Anregung zum Suizid durch Online-Community?

Innerhalb von nur einem Jahr haben sich in einem Ort in England sieben befreundete Jugendliche das Leben genommen. Alle Jugendlichen standen über eine Online-Community miteinander in Kontakt. Eltern und die Polizei glauben, dass die Suizid-Serie durch den intensiven Austausch über die Internet-Plattform unterstützt wurde.
Von PRO

Am Donnerstag vor einer Woche wurde die 17-jährige Natasha Randall von ihren Eltern tot in ihrem Zimmer aufgefunden. Sie hatte sich erhängt. Der britischen Presse zufolge hatte das Mädchen einen großen Freundeskreis, wollte Erzieherin werden und wirkte glücklich.

Wie viele andere Jugendliche verbrachte sie viel Zeit auf der Website „Bebo“, einer Internet-Plattform für Sozialkontakte, die mit Seiten wie „Facebook“ oder „StudiVZ“ vergleichbar ist. Jugendliche tauschen über solche Seiten persönliche Daten aus, stellen Bilder von sich und ihren Freunden ins Netz oder schreiben sich gegenseitig Nachrichten.

Tage bevor sie sich das Leben nahm, hinterließ Natasha auf der Seite ihres toten Freundes Liam einen Eintrag: „R.I.P. Clarky boy!! Wir werden dich vermissen! Denke immer an die guten Zeiten! Ich liebe dich.“ Innerhalb von zwei Tagen nach Natashas Tod versuchten zwei befreundete 15-Jährige ebenfalls sich umzubringen. Die beiden Mädchen konnten rechtzeitig gerettet werden.

Virtuelle Erinnerungs-Mauer

Nach Natashas Tod beschlagnahmte die Polizei ihren Computer, um einen Grund für ihren Selbstmord zu finden, schreibt das Nachrichten-Portal „Times Online“. Darüber hinaus suchten die Ermittler nach Verbindungen zu den anderen Toten.

Nachahmungs-Selbstmord sei ein bekanntes Phänomen, so „Times Online“. Doch in Bridgend schienen die „Tribute“, die auf Seiten wie „Bebo“ hinterlassen wurden, einen bedeutenden Einfluss auf die Suizid-Serie zu haben. Freunde der Toten richteten Gedenk-Seiten ein, auf denen Botschaften hinterlassen oder virtuell Tafeln auf einer Erinnerungs-Mauer gekauft werden konnten. Die 19 Tafeln auf Natashas Gedenkseite tragen Aufschriften wie „Schlaf gut, Prinzessin“ oder „Süße Träume, Engel“.

Experten zufolge haben Forschungen ergeben, dass zwischen der Berichterstattung über Suizid in den Medien und den Nachahmungs-Tätern eine Verbindung bestehe, zitiert „Times Online“ David Gunnell, Professor für Epidemiologie in Bristol. Es sei wahrscheinlich, dass Selbstmord-Diskussionen im Netz einen ähnlichen Effekt hätten.

Die Polizei in Wales befürchte, dass die Motive der Nachahmungstäter weitaus einfacher sind, schreibt „Times Online“. Ein Beamter sagte: „Sie glauben vielleicht, dass es cool ist, eine Gedenkseite zu haben. Es könnte sogar sein, dass sie sich damit unter ihren Altersgenossen Ansehen verschaffen wollen.“ (PRO)

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