„Zoomer“: Christliche Studententreffen nichts für Aufgeklärte

Christliche Studentengruppen stehen immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Ende 2008 hatte der "Uni-Spiegel" über evangelikale Unigruppen berichtet , die ihren Kommilitonen den christlichen Glauben nahebringen wollen (pro berichtete). Jetzt hat das Nachrichtenportal "Zoomer" nachgezogen. Redakteurin Marie Preuß hat ein Treffen von "Campus für Christus besucht". Ihr Bericht stützt die Vorurteile über evangelikale Christen – aber "Alarmierendes" hat sie nicht entdecken können.
Von PRO

Die Berliner „Campus für Christus“-Gruppe (CfC) ist eine von über 20 in Deutschland. Unterstützt werden diese von Missionaren aus den USA, wo die CfC ursprünglich beheimatet ist. Einige von ihnen sind auch in Berlin tätig. Einmal im Monat treffen sich dort rund 20 Studenten, um gemeinsam Zeit zu verbringen: Sie beten, singen, lesen gemeinsam in der Bibel. „Zoomer“-Redakteurin Marie Preuß hat die Gruppe besucht – und zeichnet ein Bild, das die Vorurteile gegen evangelikale Christen in Deutschland einmal mehr zu bestätigen scheint.

„Viel wurde in der vergangenen Zeit über die Missionare geschrieben, die der `Campus für Christus´ an deutsche Universitäten schickt, um den hiesigen Studenten ihr Seelenheil zu sichern“, beschreibt die „Zoomer“-Redakteurin Marie Preuß ihre Erwartungen an den Abend. Entsprechend scheint ihr Urteil schon vor Beginn des Treffens festzustehen, denn „junge Menschen, die Sex vor der Ehe, Onanie und Homosexualität verteufeln, sind den meisten Menschen suspekt (…) Und wenn dann noch Aktionen (…) bekannt werden, die Plakate mit einem Baby am Galgen zeigen und dazu die Überschrift ´Meine Mutter macht Karriere`, sind aufgeklärte und emanzipierte Menschen schnell alarmiert“, schreibt sei weiter.

„Keine einzige Wollsocke ist zu sehen – sondern Tennissocken“

Das Unbehagen der Redakteurin wird immer dann explizit, wo sich Haltungen christlicher Gruppierungen von denen ihrer Zeitgenossen abheben. Entsprechend zeichnet sie das Bild der Gruppe von Studenten, die sie trifft. „Strikt getrennte“ Wohnungen zwischen Männern und Frauen in den CfC-Wohngemeinschaften ist das erste, was sie bemerkt. „Den lieben Gott feiern sie dann aber gemeinsam“, heißt es weiter.

Die Annahme, Christen zu Gesicht zu bekommen, durch die „aufgeklärte Menschen schnell alarmiert“ werden“, bestätigt sich nicht. Auch wenn die Autorin detaillierte Beobachtungen bemüht, um ihre Annahmen zu stützen: „Keine einzige Wollsocke ist zu sehen – sondern Tennissocken. Graue, schwarze, geringelte. Ein Junge mit Dreadlocks steht in der Ecke (…), ihm gegenüber ein pickliger junger Mann in Baggy und giftgrünem T-Shirt“, beschreibt sie etwa ihren ersten Eindruck bei Betreten der Wohnung.

Doch wirklich „alarmierendes“ bekommt die Redakteurin nicht zu Gesicht. „Auf ihrer Webseite predigen sie ihren Mitgliedern, alles Verlangen, alle Pläne, jede Macht über das eigene Leben abzugeben“, hatte sie die Inhalte der CfC-Internetseite kritisch beschrieben. „Doch von all dem ist an dem Abend nichts zu sehen“.

„20 Studenten träumen von einer besseren Welt“

Der Andacht lauschten die Studenten scheinbar nur halbherzig, „einige Gähnen“. Erst der Gesang habe wieder „Feuer“ beim „Fire-Abend“, wie die Veranstaltung offiziell heißt, entfacht: „Sie stehen auf und singen. Keine kindergartenähnlichen Songs, bei denen dumpf in die Hände geklatscht wird.“

Das Fazit des „Zoomer“- Artikels zeichnet nicht das Bild von gefährlichen Missionaren, sondern eher von ruhigen Idealisten: „An diesem Abend am Hermannplatz in Berlin träumen 20 Studenten von einer besseren Welt. Sie hoffen dabei nicht auf Marx, Engels, revolutionäre Kräfte oder das Kapital. Sie hoffen auf Gott“, endet der Artikel.

„Zoomer“ wird solche Berichte in Zukunft übrigens nicht mehr veröffentlichen. Die Verlagsgruppe „Holtzbrinck“ stellt das Internetportal wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise Ende Februar ein. (PRO)

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen