Kritik an ProChrist sorgt für Streit

Kurz vor dem Abschlussgottesdienst der Evangelisationsreihe ProChrist hat die Kritik eines Berliner Superintendenten an Prediger Ulrich Parzany für Aufruhr gesorgt. Dieser hatte in einem Schreiben an den Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg bedauert, dass seine Kirche „in den Ruch gerät, homophobe Äußerungen von ProChrist zu unterstützen”. Dazu ging nun eine Beschwerde beim Berliner Bischof ein.

Von PRO

Noch bis Sonntag läuft bundesweit die Reihe ProChrist. Redner der Evangelisation ist wie auch in den Jahren zuvor der Pfarrer Ulrich Parzany. Doch nicht nur auf Parzany ist Verlass. Auch die Lesben- und Schwulenverbände melden sich regelmäßig im Vorfeld der öffentlichen Gottesdienst-Serie, um Kritik an ProChrist selbst, aber auch an Ulrich Parzany zu üben. So teilte der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg Anfang März mit, er sei besorgt, weil mehrere Gemeinden der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz die im März stattfindenden Veranstaltungen von ProChrist unterstützten. Hauptredner Ulrich Parzany habe in Interviews und Streitgesprächen wiederholt Sympathie für „Umpolungstherapien” für Homosexuelle erkennen lassen. Auch in Predigten setze er Homosexuelle herab. Der Verband verweist auf eine Veranstaltung im Jahr 2007 in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin: „Alle reden von Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Doch das öffentliche Leben aber versinkt im Gegenteil. Die Lüge wird zu einem Grundraster der Politik. Der Ehrliche ist der Dumme. Geiz ist geil. Egoismus ist chic. Ehebruch und homosexuelle Praxis sind gängiger Lebensstil”, zitieren die Verantwortlichen Parzany. Die Veranstalter von ProChrist bezeichnet der Verband als „Fundamentalisten”.

Auf Anfrage des Verbandes bezogen die Berliner Superintendenten Carsten Bolz und Bertold Höcker Stellung zum Thema. Seine Kirche halte an ihrer offenen Haltung gegenüber Lesben und Schwulen fest, schreibt Bolz an den Verband. „Sie können sicher sein, dass wir (wie schon 2007) entschieden Position beziehen würden, sofern uns Äußerungen bekannt werden, die nicht mit der beschriebenen Grundüberzeugung unserer Kirche übereinstimmen”, heißt es weiter. Höcker erklärt: „Ich bedaure, dass die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz in den Ruch gerät, homophobe Äußerungen von ProChrist zu unterstützen. Wir haben aus den Erfahrungen mit dieser Organisation gelernt. (…) Aber auch wir werden weiterhin unsere Hausaufgaben machen müssen. Ich bitte jedoch die in den wichtigen Großkirchen Berlins stattfindenden Gottesdienste zum CSD und die klaren Aussagen der Landessynode und des Bischofs gegen jegliche Homophobie als die eigentlichen und offiziellen Aussagen des Protestantismus zu werten.”

„Diffamierend und ausgrenzend”

Gegen die kritischen Aussagen Höckers hat nun ein Berliner Christ Beschwerde an höchster Stelle eingelegt. In einem Brief an den Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, nennt der Politikberater Dieter Boy die Äußerungen Höckers „diffamierend und ausgrenzend”: „Ich freue mich, dass Herr Superintendent Dr. Höcker das Vertrauen des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) Berlin-Brandenburg genießt. Noch mehr würde ich es begrüßen, wenn er sich auch um das Vertrauen anderer Christen bemühen würde.” Zudem fordert er eine Entschuldigung des Superintendenten. „Mir steht es nicht zu, den Rücktritt von Superintendent Dr. Höcker zu fordern. Erwarten würde ich allerdings, wenn Sie als Vorgesetzter ihm nahelegen würden, sich bei Pfarrer Parzany und den Mitgliedern der EKBO, die sich im Rahmen von ProChrist engagieren, die Superintendent Dr. Höcker mit seinen abfälligen Äußerungen diskriminiert hat, zu entschuldigen.” Boy engagiert sich in diversen christlichen Initiativen. So war er Mitveranstalter der „Tage der Begegnung” – einem jährlichen Treffen junger Christen mit Bundespolitikern – und eines Gebetsfrühstücks im Rahmen der Berlinale. (pro)

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