Saudi-Arabien: Christlichen Bloggern droht Haft

Seine Freilassung überrascht selbst Experten: Der Saudi Saleh Hamud al-Amri hatte in einem Blog seine Bekehrung zum Christentum bekannt gegeben. Nach Scharia-Recht steht auf sein Bekenntnis die Todesstrafe. Doch er kam mit dem Leben davon und wurde sogar freigelassen.
Von PRO

Manche verteilen Traktate, andere predigen öffentlich und wieder andere tragen Jesus-T-Shirts und platzieren Fisch-Aufkleber auf ihrem Auto. Das Bekenntnis zum Christentum kann unterschiedlich aussehen, und doch können sich die meisten Christen hierzulande ihres Rechts auf Religionsfreiheit sicher sein. Saleh Hamoud Al-Amri hatte diese Sicherheit nicht, als er seinen Glauben im vergangenen Jahr bekannte. Der Saudi war in seinem Heimatland zum Christentum konvertiert und nutzte eine neuartige Methode, um seinem neuen Lebensinhalt Ausdruck zu verleihen: Er bloggte.

Religionspolizei nahm jungen Blogger fest

Im Internet erklärte er seine Konversion und kritisierte zudem das islamische Justizsystem Saudi-Arabiens und die dortigen Menschenrechtsverletzungen. „Eine Nation, die in diesem System lebt, kann die Sicherheit ihrer Individuen nicht garantieren“, soll Al-Amri geschrieben haben und weiter: „Sie vor der Verletzung ihrer Freiheitsrechte zu schützen, wird immer wichtig sein. Die Rechte des Menschen, seine Würde und Menschlichkeit werden immer von jenen wenigen missbraucht und verletzt werden, denen durch das Regime absolute Immunität zugesichert wird.“ Damit war der junge Blogger ein Fall für die saudi-arabische Religionspolizei, das sogenannte „Komitee zur Förderung der Tugend und zur Überwindung der Sünde“. Wie die „Katholische Presseagentur Österreich“ berichtete, wurde der 28-Jährige am 13. Januar festgenommen und ins „Eleisha“-Gefängnis für politische Straftäter in Riad gebracht. Sein Blog wurde blockiert.

Seit dem 28. März ist der Mann wieder auf freiem Fuß – ein Rätsel für Experten, die laut „KathPress“ darauf verweisen, dass Al-Amri nach Scharia-Recht sogar die Todesstrafe gedroht hätte. Nun ist er zwar frei, darf aber keine Interviews geben und das Land nicht verlassen. Seine Internetseite „christforsaudi.blogspot“ wurde kurzfristig wieder freigegeben, nun ist sie allerdings erneut blockiert. Al-Amri selbst verweist auf Hilfe des Kairoer „Arabischen Informationsnetzwerks über die Menschenrechte“. Dieses habe Druck auf die saudische Regierung ausgeübt und so seine Freilassung bewirken können. Ein Sprecher des Netzwerks weist dies jedoch laut einer Meldung der Internetseite „Compass Direct News“ zurück, schätzt die Freilassung Al-Amris allerdings als wegweisend ein. Direktor Gamals Eid betonte, dieser Sachverhalt öffne die Türen für weitere öffentliche Bekenntnisse Gläubiger. Hamoud Al-Amri war bereits 2004 und 2008 mehrere Monate lang inhaftiert gewesen. Damals soll er laut Medienberichten gefoltert worden sein.

Immer mehr Konvertiten werben im Internet für Glauben

Al-Amri ist nicht der erste saudische Blogger, der aufgrund eines Internetbekenntnisses zum Christentum juristisch verfolgt wurde. Im vergangenen Jahr hatte die 26-jährige Fatima al-Mutairi Berichten der Organisation „Open Doors“ zufolge im Internet bekannt gegeben, dass sie Christin geworden sei. Ihr Vater, ein Mitglied der Religionspolizei, soll ihr daraufhin die Zunge herausgeschnitten und sie hingerichtet haben. Auch die Menschenrechtsorganisation „Amnesty International“ berichtet über einen Blogger namens Fuad Ahmad al-Farhan, der 2007 inhaftiert wurde, weil er in einem Blog über die Vor- und Nachteile des Islam geschrieben hatte. Zudem soll er die saudische Regierung kritisiert haben.

Das Rechtssystem Saudi-Arabiens fußt auf der Scharia. Das öffentliche Praktizieren anderer Religionen als des sunnitischen Islam ist in dem arabischen Land verboten, ebenso wie die Errichtung von Kirchen oder das Feiern von Gottesdiensten. Christliche Mission ist strengstens untersagt und wird streng bestraft, teilweise mit Hinrichtung. Auf Apostasie, also in Saudi-Arabien den Abfall vom Islam, steht die Todesstrafe. Im christlichen Weltverfolgungsindex der Hilfsorganisation „Open Doors“ liegt Saudi-Arabien hinter Nordkorea auf dem zweiten Platz. (PRO)

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen