Am letzten Schultag vor den Ferien oder zum Valentinstag bietet die Kinokette „Cinestar“ regelmäßig besondere Veranstaltungen an. Niedrigpreise und zusätzliche Angebote wie beispielsweise ein „Liebesmenü“ sollen die Chemnitzer ins Kino locken. Vergangenen Mittwoch fand im „Cinestar Luxor“ die „Kinonacht der Frauen“ statt. Dort sollte unter anderem eine Wahrsagerin auftreten.
Veranstaltungsleiter Rico Grüner erklärte gegenüber der „Freien Presse Chemnitz“: „Für uns war das ein Spaß. Während sich am Jahresanfang viele etwas fürs neue Jahr vornehmen, dachten wir, könnten wir eine Wahrsagerin mal in die Zukunft blicken lassen.“
„Im schlimmsten Fall führt Vorhersage zu Selbstmord“
Doch offenbar rechnete Grüner nicht damit, dass der Auftritt der Frau bei einigen Chemnitzern mit Sorge betrachtet wurde. „Ein Besucher rief an und teilte uns mit, dass er persönlich sehr schlechte Erfahrungen damit gemacht habe. Seiner Mutter wäre ihr baldiger Tod vorausgesagt worden und darunter hätte sie sehr gelitten“, berichtete Grüner.
Der Leiter des christlichen Jugendzentrums „Die Arche“ in Chemnitz, Tilo Reichold, teilte den Veranstaltern der Kinonacht seine Bedenken schriftlich mit. „Ich bin seit zwölf Jahren seelsorgerisch tätig und weiß, dass manche Menschen solche Voraussagen sehr schlecht verkraften. Vor allem, wenn es darin um den eigenen Tod geht“, zitiert die „Freie Presse“ eine E-Mail Reicholds an die Kinoleitung. Im schlimmsten Fall habe der vorausgesagte tödliche Unfall zum Selbstmord geführt, ergänzt Reichold.
Wahrsagerin wollte Talismane gegen das „Böse“ verkaufen
Veranstaltungsleiter Grüner habe die Frau daraufhin gebeten, nichts Negatives vorauszusagen, schreibt die „Freie Presse“. Dieses Angebot habe die Frau jedoch mit den Worten abgelehnt: „Ich sage doch die Wahrheit und verschweige nichts.“ Um Grüner zu beruhigen, habe die Wahrsagerin hinzugefügt, dass sie auf der Veranstaltung Talismane verkaufe. Diese würden gegen das „Böse“ helfen.
Diese Art Geschäftemacherei wollten Grüner und die Kinoleitung nicht dulden und luden die Frau deshalb aus, schreibt die „Freie Presse“.
Bei dem „Arche“- Verein in Chemnitz handelt es sich nicht um eine Zweigstelle des christlichen Kinder-und Jugendwerks „Arche“ in Berlin. Die Chemnitzer „Arche“ versteht sich als Missionswerk für Kinder- und Jugendarbeit. Der Verein bietet unter anderem einen Kinder-, Teenie- und Jugendkreis an, betreibt einen eigenen Fußballverein und gibt eine Zeitschrift heraus. (PRO)