Kino: Ist „Illuminati“ anti-katholisch?

Als im Jahr 2006 die Verfilmung des Dan Brown-Romans "The Da Vinci Code - Sakrileg" in die Kinos kam, schwellten Proteste auf, da in der Geschichte Jesus Christus und Maria Magdalena eine gemeinsame Tochter haben. Mitte Mai kommt nun der Nachfolger: "Illuminati". Wieder forscht der Symbolologe Robert Langdon in uralten Überlieferungen, und wieder werden die Grundfesten der katholischen Kirche erschüttert. Die Filmemacher weisen Kritik zurück.
Von PRO

Schon bei der ersten Roman-Verfilmung des Bestseller-Autors Dan Brown war eine Stimme aus der Ecke des Protestes besonders laut: Der Präsident der amerikanischen „Catholic League“, Bill Donohue, warf den Produzenten vor, vor allem die katholische Kirche als Institution angreifen zu wollen. Auch beim neuen Film „Illuminati“, der am 13. Mai in Deutschland und am 15. Mai in den USA in die Kinos kommt, wirft Donohue den Filmemachern vor allem Anti-Katholizismus vor.

Deshalb schrieb er ein kleines Büchlein, das über die anti-katholischen Ziele des Filmes aufklären soll, der im englischen Original den Titel „Angels & Demons“ trägt. Das Buch, das für 5 Dollar zu haben ist, heißt „Angels & Demons: More Demonic Than Angelic“ („Engel und Dämonen – Mehr dämonisch als engelhaft“). „Mythen, Lügen und Verdrehungen“, die der Film bewusst gegen die katholische Kirche einsetze, sieht der Autor, Bill Donohue.

Der Katholik greift sowohl den Bestseller-Autor Dan Brown als auch den Regisseur beider Romanverfilmungen, Ron Howard, an. „Schon ‚Der Da Vinci Code‘ war voll von falschen Aussagen, die als Fakten dargestellt wurden, und auch jetzt wird wieder eine kuriose Mischung aus Fakten und Fiktion präsentiert. Und das alles auf Kosten der katholischen Kirche“, schreibt Donohue in seinem jüngst erschienenen Büchlein.

„Film ‚Illuminati‘ dämonisiert die katholische Kirche!“

Brown und Howard seien besessen davon, den Katholizismus nicht nur zu kritisieren, sondern zu dämonisieren, so Donohue. „Es reicht ihnen nicht, Schmutz hervorzukramen, sie erfinden ihn einfach. Und die Tatsache, dass sie diese Propaganda ungestört durchführen können, zeigt, dass Anti-Katholizismus eine der Scheinheiligkeiten ist, die Hollywood mag.“

Der Chef der „Katholischen Liga“ ist der Meinung: „Das Buch und vielleicht auch der Film sind unterhaltsam. Aber zugleich böswillig.“ Historische Tatsachen würden mutwillig verdreht und der Katholizismus dadurch diskreditiert. „Zum Beispiel starb Galileo fast 150 Jahre bevor die Illuminaten 1776 gegründet wurden. Doch Brown und Howard sagen, es sei eine historische Tatsache, dass die Illuminaten kurz nach 1600 gegründet wurden. Sie sagen das, um zu rechtfertigen, warum sie den bekanntesten Märtyrer, Galileo, nehmen und gegen die katholische Kirche wenden.“

Zudem sei die Darstellung der katholischen Kirche als unwissenschaftlich falsch. „Hätte es die katholische Kirche nicht gegeben, wären die Universitäten im Mittelalter ausgestorben, und die wissenschaftliche Revolution hätte es nie gegeben. Wissenschaft entstand nicht in Südamerika, Afrika, im Nahen Osten oder in Asien. Sie entstand im christlichen Europa.“

Regisseur wehrt sich im Internet

John Calley, Ko-Produzent sowohl von „Der Da Vinci Code“ als auch von „Illuminati“, gab gegenüber der „New York Times“ zu, dass der erste Film in der Tat „anti-katholisch“ gewesen sei. Doch Autor Dan Brown sagte über den Nachfolger: „Es ist ganz sicher nicht anti-katholisch.“

Im Webmagazin „Huffington Post“ bezog Howard am Dienstag Stellung gegen die Vorwürfe und konterte: „William Donohue von der ‚Catholic League‘ hat eine Mission. Er stellt mich und meinen Film ‚Illuminati‘ als anti-katholisch dar.“ Richtig sei jedoch: „Weder ich noch ‚Illuminati‘ sind anti-katholisch. Ich glaube, dass Katholiken diesen Film ansehen werden und ihn als das sehen, was er ist: ein spannender Krimi, der in der wundervollen Umgebung von Rom spielt. Professor Robert Langdon verbündet sich mit der katholischen Kirche, um einen brutalen Angriff auf den Vatikan zu verhindern. Was genau ist daran anti-katholisch?“

Der Film sei klar als Fiktion deklariert und nicht als Dokumentation. Das müsse beachtet werden, wenn der Trailer zum Film etwa behaupte, die katholische Kirche habe ein brutales Massaker angeordnet, um die Illuminaten zum Schweigen zu bringen. „Wenn fiktionale Filme niemals frei mit der Realität umgehen dürften, dann gäbe es kein ‚Ben-Hur‘, kein ‚Barabbas‘, kein ‚Das Gewand‘, ‚Vom Winde verweht‘ oder ‚Titanic‘.“

Der Regisseur gesteht ein, dass die Kirche über die Jahrhunderte hinweg vieles zur Unterstützung von Wissenschaft, Bildung und Kunst getan habe. Howard lässt die Kritik nicht gelten, die katholische Kirche werde im Film anti-wissenschaftlich dargestellt. „Hätten Mr. Donohue und seine Kollegen mit ihrer Kritik gewartet, bis sie den Film gesehen haben, hätten sie die Bezüge gesehen, die vom Kampf innerhalb der Kirche um Glaube und Wissenschaft handeln, und sie hätten die eindeutigen Hinweise gesehen, dass die höchsten Kreise im Vatikan die Wissenschaft unterstützen. Bereits die ersten Szenen zeigen einen Wissenschaftler am Forschungszentrum CERN, und der ist ein Priester.“ Sogar die „derzeitige Debatte“ um Embryonen-Stammzellen werde kurz, aber sehr ausbalanciert in ‚Illuminati‘ angesprochen.

„Ich will, dass Mr. Donohue eines weiß: Ich respektiere die Katholiken und ihre Kirche, und ich weiß um die vielen guten Dinge, die sie in der Welt tun. Und ich glaube, dass ‚Angels & Demons‘ (‚Illuminati‘) die Kirche mit Respekt behandelt, wenn nicht sogar mit einer gewissen Verehrung aufgrund ihrer Traditionen und ihres Glaubens.“ Howard fügt hinzu: „Ich vermute, dass Mr. Donohue und ich etwas gemeinsam haben: wir mögen es beide, Geschichten zu erfinden, aber er verbindet es mit einer dummen und böswilligen Propaganda.“ (PRO)

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