Online-Petition gegen Mohammed-Bilder auf Wikipedia

Für Streit sorgen derzeit Bilder des Propheten Mohammed auf der englischsprachigen Seite der Internet-Enzyklopädie "Wikipedia". Nach islamischer Tradition sei die Darstellung des Propheten verboten, sagen Muslime. Sie fordern deshalb, dass die Bilder gelöscht werden. Eine entsprechende Online-Petition haben bereits 94.000 Gläubige aus aller Welt unterzeichnet.
Von PRO

Der Mohammed-Eintrag auf der englischen „Wikipedia“-Seite widmet sich ausführlich dem Leben des Propheten. Der Text ist mit zahlreichen Bildern illustriert, zwei davon zeigen mittelalterliche Darstellungen des Gesichts Mohammeds.

„Artikel ist gegen Bearbeitung gesperrt“

Immer wieder forderten Nutzer auf den Diskussionsseiten, die Bilder aus Rücksicht auf die religiösen Gefühle vieler Muslime zu löschen. Im Islam sei die Darstellung des Propheten und besonders die seines Gesichts verboten, so die Gegner. Das Verbot wird traditionell damit begründet, dass verhindert werden soll, dass eine Abbildung vergöttert wird. In der Online-Enzyklopädie werden diese Bedenken mehrmals erläutert. Inzwischen ist der Mohammed-Artikel jedoch gegen eine Bearbeitung anonymer Autoren gesperrt. Zuvor wurden die Bilder mehrmals von Gegnern ohne vorherige Absprache entfernt. Auf der deutschen „Wikipedia“-Seite wird die Diskussion um eine bildliche Darstellung Mohammeds indessen fast ebenso heftig geführt.

Doch mittlerweile haben die Bildergegner einen anderen Kanal gefunden, um ihren Protest zu artikulieren. Der Brite Faraz Ahmad startete vor zwei Monaten im Internet eine Petitionsseite: „Ich rufe alle Glaubensbrüder und -schwestern auf, hier zu unterzeichnen, damit wir Wikipedia dazu bringen können, unsere Religion zu respektieren und die Bilder zu entfernen“, heißt es auf der Webseite.

Petition: „Allah wird euch richten“

Über 95.000 Gläubige sind Ahmads Aufruf bisher gefolgt und haben sich auf seiner Seite für ein Löschen der Bilder ausgesprochen. Allein am heutigen Mittwoch unterzeichneten innerhalb von zwei Stunden über 1.000 Bildgegner die Petition. Viele Unterschriften kommen aus muslimischen Ländern wie Pakistan, Indien oder Saudi-Arabien, gut die Hälfte wird anonym abgegeben. Diejenigen, die mit ihrem Namen unterzeichnen, hinterlassen oft eine kurze Begründung.

„Gats“ aus Indonesien schreibt: „Ich liebe Wikipedia und nutze diese Seite immer, wenn ich Informationen benötige, aber unsere Religion verbietet es, den Propheten Muhammed (Allah segne ihn) bildlich darzustellen. Bitte respektieren Sie unseren Glauben und bitte entfernen Sie die Bilder von Mohammed von Wikipedia.“ Es gibt jedoch auch aggressivere Kommentare: „Diejenigen, die die Cartoons (in der dänischen Zeitschrift Jyllands-Posten) geschätzt haben, werden vom allmächtigen Allah gerichtet werden und am Tag des jüngsten Gerichts werden sie im Feuer der Hölle verbrannt. Ha, ha, ha… lacht nur darüber, Jungs, ihr werdet es sehr bald erfahren.“

„Wikipedia ist eine Enzyklopädie!“

Doch viele Wikipedia-Autoren möchten dem Druck nicht nachgeben: Auf einer eigenen Diskussionsseite zum Mohammed-Eintrag schreibt ein Autor: „Wikipedia erkennt an, dass es kulturelle Traditionen in bestimmten muslimischen Gruppierungen gibt, die die Darstellung Mohammeds und anderer Propheten verbieten – und dass sich einige Muslime angegriffen fühlen, wenn diese Tradition verletzt wird.“ Diese Tradition sei aber kein Verbot, das für alle Muslime gelte. Besonders die Schiiten seien weniger strikt in dieser Frage.

Mathias Schindler von „Wikimedia Deutschland“ erklärte im Gespräch mit dem Nachrichten-Portal „Heise Online“: „Wikipedia ist ein Projekt zum Aufbau einer Enzyklopädie, kein Ort für das Austragen einer inner-muslimischen Debatte“. Auf der deutschen „Wikipedia“-Seite wird die Diskussion um eine bildliche Darstellung Mohammeds mittlerweile fast ebenso heftig geführt.

Aus Rücksicht auf die religiösen Gefühle von Muslimen bietet die englischsprachige „Wikipedia“-Seite inzwischen einen Service an, mit dem die Bilder beim Aufrufen des Mohammed-Eintrags nicht angezeigt werden. (PRO)

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen