Bibelfilm ohne Botschaft

„Left Behind“, die jüngste Verfilmung des Bibel-Romans „Finale – Die letzten Tage der Erde“, wartet mit Hollywoodstar Nicolas Cage auf. Leider verstrickt sich das Drehbuch in Nebenhandlungen, anstatt den größeren theologischen Rahmen zu erklären. Eine Filmkritik von Moritz Breckner
Von PRO
Nicolas Cage wurde für seine Rolle als Rayford Steele für den Negativ-Preis „Goldene Himbeere” nominiert
Bleiben die Kleider eines Menschen zurück, wenn er entrückt wird? Wer ist der Antichrist und wann findet die Schlacht von Harmagedon statt? Über Fragen wie diese diskutierten Leser der „Finale“-Romane, die zwischen 1995 und 2004 erschienen sind. Geschrieben wurden die Thriller, in denen die biblischen Prophezeihungen über die Endzeit mit fiktiven Personen durchgespielt werden, von den amerikanischen Eschatologie-Spezialisten Tim LaHaye und Jerry B. Jenkins. Bereits drei Mal wurden einzelne Handlungsabschnitte der ursprünglich zwölf Bände, zu denen sich mittlerweile drei Prequels gesellt haben, mehr oder weniger unbemerkt verfilmt. Der nun erschienene Actionstreifen von Regisseur Vic Armstrong erregt schon durch den Hauptdarsteller Aufmerksamkeit: Oscar-Preisträger Nicolas Cage („Leaving Las Vegas“, „Family Man“) spielt die Romanfigur Rayford Steele. Cage, so munkeln Hollywood-Insider, habe das Engagement aufgrund seiner hohen Schulden annehmen müssen.

„Es reicht nicht, die Bibel zu kennen – man muss glauben!“

Der Film behandelt die ersten 45 Seiten des ersten Bandes der Serie – entsprechend wenig von der Handlung ist in den kurzen 105 Minuten zu sehen. Durch umständliche Dialoge werden die Figuren vorgestellt, bevor nach einer halben Stunde die Entrückung stattfindet. Hauptfigur Rayford steuert zu diesem Zeitpunkt ein vollbesetztes Flugzeug. Als ein Teil der Passagiere plötzlich verschwindet, bricht Panik aus. Währenddessen kämpft sich Rays erwachsene Tochter Chloe (Ashley Tisdale, „High School Musical“) durch New York, wo das rätselhafte Massenverschwinden Unfälle verursacht und binnen Minuten zu Chaos und Plündereien führt. Ray sieht ein, dass seine tief gläubige Frau Recht hatte, als sie ihn vor der Entrückung warnte – denn die Verschwundenen, so kombiniert er, waren alle Christen (wenig originelles Indiz: einer hatte „Bibelstunde“ in seinem Kalender notiert). Chloe begegnet einem Pastor in der Kirche ihrer Mutter. Er wurde als einer von wenigen Gemeindemitgliedern zurückgelassen und erklärt ihr: „Ich kenne die Worte, ich kann sie zitieren nach Kapiteln und Versen, aber das ist nicht genug. Es geht darum, zu glauben.“ Das ist leider die einzige frohe Botschaft des Films. Über den theologischen Kontext der Entrückung, Gottes Heilsplan mit den Menschen und beinahe den gesamten Inhalt der „Finale“-Reihe lässt der Film Zuschauer ohne Vorwissen im Dunkeln. Stattdessen verstrickt er sich in den für die Handlung überflüssigen Spekulationen einzelner Passagiere in Rays Maschine über die Ursache des Massenverschwindens. Das letzte Viertel des Films handelt von Rays Versuch, das Flugzeug mit brennendem Triebwerk auf einer Autobahn zu landen. Für Uneingeweihte wirkt das wie ein drittklassiger Katastrophenfilm, bei dem willkürlich apokalyptische Dialoge eingestreut wurden, um einen Rahmen für die schlecht inszenierte Action zu schaffen. Die Produktionskosten von 14,1 Millionen Euro hat der Film in den USA wieder eingespielt und sogar einen kleinen Gewinn gemacht. In der Gemeinde eignet er sich maximal als Einstieg für eine Auseinandersetzung mit biblischer Prophetie. Immerhin eine Frage kann der Film anregen: „Wenn die Entrückung kommt – werden die Zurückgelassenen in meinem Umfeld wissen, was passiert ist?“ (pro) „Left Behind“, KSM, 105 Minuten. Freigegeben ab 16 Jahren, DVD ab 9,99 Euro
https://www.pro-medienmagazin.de/film/detailansicht/aktuell/nicolas-cage-dreht-film-ueber-entrueckung-87332/
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