Kirche in Peshawar sind am Sonntag mehr als 75 Menschen getötet worden. Über 130 Personen wurden verletzt. Die Behörden vermuten militante Islamisten hinter den Bluttaten.
Von PRO

Die Gläubigen waren gerade dabei, die Kirche nach der Sonntagsmesse zu verlassen und auf dem Kirchenvorplatz gemeinsam zu essen, als sich zwei mit jeweils sechs Kilogramm Sprengstoff bewaffnete Selbstmordattentäter in die Luft sprengten, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa).

Ein Augenzeuge sagte gegenüber dem Sender Geo TV, mindestens 600 Gläubige seien zur Tatzeit auf dem Kirchenareal versammelt gewesen. Unter den Toten seien auch Frauen und Kinder. „Ich hörte zwei Explosionen. Die Leute fingen an zu rennen. Überall waren menschliche Überreste vor der Kirche“, berichtete eine Augenzeugin laut Spiegel Online. „Es war die Hölle für uns alle“, sagte Nazir John, einer der Kirchenbesucher. „Als ich wieder zu Sinnen kam, sah ich überall nur Rauch, Staub, Blut und schreiende Menschen.“

Nach Angaben der örtlichen Polizei bekannte sich zunächst niemand zu dem Anschlag. In Peshawar, einer Stadt im Nordwesten Pakistans mit über drei Millionen Einwohnern, verüben Taliban-Gruppen immer wieder Terroranschläge.

Bischof Sadiq Daniel, der den anglikanischen Kirchen Pakistans vorsteht, forderte einen besseren Schutz der Kirchengebäude. Er kündigte eine dreitägige Trauer an, bei der alle christlichen Einrichtungen geschlossen bleiben sollen.

Premierminister: „Terroristen haben keine Religion“

Premierminister Nawaz Sharif verurteilte den Anschlag. Unschuldige zu töten verstoße gegen die Lehren des Islam und aller anderen Religionen. „Terroristen haben keine Religion“, erklärte er gegenüber der Presse. Seit seiner Amtsübernahme im Juni ist Sharif bemüht, Verhandlungen mit den pakistanischen Taliban in die Wege zu leiten – bisher ohne Erfolg. Als Signal des guten Willens hatten pakistanische Behörden am Samstag den Taliban-Kommandeur Mullah Abdul Ghani freigelassen.

Christen, die im mehrheitlich muslimischen Pakistan eine kleine Minderheit stellen, klagen immer wieder über Diskriminierung und Gewalt, besonders aufgrund der umstrittenen „Blasphemiegesetze“, die Kritik am Islam unterbinden sollen. Gezielte Angriffe auf Kirchen sind jedoch – anders als beispielsweise in Nigeria – eher selten. (pro)

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