Der englische „Stromberg“ ist Atheist

Ricky Gervais ist nicht nur einer der begnadetsten und erfolgreichsten Comedians unserer Zeit. Der Brite ist auch bekennender Atheist. Nach seinem religionskritischen Film "Lügen macht erfinderisch" vor zwei Jahren will er nun eine Serie starten, die von einem Atheisten handelt, der in den Himmel kommt.
Von PRO

Ricky Gervais hält nicht damit hinterm Berg, was er vom Glauben an einen Gott hält. In Interviews erklärt er die Vorzüge des Unglaubens, in einem langen Artikel im "Wall Street Journal" legte er im vergangenen Dezember dar, warum er nicht an Gott glaubt, und sein letzter Film war eine ätzende Satire gegen den Glauben.

Der Schauspieler, Autor und Regisseur trat erst als Stand-Up-Comedian auf und wurde vor allem bekannt durch seine Fernsehserie "The Office". Darin spielte er einen Büroleiter, der verzweifelt versucht, sich bei seinen Mitarbeitern beliebt zu machen und es damit meistens nur noch schlimmer macht. Die Figur wurde in zahlreiche andere Länder in anderen Serien übertragen. In Deutschland etwa wurde sie in Form von Bernd Stromberg, dem Leiter der Abteilung Schadensregulierung M bis Z der erfundenen "Capitol"-Versicherung bekannt. Verkörpert wurde sie hier vom Schauspieler Christoph Maria Herbst. Eine weitere Serie des Briten war "Extras" (2005-2007), in denen Gervais einen Nebendarsteller beim Film verkörpert. Zahlreiche bekannte Schauspieler spielten sich in dieser Serie selbst.

Im Jahr 2009 kam der Film "The Invention of Lying" (Die Erfindung des Lügens) unter dem Titel "Lügen macht erfinderisch" auf die deutschen Kinoleinwände. Gervais schrieb das Drehbuch, führte Regie und trat als Hauptperson auf. Der Film handelt von einem Land, in dem niemand lügen kann. Ein Mann kommt durch Zufall auf’s Lügen und hat damit ein mächtiges Instrument in der Hand, da alle Bewohner des Landes alles glauben, was man ihnen sagt. Die Komödie ist eine Auseinandersetzung mit Religion, denn die Hauptperson teilt der Welt mit, dass es einen "Mann im Himmel" gibt, der "alles kontrolliert." Seine "Zehn Gebote", die er auf eine Pizzaschachtel schreibt, beinhalten die Information: Wer stirbt, bekommt eine Wohnung im Himmel, und es gibt für jeden Eis bis zum Abwinken. Wer aber Schlechtes tut, kommt nicht dort hin. Der "Mann im Himmel" entscheidet darüber, wer dort hin kommt sowie darüber, wer leben und wer sterben darf. Diese Regeln bringen die Menschen ziemlich in Aufruhr.

"Dank an Gott, der er mich zu einem Atheisten gemacht hat"

Der Film sei nie als "atheistische Propaganda" gedacht gewesen, stellte Gervais klar. Dabei lässt er so gut wie keine Gelegenheit aus, um sich als Atheisten zu präsentieren. Sein Markenzeichen, mit einem breiten Grinsen die übelsten Gehässigkeiten über Menschen zu sagen, schätzt man offenbar auch in Amerika. Mehrfach wurden ihm begehrte Preise verliehen, und obwohl seine Dankesreden regelmäßig kleine Skandale auslösten, lud man den Briten im vergangenen Jahr ein, die Moderation der "Golden Globes"-Verleihung zu übernehmen. Mit seinem Auftritt, der die Erwartungen noch übertraf, befasste sich die amerikanische Presse noch Wochen danach. Am Ende der Moderation sagte Gervais in die Fernsehkameras: "Dank an NBC, Dank an alle Fernsehzuschauer zu Hause, und Dank an Gott, dass er mich zu einem Atheisten gemacht hat."

Wie die amerikanische Zeitung "Entertainment Weekly" berichtet, hat Gervais bereits mit dem Drehbuch für die neue Fernsehserie begonnen, die sich mit dem Atheismus beschäftigt. Die Sitcom soll den Titel "Afterlife" (Leben nach dem Tod) erhalten und von einem Atheisten handeln, der stirbt und in den Himmel kommt. Gervais selbst will keine Rolle in der Serie übernehmen, trete aber manchmal in Nebenrollen auf. "Ich freue mich so über dieses Projekt", teilt Gervais auf seiner Webseite mit. Er arbeitet zusammen mit dem Produzenten und Autoren der amerikanischen Fernsehserie "Dexter", Clyde Phillips. "Afterlife" basiere auf Ideen für den Film "Lügen macht erfinderisch". Die Dreharbeiten für den Pilotfilm sollen laut "Entertainment Weekly" 2012 beginnen.

"Jesus war mein Held"

Gervais hat an der Universität London einen Abschluss im Fach Philosophie. Er ist Ehrenmitglied der britischen "Nationalen Säkularen Gesellschaft", die gegen den Einfluss von Religion auf die Gesellschaft kämpft. In einem Beitrag für das "Wall Street Journal" schrieb der Schauspieler im Dezember 2010 über die Gründe, warum er Atheist ist. Nachdem daraufhin zahlreiche Leserzuschriften eingingen, antwortete er auf einige von ihnen in einem weiteren Artikel. Die Wissenschaft sei über dem Glauben zu stellen, schrieb Gervais. "Die Wissenschaft sucht die Wahrheit. Und sie diskriminiert nicht. Die Wissenschaft ist demütig. Sie weiß, was sie weiß, und was sie nicht weiß." Und sie sei nicht beleidigt, wenn neue Erkenntnisse hinzukämen, so der Schauspieler.

Er berichtet auch, dass er früher an den christlichen Gott geglaubt habe, diesen aber durch Wissenschaft und die Evolution ersetzt habe. "Allein an etwas zu glauben, macht es nicht wahr." Er sehe jedoch nichts Verwerfliches daran, an einen Gott zu glauben. "Ich habe auch mal an Gott geglaubt. Ich hab Jesus geliebt. Er war mein Held. Noch mehr als irgendwelche Popstars." Doch als er acht Jahre alt gewesen sei, habe er sich dagegen entschieden.

Einige Christen, darunter geistliche Leiter und Pastoren, haben auf Gervais‘ Artikel geantwortet. Darunter war auch der bekannte christliche Autor Lee Strobel, der selbst früher überzeugter Atheist war und dann vom christlichen Glauben überzeugt wurde. Während für Gervais alle Hinweise darauf hindeuten, dass der Glaube falsch ist, führten für Strobel alle Hinweise zum Glauben. "Am Ende, nachdem ich mich in die Sache eingearbeitet hatte, kam ich zu einer unerwarteten Schlussfolgerung: Es bedarf mehr des Glaubens, wenn man am Atheismus festhalten will als wenn man ein Nachfolger Jesu wird. Die Belege sind das Zünglein an der Waage", schrieb Strobel, der alle Atheisten wie Gervais dazu einlädt, die Hinweise mit einem offenen Herzen zu prüfen. (pro)

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