Islamist wegen Blasphemie verurteilt

In Ägypten ist ein Islamist nach Medienberichten zu elf Jahren Haft verurteilt worden, weil er öffentlich eine Bibel zerfetzt und verbrannt hat. Häufiger sind aber Christen von den dortigen Blasphemie-Gesetzen betroffen.

Von PRO

Wie die Zeitung Al-Ahram am Sonntag online berichtete, sah es ein Kairoer Gericht als erwiesen an, dass Ahmed Mohammed Abdullah, der sich Abu Islam (Vater des Islam) nennt, mit seiner Tat die Religion beleidigt hat. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Der Salafist Abdullah betreibt in Ägypten unter anderem den Sender Maria TV, dessen ausschließlich weibliche Mitarbeiter allesamt vollverschleiert vor und hinter der Kamera agieren.

Der ebenfalls angeklagte Sohn Abdullahs, Islam, wurde den Angaben nach zu acht Jahren Haft verurteilt. Er und sein Vater hatten während der gewalttätigen Proteste gegen ein im Internet veröffentlichtes Mohammed-Schmähvideo im September 2012 vor der US-Botschaft zuerst eine Bibel zerfetzt und dann angezündet. Blasphemie steht in Ägypten unter Strafe und kann eigentlich nur mit bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe geahndet werden.

Zunahme von Blasphemie-Urteilen

Bereits im September hatte das Gericht angekündigt, die Bibelzerstörung ahnden zu wollen. Die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) nannte das Vorhaben damals ein seltenes Beispiel dafür, dass Ägypten seine Blasphemie-Gesetze zugunsten des Christentums auslegt. In der Regel gehe es bei Gerichtsprozessen dieser Art um Beleidigungen des Islam. Abdullah erklärte damals: „Ich habe mir immer gewünscht, vor das Gericht zu ziehen, um der Welt zu erklären, dass es so etwas wie die Bibel nicht gibt. Jede Kirche im Westen hat ihr eigenes heiliges Buch."

In den vergangenen Monaten gab es auch Berichte über Inhaftierungen von Christen wegen Gotteslästerung. Die Zeitung Welt berichtete von zwei koptischen Jungen, die festgenommen worden seien, weil sie einen Koran geschändet haben sollen. Die Gesellschaft für Bedrohte Völker teilte im vergangenen Jahr mit, die Zahl der Anzeigen wegen Gotteslästerung hätten im Zuge der Veröffentlichung des Mohammed-Schmähvideos deutlich zugenommen: Mindestens 17 Verfahren gegen Kopten seien allein zwischen September und Oktober 2012 eröffnet worden. (dpa/pro)

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