„Bezahlt die Mütter für ihren Beruf!“

K ö l n (PRO) - Kaum ein Thema erhitzt derzeit die Gemüter so sehr wie der Streit um Kindererziehung, Muttersein und Krippenplätze. Die Diskussion in der Sendung "Hart aber fair" am Mittwochabend war symptomatisch für die Debatte – die Ansichten von Ex-"Tagesschau"-Sprecherin Eva Herman, "Zeit"-Autorin Iris Radisch oder Ex-Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin prallten aufeinander. Dennoch einigten sich selbst die ärgsten Kontrahentinnen auf eine Lösung in der Erziehungsfrage.
Von PRO

Von der links-alternativen Berliner „tageszeitung“ (taz) wird sie in der aktuellen Ausgabe polemisch als „Eva Jesus Herman“ betitelt. Mit ihrer Kritik an den Plänen von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen, den Ausbau der Kleinkinderbetreuung finanziell zu fördern, sei Eva Herman „der Messias… in Wahrheit: Jesus“, so der „taz“-Autor. Grund für die Kritik: Eva Hermans Meinung in der aktuellen Debatte um Krippenplätze und Kindererziehung.

Die Journalistin hat bereits nach Veröffentlichung ihres Buches „Das Eva-Prinzip – Für eine neue Weiblichkeit“ im vergangenen Jahr massiv Kritik einstecken müssen. In dem Buch rechnet Herman mit der Emanzipationsbewegung ab und fordert Frauen auf, auf ihre Karriere zu verzichten und sich stattdessen um ihre Kinder zu kümmern. „In den zurückliegenden Jahrtausenden richtete die Menschheit ihre Lebensform nach dieser Aufteilung aus, die Rollen waren klar definiert… Welche Gnade sich in dieser schöpfungsgewollten Aufteilung findet, kann man heute nur noch selten beobachten. Wenn sie aber eingehalten wird, so hat das in aller Regel dauerhafte Harmonie und Frieden in den Familien zur Folge“, so Eva Herman in ihrem Buch. Die Frau könne „in der Wahrnehmung ihres Schöpfungsauftrages die Familie zusammenhalten“.

„Kinder nicht in Krippe abschieben“

Ihre Ansichten vertrat die Mutter eines neunjährigen Sohnes und erfolgreiche Journalistin auch in der „Hart aber fair“-Runde. Und sie wurde noch konkreter: „Mütter werden systematisch benachteiligt, es besteht keine echte Wahlfreiheit für Frauen, die sich zwischen Kind und Beruf entscheiden wollen oder müssen.“ Und Eva Herman sprach sich gegen den Ausbau von Krippen aus, wie ihn eben Bundesfamilienministerin von der Leyen plant: „Immer mehr Eltern schieben ihre Kinder in Krippen ab, weil sie nur an sich denken und die Politik das auch noch unterstützt. Für Kinder ist es das beste, wenn sie in den ersten Lebensjahren von ihren Eltern erzogen werden.“

„Rabenmutter?“

Natürlich, für diese Aussagen erntete Herman heftige Kritik – nicht nur von der „taz“ – in der Sendung allen voran von der „Zeit“-Autorin Iris Radisch, die als Mutter von drei Kindern seit vielen Jahren ihrem Beruf als Journalistin und Buchautorin nachgeht und nach eigener Aussage ihre Kinder schon früh einer Ganztagsmutter anvertraute – weil sie arbeiten wollte. Doch als „Rabenmutter“ wollte sich Radisch natürlich nicht abstempeln lassen – wie auch andere Mütter, die sich nach der Sendung im Internetforum meldeten. Eine Frau etwa schreibt: „Ich wohne in Sachsen-Anhalt und bin berufstätig. Mein Kind geht in eine Kita, da mein Mann einfach nicht genug verdient. Das wird sich auch nie ändern, weil die neuen Bundesländer als Billiglohnländer abgestempelt sind. Hier ist man auf zwei Einkommen angewiesen. Daher finde ich es unfair und dumm, alle Mütter, die ihre Kinder in Kitas geben, als Rabenmütter abzustempeln. Frau Herman sollte sich vielleicht einfach mal etwas besser über Gesamt-Deutschland und die entsprechend Verhältnisse informieren. Davon abgesehen, dass mein Kind sehr gern in den Kindergarten geht und viel lernt…“

Mütter werden nicht ausreichend geachtet…

Bei allen unterschiedlichen Meinungen wurde in der „Hart aber fair“-Runde eines klar: Mütter werden in unserer Gesellschaft nicht ausreichend für ihre Leistung geachtet. Besonders hervorgehoben hat das Silke Bürger-Kühn, Hausfrau und Mutter von drei Kindern. „Ich erziehe meine Kinder zuhause – und das ist oft noch anstrengender als ein Job im Büro“, sagte sie in der Sendung. Es müsse in der Gesellschaft zu einem Sinneswandel kommen, Muttersein sollte als Beruf geachtet werden.

…und sollten für ihre Arbeit bezahlt werden

Das war eine Aussage, die bei allen Zustimmung fand. Und die die Grundlage für eine Forderung bildete, die in dieser Klarheit vielleicht erstmals in einer Talkshow zu derzeit schwelenden Debatte um Kindererziehung, Muttersein und Krippenplätze geäußert wurde: „Frauen, die sich für die Erziehung ihrer Kinder und gegen den Beruf entscheiden, bekommen keine Unterstützung. Es wird Zeit, dass Mütter für ihren Beruf bezahlt werden. Nur dann haben Frauen echte Wahlfreiheit zwischen Krippe und Erziehung zu Hause.“

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