STRIZZ oder Mission is possible

STRIZZ hat eine treue Fangemeinde. Werktäglich finden sich die Geschichten des sympatischen Buchhalters und Familienvaters in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Dass darin auch ab und an Gott vorkommt, ist kein Zufall - weiß STRIZZ-Fan Ingo Langner (Berlin). Hier erklärt er, warum das so ist.
Von PRO

Wie ein brüllender Löwe ist der atheistische Zeitgeist auch in den ersten Wochen des neuen Jahres herumgelaufen und hat sich mit eisernen Ellenbogen einen Fensterplatz in den Medien erkämpft. Was uns nicht wundern sollte: Denn der Herr der Fliegen hat viele Knechte. Bis zum Untergang der Sowjetunion sind es die Kommunisten gewesen, die mit ihrer marxistisch-materialistischen Weltanschauung die Seelen der Menschen in Ost und West verheert haben. Die roten Atheisten meinten, sie allein hätten die Wahrheit gepachtet. Doch immerhin: Sie wussten, dass es so etwas wie Wahrheit gibt.

Die Atheisten der Gegenwart jedoch verkünden unverfroren: Es gibt „die Wahrheit“ überhaupt nicht. Denn angeblich ist alles relativ. Ein Relativismus der Werte soll der alleinige Maßstab für alle sein. So jedenfalls hätten es beispielsweise diejenigen gern, die als Neo-Darwinisten den „Geist“ der Evolution beschwören oder als Neokonservative die sogenannten Selbstheilungskräfte des kapitalistischen Marktes. In den Verfassungsdebatten der Europäischen Union propagieren gewisse Mitgliedsländer eine Zukunft ohne Christentum. Um dieses Ziel zu erreichen, wird die Geschichte des Abendlandes manipuliert. Offenbar gibt es in der EU Politiker, die das Wort Gott nicht recht hören können.

Niemals ist es der Atheist, der seinen Unglauben begründen muss.

In Berlin, wo ich lebe, gibt es bekanntlich sehr viele Atheisten. „Töricht waren von Natur alle Menschen, denen die Gotteserkenntnis fehlte.“ Wer mit diesem Satz aus dem „Buch der Weisheit“ auf den Lippen die Berliner Quartiere des gewöhnlichen Atheismus durchstreift, wird nicht als Weiser bestaunt, sondern als Tor belächelt, beschimpft oder sogar verachtet. Für den gewöhnlichen Atheisten ist Monotheismus an sich ein Irrweg. Er lässt Gott solange einen schlechten Mann sein, bis Gevatter Tod vor der eigenen Tür steht. Von den römisch-katholischen Glaubensgrundsätzen hat er bestenfalls einen blassen Schimmer. Gleichwohl kommt der gewöhnliche Atheist stets mit der Geste geistiger Überlegenheit daher. Niemals ist er es, der seinen Unglauben begründen muss. Immer wird der Glaubende vor die Gesinnungsschranke gezerrt.

Der gewöhnliche Atheist kennt die Heroen der Aufklärung gut. Voltaire, Lessing, Freud und neuerdings Richard Dawkins: Er hat sie alle gelesen. Aber der Katechismus ist ihm Hekuba. Wozu soll er sich auch mit Details belasten. Ihm geht es bekanntlich stets und allezeit um das Große und Ganze. Deshalb verurteilt er lieber zum hundertsten Mal Kreuzzüge und Aztekenmission. Manche klagen Gott inzwischen sogar wegen der Sintflut an und bedauern wortreich die Vernichtung von Sodom und Gomorrha. Andere sind aus der Kirche ausgetreten, weil sie „Die Entstehung der Arten“ von Charles Darwin gelesen haben. Ihr neuer Rosenkranz ist seitdem die „natürliche Selektion“.

Für den gewöhnlichen Atheisten ist die Essenz der Zehn Gebote ein Teil unseres genetischen Codes – schließlich sind auch Affen nett zueinander. „Werte brauchen keinen Gott“, so lautet ihr sogenanntes humanistisches Credo. Gewöhnliche Atheisten stellen ihr atheistisches Urerlebnis deswegen niemals in Frage, weil gerade daran das individuelle Selbstbildnis hängt. Wie mäandernd und gebrochen auch immer: Es ist ihr Leben, es sind ihre einst bei „Marx und Coca Cola“ oder bei „Atomkraft – Nein Danke“ ertrotzten Ideale. Der gewöhnliche Atheismus ist heute Glaubensersatz für Sozialismus, Öko-Romantik, Multikulti oder irgendeine andere gescheiterte Utopie. Im Deutschen Bundestag scheint er sich bei den Links- und Sozialroten und vor allem bei den Grünen besonders ausgebreitet zu haben. Aber auch unter den liberalen Bundestagsabgeordneten findet er immer mehr Anhänger.

Mission ist möglich!

