Bericht: Kindergärten verzichten auf Weihnachtsfeiern

S t u t t g a r t (PRO) - Immer mehr christliche Kindergärten im Land verzichten auf eine Weihnachtsfeier. Der Grund, berichtet der Südwestrundfunk (SWR): Den andersgläubigen Kindern sei dies nicht zuzumuten. Das Verhalten stoße bei der evangelischen Landeskirche auf wenig Verständnis, so der SWR.
Von PRO

„Der evangelische Kindergarten Stuttgart-Gablenberg gehört zu denen, die auf eine Weihnachtsfeier verzichten. Nach Angaben der Kindergartenleitung seien derzeit von den 36 Kindern, die die Einrichtung besuchten, vier evangelisch, vier katholisch, dreizehn muslimisch und vier Kinder hinduistischen Glaubens“, heißt es in einem SWR-Bericht. Weihnachten sei dort schwer zu vermitteln, so dass der Kindergarten schon seit vielen Jahren auf eine Weihnachtsfeier verzichtet, so die Leiterin Anja Bonomo.

Landeskirche: „Christliche Botschaft vermitteln“

Auch wenn der Pfarrer der Stuttgarter Gemeinde Gablenberg damit kein Problem habe, da er „niemanden anderen Glaubens verprellen möchte“, sei die Absage einer Weihnachtsfeier im Kindergarten für die Evangelische Landeskirche in Württemberg unverständlich, schreibt SWR-Autor Holger Schmidt weiter. „Pressesprecher Klaus Rieth, selbst Pfarrer, kritisiert die Entscheidung des Kindergartens, hält das pädagogische Konzept in Gablenberg aber für einen Einzelfall. Normalerweise gebe es ‚überhaupt keine Schwierigkeiten, etwas interreligiös zu vermitteln‘. Ein evangelischer Kindergarten stehe auch für christliche Werte und dazu gehöre die Vermittlung der christlichen Botschaft.“

Landeskirche hat kein Verständnis für Verhalten

Religionspädagogen beobachteten zudem „seit einiger Zeit immer wieder einen ängstlichen Rückzug bei der Vermittlung christlicher Inhalte in Kindergärten“, so der SWR. So sei etwa kürzlich in Weiden an der Oberpfalz das St.-Martins-Fest religionsneutral in Laternenfest umbenannt worden, obwohl der überwiegende Teil der Kinder aus christlichen Familien stamme und die Eltern sich gegen die Umbenennung wehrten.

Pressesprecher Klaus Rieth habe für solch ein ausweichendes Verhalten kein Verständnis, schreibt Autor Schmidt. Wenn ein Kindergarten ein konfessioneller Kindergarten sei, solle er nicht mit seiner Konfession hinter dem Berg halten. Dies würden auch viele muslimische Eltern sagen, die ihre Kinder bewusst in eine derartige Einrichtung geben. „Der katholische Religionspädagoge Albert Biesinger (Tübingen) fordert, die religiöse Bildung im Kindergarten nicht runter-, sondern hochzufahren. Dies müsse nicht nur für die christliche Tradition gelten, sondern auch für muslimische Inhalte. Erzieherinnen müssten entsprechend dem Bildungsplan fortgebildet werden.“

Debatte um Nikolaus-Besuch in Kindergärten in Wien

Erst in der vergangenen Woche hatten Berichte in österreichischen Medien für Aufsehen gesorgt. Demnach solle in städtischen und privaten Kindergärten in Wien ab diesem Jahr der Besuch des Nikolaus ausfallen. Der Grund: Eltern muslimischer Kinder hätten sich immer wieder über den Auftritt des Nikolaus beschwert. Das Stadtjugendamt dementierte die Begründung und führte pädagogische Gründe an.

Angestoßen hatte die Debatte die sozialdemokratische Wiener Jugendstadträtin und Vizebürgermeisterin Grete Laska. Die SPÖ-Politikern sprach sich für ein Verbot des Nikolaus-Festes sowohl in den von der Stadt Wien als auch in von kirchlichen und privaten Trägern betriebenen Kindergärten aus. Laut österreichischen Medienberichten habe die Jugendstadträtin ihren Vorstoß mit der Rücksichtnahme auf Kinder mit nicht-christlichem Glauben begründet.

Nach massiven Protesten gegen die Initiative habe die Politikerin später andere Gründe für das offizielle Hausverbot des Nikolaus gefunden. Aus pädagogischen Gründen dürfe weder der Nikolaus noch der so genannte Krampus, eine Schreckgestalt, die in einigen Regionen traditionell den Nikolaus begleitet, vor Kindern auftreten, da diese meist verängstigt reagierten.

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