Kirchen keine Wertevermittler

Politikern sind andere Werte wichtig als deren Wählern. Das geht aus den Ergebnissen der „Wertestudie 2013“ hervor. Kirchen spielen als Wertevermittler kaum eine Rolle.
Von PRO
An Werten orientiert sich, wie Menschen in der Gesellschaft zusammenleben. Allerdings scheinen Politikern und Bürgern unterschiedliche Werte wichtig zu sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie „Werte und Wertewandel“. Diese entstand in einer Zusammenarbeit des Meinungsforschungsinstituts YouGov und der gemeinnützigen Wissenschaftstiftung Change Centre Foundation. Die Studie soll laut YouGov zur „Versachlichung einer immer wiederkehrenden Debatte um den Wertewandel“ beitragen.

Während den Politikern Gemeinschaftswerte wie Gerechtigkeit (63 Prozent), Toleranz (55 Prozent), Freiheit (53 Prozent) und Solidarität (51 Prozent) besonders wichtig erscheinen, sind für die Bevölkerung konkrete Qualitäten des Zusammenlebens entscheidender. Jedoch erreicht kein Wert in der Beurteilung der Bürger mehr als 50 Prozent der Zustimmung. Die wichtigsten Werte für sie sind Respekt (44 Prozent), ebenfalls Gerechtigkeit (43 Prozent), Ehrlichkeit (41 Prozent) und Familie (39 Prozent).

„Politiker brauchen mehr Volksnähe“

„Es sieht so aus, als ob viele Politiker vor ihrer Antwort in den Parteiprogrammen geblättert hätten, so abstrakt sind die genannten Werte“, sagte Joachim Klewes von der Change Centre Foundation. „Gerechtigkeit ist für alle Volksvertreter der Top-Wert. Allerdings wird das Ergebnis durch die extrem hohe Gerechtigkeitspräferenz der Linken, Grünen und SPD nach oben gezogen“, fügte Holger Geißler von YouGov hinzu.

„Natürlich wollen die Bürger auch Gerechtigkeit, aber unmittelbar flankiert von Respekt und Ehrlichkeit – also Werten, die viel stärker auf den Umgang miteinander zielen“, sagte Ulrich von Alemann, Politikwissenschaftler an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Auffällig jedoch sei die unterschiedliche Beurteilung von Werten zwischen einer Partei und deren Wählern. „Wertediskrepanzen kommen immer dann zustande, wenn die Lebenswirklichkeiten sich stark unterscheiden. Ich fürchte, das ist zwischen Politikern und Bürgern oft der Fall. Die Volksvertreter müssen näher an ihr Volk rücken“, kommentierte Klewes die Ergebnisse.

Eltern und Lehrer als Wertevermittler


Weniger bedeutsam sind Bürgern die Werte Tradition (7 Prozent), Offenheit (9 Prozent) und Fleiß (11 Prozent). Auch Tugenden wie Freundlichkeit, Pünktlichkeit, Loyalität, Höflichkeit und Treue wurden nicht hoch bewertet. Bei Politikern sieht es ähnlich aus. Besonders geringen Zuspruch erfahren Werte wie Treue und Pünktlichkeit.

Übereinstimmung herrscht zwischen Wählern und Politikern bei der Frage, wer für die Vermittlung von Werten verantwortlich sei. Beide sind der Ansicht, dass Eltern eine bedeutende Rolle bei der Vermittlung einnehmen, ebenso Erzieher und Lehrer. Klewes erklärt das so: „Werte werden nur durch direkte Kommunikation im Nahbereich glaubwürdig vermittelt. Deshalb schneiden die bloß medial erfahrbaren Experten, auch Kirchenvertreter und Promis, hier so schlecht ab.“

Außerdem sind beide Personengruppen der Ansicht, dass die Bedeutung von Werten in den letzten Jahren abgenommen habe. Das sehen 55 Prozent der Bürger und 39 Prozent der befragten Politiker so. Für die Studie befragte YouGov im Juni und Juli rund 2.000 Bürger und 1.000 Abgeordnete auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene. (pro)
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