Internet: Essstörungen nicht verherrlichen

Gegen Internetseiten, die Essstörungen wie Bulimie oder Magersucht verherrlichen, geht das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend nun mit einer neuen Broschüre vor. Das kostenlose Heft bietet Tipps, um Essstörungen frühzeitig zu erkennen und gegen das öffentliche Anpreisen des Schlankheitswahns vorzugehen.
Von PRO

„Erlaube mir, mich vorzustellen. Mein Name, oder wie ich von sogenannten ‚Ärzten‘ genannt werde, ist Anorexie. Mein vollständiger Name ist Anorexia nervosa, aber du kannst mich Ana nennen. Ich hoffe, wir werden gute Freunde.“ Dieses Zitat entstammt laut Bundesministerium einem „Pro-Ana-Manifest“ aus dem Internet. 22 Prozent der 11- bis 17-Jährigen in Deutschland leiden an Essstörungen. Oft werden die Krankheiten im Internet verharmlost oder gar positiv dargestellt, häufig von jungen Frauen, die selbst betroffen sind. Um Jugendliche vor solchen Angeboten zu schützen, veröffentlichte das Familienministerium nun die Broschüre „Gegen Verherrlichung von Essstörungen im Internet“.

„Du bist niemals zu dünn!“

Die Verherrlichung von Essstörungen wird laut Publikation auch als „Pro-Ana“- oder „Pro-Mia“ (von Bulemie) bezeichnet. Typisch für Veröffentlichungen von „Pro-Ana“-Vertretern seien mangelnde Krankheitseinsicht, Verharmlosung der Risiken und eine Glorifizierung der Essstörungen. So heißt es etwa in einem Motivationstext aus dem Internet: „Du denkst, du bist nun hübsch genug? Hast nun abgenommen? So wirst du es nie sein! Siehst du die Mädchen? Siehst du sie? Sie sind viel schöner als du!“ (laut Ministerium aus „Anas 7 Sünden – Eitelkeit“).

Als besonders bedenklich stuft das Ministerium Inhalte von Essstörungsbefürwortern ein, die solche Krankheiten als Freunde behandeln, oder die damit verbundene Gebote, Gesetze, Glaubensbekenntnisse, Psalmen oder sogenannte „Thinspirations“, also Fotos oder Videos als Motivation zum Dünnsein, veröffentlichen. Viele „Pro-Anas“ geben auch Tipps und Tricks zum Abnehmen oder zur Geheimhaltung von Essstörungen, motivieren zum Abnehmen und betreiben Foren zum Austausch. So wird etwa eines von „Anas 10 Geboten“ zitiert: „Dünn sein ist wichtiger als gesund sein. Du bist niemals zu dünn!“.

Gefährliche Seiten beim Jugendschutz melden

Laut Familienministerin Ursula von der Leyen sterben 10 bis 15 Prozent der erwachsenen Magersüchtigen an ihrer Krankheit. Jedes vierte Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren fühlt sich zu dick, im Gegensatz dazu aber nur jeder achte Junge. In der Regel wird eine Erkrankung aber von klaren Symptomen begleitet. Die Broschüre führt Veränderungen im Essverhalten, ständige Gewichtskontrolle, Ausreden, um nicht bei dem Essen erscheinen zu müssen, häufiges Erbrechen, sozialen Rückzug, exzessiven Sport oder Gewichtsschwankungen auf. Betroffene sollten nicht gezwungen werden, sich zu ändern, sondern mit positiven Impulsen in ihrem Selbstwert gestärkt werden. Finden User bedenkliche Angebote im Internet, können sie diese etwa beim Jugendschutz melden. Zudem nennt das Heft zahlreiche Internetangebote für Betroffene, etwa Selbsthilfeforen. Auch Provider können helfen, dass „Pro-Ana“-Seiten nicht mehr publiziert werden können, beispielsweise indem sie entsprechende Klauseln in ihre AGBs aufnehmen oder das Gefährdungspotenzial von Experten prüfen lassen. (PRO)

Die Broschüre ist hier kostenlos erhältlich.

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