Wege in die Medien: Tagung für junge Journalisten

M a r b u r g (PRO) – Welche Voraussetzungen muss ich als Journalist mitbringen? Wie komme ich an ein Volontariat? Und wie oft wechselt ein Fernsehmoderator eigentlich die Krawatte? Diesen und vielen weiteren Fragen stellten sich Journalisten und Redakteure auf einer Tagung für Nachwuchsjournalisten in Marburg.
Von PRO

Bereits zum dritten Mal hatte die Christliche Medienakademie, die Medienschule des Christlichen Medienverbundes KEP, junge Christen zu ihrem Kongress eingeladen, der unter dem Motto „Wege in die Medien“ steht. Rund 40 Nachwuchsjournalisten folgten der Einladung und reisten am ersten Septemberwochenende zum Tagungsort, der Studien- und Lebensgemeinschaft Tabor im hessischen Marburg.

Medien: Informationsmittel Nummer Eins

„Die Medien sind heute in unserer Gesellschaft das Informationsmittel Nummer Eins“, sagte Wolfgang Baake, Geschäftsführer des Christlichen Medienverbundes und Leiter der Christlichen Medienakademie. Wer als Christ in den Medien arbeite, könne Möglichkeiten nutzen, in Sendungen und Beiträgen auf die christliche Botschaft hinzuweisen – und vor einem Millionenpublikum das Evangelium bezeugen. Es sei darum eines der wichtigsten Anliegen der Akademie, Nachwuchsjournalisten zu fördern und jungen, talentierten Christen auf ihrem Weg in die Medien zu helfen, so Baake weiter.

Der Kongress soll jungen Leuten eine Möglichkeit geben, sich mit erfahrenen Kollegen auszutauschen. Journalisten aus unterschiedlichen Medien stellten sich den Fragen der Teilnehmer: der stellvertretende Chefredakteur der Bielefelder Tageszeitung „Neue Westfälische“, Carsten Heil, Alrun Kopelke, Moderatorin für „Hessen aktuell“ und Reporterin für die „Hessenschau“ und der Chef vom Dienst bei „Hessen aktuell“, Christoph Weirich vom Hessischen Rundfunk in Frankfurt am Main, der Leiter der Privatfunkagentur der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau, Andreas Fauth aus Frankfurt, sowie Stefan Ernst (Hamburg), der stellvertretende Leiter des Ressorts Wirtschaft bei der „Bild“-Zeitung.

Journalistische Qualität: Investitionen in Menschen

Der Zeitungsjournalist Carsten Heil machte den anwesenden Nachwuchsjournalisten Mut. „Die Leser akzeptieren schlechte Qualität nicht“, machte er in seinem Vortrag deutlich. Journalistische Qualität bekomme man jedoch nur durch Investitionen in Menschen. „Man kann schließlich keinen Roboter zur Pressekonferenz schicken.“ Allerdings müsse man sich heute mehr denn je anstrengen, um die Gunst des Lesers zu gewinnen. Ein Leser verwende im Durchschnitt nur rund fünf Sekunden Zeit für eine Zeitungsseite, um zu entscheiden, ob er einen Artikel darauf lesen wolle. „Das Schlimmste ist dann, wenn der Leser sagt: ‚Da steht ja gar nichts drin.'“ Deshalb komme es zunehmend auf kreative Ideen, eine ansprechende Aufbereitung der Inhalte sowie vor allem auf eine ausgewogene Mischung der Themen an. Ein Journalist müsse immer mit offenen Augen durch die Welt gehen, gab er den Teilnehmern noch einen guten Rat mit auf den Weg.

Warum will ich in die Medien?

„Warum will ich in die Medien? Will Gott mich dort haben, ist das mein Platz?“ Christoph Weirich ermunterte die angehenden Journalisten in seinem Vortrag, sich diese Frage selbst zu stellen. In seinem Berufsleben habe er einige Christen kennengelernt, die nur Mitläufer seien und mit ihrem Glauben nicht auffallen wollten. In der täglichen Arbeit gebe es jedoch immer wieder Möglichkeiten, etwas von der christlichen Botschaft zu transportieren. Weirich wies darauf hin, dass Massenmedien oft sehr oberflächliche Themen behandelten. „Dass Dieter Bohlen eine neue Freundin hat, ist zwar interessant – aber für die Ewigkeit spielt das keine Rolle.“ Natürlich könne man mit christlichen Themen auch anecken, meinte Weirich. Auch seien Christen nicht automatisch die besseren Journalisten, sondern müssten, im Gegenteil, gerade Kritiker mit Leistung überzeugen.

„Mein Weg in die Medien begann am Sparkassenautomaten“ beschrieb die Fernsehmoderatorin Alrun Kopelke ihre Begegnung mit dem Mitarbeiter eines lokalen Radiosenders, bei dem sie wenig später ihre ersten Redaktions-Erfahrungen sammelte. Sie riet den Teilnehmern auch, mit christlichen Themen bewusst eine Nische im Themenmix einer Redaktion zu besetzen: „Christen sind Experten für Kirche und Glaubensthemen – nutzt das!“

„Bild“ berichtet häufig über Kirche und Christen

Stefan Ernst, Redakteur bei der „Bild“-Zeitung, berichtete über seine Arbeit als „Christ bei Bild“ und räumte ein, oft auch bissige Kommentare von Kollegen zu bekommen. Gleichzeitig sei „Bild“ aber auch ein Blatt, das immer wieder auch christliche Themen transportiere. Er nannte eine Serie aus den vergangenen Jahren als Beispiel, in der Hamburger Pastoren die Grundfragen des christlichen Glaubens in „Bild“ erklärten. Das Boulevardblatt sehe sich selbst jedoch als „die große Wundertüte – da ist für jeden etwas drin“. Darum stünden neben Berichten über Kirche, Glauben und den Papst auch Geschichten über Esoterik, Dalai Lama und Erotik in „Bild“. Stefan Ernst wies auch darauf hin, dass seine Zeitung als Leitmedium die Themen setzt: „Entscheider lesen das Blatt, warum sollten nicht auch Pfarrer und Pastoren ‚Bild‘ lesen“, regte er an.

Viel Zeit für Gespräche – weitere Tagungen geplant

Zwischen den Vorträgen, in den Pausen und während der gemeinsamen Mahlzeiten nahmen sich die Referenten immer wieder Zeit für persönliche Gespräche mit den Teilnehmern. Dabei standen nicht nur die Themen und Vorträge der Referenten im Vordergrund, die Teilnehmer konnten auch ihre zahlreichen mitgebrachten Fragen loswerden. Wolfgang Baake kündigte zudem an, auch im nächsten Jahr wieder Kongresse für Nachwuchsjournalisten durchzuführen und die Teilnehmer im Rahmen des Nachwuchsjournalistenkreises der Christlichen Medienakademie weiter auf ihrem Weg in die Medien zu unterstützen.

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