Doch neben der antichristlichen Propaganda gibt es auch positive Zeichen. Oft sogar da, wo wir es am wenigsten erwarten. In der Comicserie STRIZZ zum Beispiel. Deren Schöpfer heißt Volker Reiche. Reiche ist ein Zeichner, der seit Jahrzehnten mit sehr unterschiedlichen Comicserien seinen Lebensunterhalt verdient. Fünfmal die Woche, von Montag bis Freitag, steht STRIZZ auf der letzten Feuilletonseite der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Am sechsten und siebenten Tage aber ruht Reiche. Denn im Gegensatz zu den gottlosen Säkularen ist er ein guter Europäer. Er kennt die jüdisch-christlichen Wurzeln unseres Kontinents ganz genau. Deshalb bleibt am Sabbat und Sonntag das Zeichenbrett unberührt. „Heilige Tage“. Kein STRIZZ am Wochenende. Auf das Abendland weise ich hier nicht von ungefähr hin. Denn für mich ist STRIZZ ein Spiegel desselben. Und das nun bereits im siebenten Jahr. Zwar hält sich Volker Reiche anfangs streng an die Regeln der Aufklärung in der Nachfolge Voltaires. In der Welt eines Buchhalters namens Strizz gibt es schrullige Lebewesen, aber den Christengott gibt es zunächst nicht. Mit den antiken Denkern ist Volker Reiche auf Du und Du, aber nicht mit Jesus von Nazareth. Genau das wollte ich ändern. Mir gefällt STRIZZ von Anfang an. Ich habe Freude an dem kleinen Rafael und an seinen Stofftieren, mit denen er sogar ein philosophisches Quintett gegründet hat. Ich mag es, dass Volker Reiche nicht nur Strizz und seinen Chef Herrn Leo oder das Faktotum Berres zu Wort kommen lässt, sondern auch Hund und Katz und kleine Vögel. Sollte, so frage ich mich, tief in der Brust Reiches ein franziskanisches Herz schlagen? Um das herauszufinden, beginne ich, ihm regelmäßig E-Mails zu schreiben. Mal sind sie launig, mal spöttisch. Stoff dafür gibt es in STRIZZ genug. Offenbar hat meine Post Volker Reiche gefallen. Denn immer öfter bekomme ich Antwort, und nach und nach entsteht eine rege Korrespondenz. Und irgendwann schlägt meine Stunde. Als der kleine Rafael bei der Betrachtung des nächtlichen Sternenhimmels die Wahrheitsfrage stellt, aber dabei weder Gott noch die Bibel erwähnt, kritisiere ich das. Per E-Mail. Zu meiner Verblüffung nimmt Reiche meine Kritik nicht nur hin, sondern baut sie sogar in seinen Comic ein, und fortan ist Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist in STRIZZ kein Tabu mehr.

Dieser erste Erfolg lässt mich nicht ruhen. Als Strizz, der Junggeselle, die flotte Grafikerin Irmi kennen- und liebenlernt, frage ich an, wann denn Verlobung sei. Diesmal reagiert Reiche ungehalten. Doch weil ich in Sachen Verlobung nicht locker lasse, bricht auch hier der Damm. Strizz und Irmi sind nun schon lange nicht nur verlobt, sondern sogar verheiratet, und das nicht nur auf dem Standesamt. Die beiden haben in einer kleinen Dorfkirche geheiratet. Und die Braut trug weiß! So kommt die Liebe nach „Strizzhausen“, und sie hat bereits erste Früchte getragen. Zwillinge sind es. Die auf die schönen Namen Vincent und Paula hören.

Aber damit nicht genug. Kurz nach dem Erscheinen der päpstlichen Enzyklika „Caritas Deus est“ ist die Liebe auch zu den Strizz-Tieren gekommen. Der schwarze Kater, er heißt Herr Paul, hat leider auch eine schwarze Seele und ist eine zutiefst machiavellistische Natur. Wie oft habe ich mich an seinen Untaten gerieben. Doch wie aus heiterstem Himmel verliebt sich dieser Herr Paul in eine schneeweiße Katzenschönheit namens Inga. Und schon bei ihrem ersten Rendevouz will Inga von ihrem Herzenskater wissen, wie er es denn mit der Religion halte. Ganz so, wie einst Goethes Gretchen von ihrem Faust. In diesem Augenblick weiß ich: Mission ist möglich. Wie sehr dies zutrifft, hat sich in dieser Karwoche gezeigt. Auf sehr unterhaltsame Weise hat es Volker Reiche geschafft, in seinen Comic eine veritable Ostergeschichte einzubauen.

Mit leichter Hand thematisiert er darin das Osterfest zwischen Konsum und Glauben. Und eine geradezu wundersame Auflösung hat Reiche auch gefunden: Denn an diesem Gründonnerstag stehen die beiden Zwillinge schon einmal probeweise in ihren Taufkleidern da. In der Osternacht sollen aus diesen Heidenkindern kleine Christenmenschen werden. Ich habe in den letzten Wochen in vielen E-Mails um die Taufe für Vincent und Paula gebeten. Volker Reiche hat mir und seinen Lesern diese Freude gemacht. Mir hat all das gezeigt, dass es für eine Neuevangelisierung in Deutschland keine Grenzen gibt. Wie sehr Neuevangelisierung Not tut, das wissen wir Christen. Wie viele gut gemeinte Papiere aus kirchenamtlichen Federn zu diesem überlebenswichtigen Thema bereits geschrieben wurden, das wissen wir auch. Doch mir sind diese Papiere, das gebe ich offen zu, meist viel zu theoretisch und leider oft auf eine irritierende Weise blutleer. Aber ohne heißes Blut kann man niemanden für die christliche Botschaft begeistern. „Die „Generation Benedikt“ hat uns das beim Weltjugendtag in Köln auf unvergessliche Weise vor Augen geführt. Und protestantische Jugendtreffen oder Kirchentage ziehen ebenfalls Zehntausende auch junge Menschen an. Im Deutschland von heute ist die Neuevangelisierung ein hartes Brot. Aber richtig ist auch, dass wir überall damit anfangen können. Sogar in einem Zeitungscomic namens STRIZZ. Und um es in Abwandlung eines bekannten Filmtitels zu sagen: mission is possible! Auch im Jahre 2008 nach der Auferstehung des Herrn!

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