Unterstützer von „Proposition 8“ im Internet am Pranger

In Kalifornien erregt eine Website den Ärger der Datenschützer: Auf einer "Google Maps"- Karte sind die Spender einer Kampagne zu sehen, die sich gegen die Gleichberechtigung der Homo-Ehen starkmachte. Die ersten der Unterstützer haben inzwischen Hass-Mails bekommen, das Internet wird zum öffentlichen Pranger.
Von PRO

So hatte er sich das nicht gedacht: Ein Professor der Universität Kalifornien unterstützte die Kampagne „Proposition 8“, die sich dafür aussprach, die Ehe im kalifornischen Gesetz als Partnerschaft zwischen Mann und Frau festzuschreiben. „Ich habe nichts gegen die zivilrechtliche Anerkennung von Homo-Ehen“, sagte er der „New York Times“ (NYT), „aber ich möchte nicht, dass im Gesetz das traditionelle Leitbild der Ehe verändert wird.“ Daher hatte er 100 US-Dollar für „Proposition 8“ gespendet – verglichen mit der Gesamtsumme der Spenden, die sich auf rund 40 Millionen Dollar beläuft, ein eher bescheidener Beitrag. Inzwischen hat er zahlreiche bitterböse E-Mails bekommen, die ihm sein Engagement vorwerfen. Eine davon wurde sogar an Kollegen und Mitarbeiter der Universität geschickt.

Möglich wurde das durch die Internetseite www.eightmaps.com. Auf einer Karte ist hier der Wohnort, der Name, die Höhe der Spende und zum Teil sogar der Beruf der Unterstützer von „Proposition 8“ in Kalifornien zu sehen. Dass Name, Postleitzahl und Höhe der Spende bei Unterstützern politischer Kampagnen frei zugänglich sind, ist in Kalifornien nichts Besonderes. Schon 1974 wurde ein entsprechendes Gesetz verabschiedet, durch das die Transparenz politischer Kampagnen erhöht werden sollte. Das Neue bei diesem Fall ist, dass Aktivisten die frei zugänglichen Daten mit dem Internetangebot von „Google Maps“ kombiniert haben: So kann jeder Internetnutzer auf einen Blick erkennen, in welchem Haus die Unterstützer leben – zusammen mit dem Namen und sonstigen zugänglichen Angaben ist es dann in der Regel leicht, auch persönlichere Angaben wie Anschrift oder E-Mail-Adresse herauszubekommen.

„Das Problem der modernen Technologie: Man weiß nie, was sie mit einem macht“

„Solche Seiten bereiten mir Kopfschmerzen“, sagte Kim Alexander, Präsident der Kalifornischen Wählervereinigung, laut NYT. „Das entspricht nicht der Intention der Gesetze, die die Auskunftspflicht vorschreiben. Aber hier ist das Problem die moderne Technologie: Man weiß nie, was sie mit einem macht“.

Die „New York Times“ berichtet von Vorschlägen, um solche Nebeneffekte in Zukunft zu verhindern. Einer davon lautet, die Grenze, ab der die Spender ihre persönlichen Daten preisgeben müssen, von derzeit 100 Dollar auf eine größere Summe anzuheben. Ursprünglich wollte das Gesetz die Einflussnahme vor allem größerer Spender transparent machen.

In Kalifornien wurde zeitgleich mit der Wahl des Präsidenten am 4. November auch darüber abgestimmt, ob die kalifornische Verfassung die Ehe als Partnerschaft „zwischen Mann und Frau“ definieren solle. Dafür hatte sich „Proposition 8“ stark gemacht, nachdem der Oberste Gerichtshof zuvor entschieden hatte, dass die Ehe zwischen Homosexuellen gesetzmäßig sei. „Proposition 8“ war nach den Kampagnen zur Wahl des Präsidenten die budgetreichste der zahlreichen Abstimmungen und erhitzte die Gemüter im ganzen Land. Nach heftiger Diskussion war die Initiative erfolgreich: 52 Prozent der kalifornischen Wähler stimmten für das Anliegen von „Proposition8“.

Auch Rick Warren gehört zu Unterstützern

Ein prominenter Unterstützer war auch Rick Warren, der bei der Vereidigung des neuen US-Präsidenten das Gebet gesprochen hat. Wegen seines Engagements für „Proposition 8“ sah er sich öffentlicher Kritik ausgesetzt. Geoff Kors, der Direktor der Schwulen-Organisation „Equality California“, nannte die Entscheidung, Warren in die Vereidigungszeremonie mit einzubinden, einen „Schlag ins Gesicht von Millionen von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen, die dafür gestimmt und gearbeitet haben, dass Barack Obama Präsident wird“. (PRO)

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