Kinderpornographie in „Second Life“

M a i n z (PRO) – Zwei Redakteure des ARD-Politikmagazins "Report Mainz" haben in dem Online-Spiel "Second Life" kinderpornografische Inhalte entdeckt. Außerdem fanden die Journalisten Beweise dafür, dass ein Mitglied aus Deutschland im Spiel mit echten kinderpornografischen Aufnahmen gehandelt hat. Die Staatsanwaltschaft Halle leitete inzwischen ein Ermittlungsverfahren ein.
Von PRO

Der Fernseh-Beitrag zeigte Szenen aus dem Spiel „Second Life, in denen virtuelle Figuren virtuelle Kinder missbrauchten. Außerdem fanden die Redakteure heraus, dass ein „Second-Life“-Spieler aus Deutschland mit echten kinderpornografischen Bildern gehandelt hat. Report Mainz übergab das Material der Zentralstelle gegen Kinderpornographie bei der Staatsanwaltschaft Halle. Diese leitete sofort ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt ein.

Virtuelle Avatare kann man nicht bestrafen

Nach Einschätzung des zuständigen Oberstaatsanwaltes Peter Vogt spielt es strafrechtlich keine Rolle, ob es sich bei dem Vorfall um ein fiktives oder ein reales Geschehen handelt. Nachdem er das Material aus „Second Life“ gesehen hatte, beurteilte er es als kinderpornografisches Angebot nach Paragraph 184 b. Weiter kündigte er an: „Wir werden versuchen, diese Person namhaft zu machen. Sollte uns das gelingen, hat die Person mit einem Strafverfahren wegen Drittbesitzverschaffung von Kinderpornografie zu rechnen.“

Im Falle einer Verurteilung müsste der Täter mit einer Freiheitsstrafe zwischen drei Monaten und bis zu fünf Jahren rechnen. Ähnliche Fälle bewerteten belgische und niederländische Behörden im März dieses Jahres anders. Auch in den Nachbarländern sind in den vergangenen Monaten Fälle von virtuellem Kindesmissbrauch in „Second Life“ bekannt geworden. Die belgische Justizministerin Laurette Onkelinx kam zu dem Schluss, dass der Tatbestand nach belgischem Recht nicht verfolgt werden kann. Was mit virtuellen Kindern passiere, sei in Belgien nicht strafbar. In den Niederlanden will man noch prüfen, inwieweit ein Straftatbestand vorliege.

Second Life – Übungsplatz für Pädophile?

Lutz-Ulrich Besser vom Zentrum für Psychotraumatologie und Traumatherapie Niedersachsen sagte dazu: „Wenn man sich vorstellt, dass dort hinter diesen Spielfiguren reale Menschen stehen, die diese Figuren und die Befehle und das was dort an sexueller Ausbeutung und Erniedrigung passiert, auch noch steuern, dann sind das wirklich Anleitungen zu sexueller Ausbeutung, zu sexuellen Verbrechen an Kindern.“

Er sieht ernste Gefahren in der virtuellen Welt: „Pädokriminelle spielen hier den Missbrauch von Kindern. Womöglich Hunderte Male hintereinander. Dabei belegen wissenschaftliche Studien, dass sich solche Spielszenen regelrecht einbrennen ins Gehirn. Die Hemmschwelle bei Pädokriminellen sinkt, im Spiel, aber eben auch im echten Leben.“

Jugendschutz verbessern

Laut Nick Schader und Thomas Dauser, den Redakteuren, die diese Fälle recherchiert hatten, sollen Aufnahmen vorliegen, denen zufolge Second Life-Nutzer für virtuellen Sex mit kindlichen Charakteren in der Online-Community bezahlt haben sollen.

Die amerikanische Firma Linden Lab mit Sitz in Florida betreibt die 3D-Welt „Second Life“. Friedemann Schindler, Leiter von jugendschutz.net in Mainz wirft der Betreiberfirma vor, sie ermögliche den virtuellen Missbrauch durch die technischen Möglichkeiten. „Linden Lab hätte ganz einfache Möglichkeiten den sexuellen Missbrauch zu verhindern, indem sie einfach ihre Welt so programmieren, dass zum Beispiel der sexuelle Kontakt zwischen Kindern und Erwachsenen nicht möglich ist.“

Linden Lab hat laut „Report Mainz“ ihre Unterstützung bei den Ermittlungen zugesichert. Außerdem kündigte die Firma an, dem Online-Spiel jetzt ein Altersverifikationssystem vorzuschalten. Dadurch soll es Kindern und Jugendlichen unmöglich gemacht werden, Zugang zu bestimmten Bereichen des Spieles zu bekommen.

Dies dürfte allerdings das wirkliche Problem, dass die Fantasiewelt von „Second Life“ scheinbar einen Treffpunkt für Pädophile bietet, nicht bekämpfen.

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