Die „Shopokalypse“ ist nah: Film über Anti-Konsum-Prediger

N e w Y o r k (PRO) - Ein verrückter "Prediger" warnt die Amerikaner jedes Jahr zu Weihnachten davor, das Fest zu einer Konsum-Orgie verkommen zu lassen. Über "Reverend Billy", der mit einem Gospel-Chor in die Einkaufszentren geht und vom Erscheinungsbild an den jungen Billy Graham erinnert, ist nun ein Film gedreht worden. Der Titel: "What Would Jesus Buy?" - "Was würde Jesus kaufen?"
Von PRO

Mit einem Megaphon in der Hand schreitet Bill Talen, genannt „Reverend Billy“, durch die Einkaufshallen New Yorks. „Was wollen wir?“ ruft er, und die Menge um ihn antwortet: „Nichts!“ Der selbsternannte Prediger warnt durch sein Megaphon: „Hört auf zu shoppen und lobet den Herrn. Hallelujah!“

Talen ist kein wirklicher „Pfarrer“, sondern ein moderner Prophet, der die Welt, besonders die amerikanische, vor dem Untergang im Kaufrausch warnen will, vor der „Shopokalypse“, wie er es nennt. Sein Anzug ist strahlend weiß, seine Haare blondiert und gefönt, und seine Verve identisch mit der eines amerikanischen Fernsehpastors. Wenn er durch die Haupt-Einkaufsstraßen von New York zieht, folgen ihm nicht nur ein großer Gospel-Chor und eine Schar begeisterter Anti-Konsumenten, sondern mittlerweile auch die Kameras der Fernsehstationen und Reporter der Tageszeitungen. Der selbst ernannte „Prediger“, der die „Stop-Shopping-Church“ gegründet hat, ist bekannt geworden.

Liebe zeigen ohne Konsum-Terror

„Wir gehen in die großen Läden, wo die Mega-Unternehmen ihre Waren aus Ausbeuterbetrieben anbieten“, sagt der „Reverend“ in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Wir predigen und wir singen. Und wir verteilen Informationen, woher die Produkte kommen.“ Er ist überzeugt: „Die Shopocalypse wird ganz bald über uns kommen, wenn wir während der Weihnachtszeit weiter so einkaufen.“ In dieser Zeit scheinen ihm alle Menschen Aufputschmittel genommen zu haben. „Unsere Augen werden glasig, wir sind abhängig. Aber die Erde predigt uns: Ihr könnt so nicht weiter konsumieren! Hört auf! Findet einen anderen Weg, um eure Liebe füreinander zu zeigen!“

Der Mann im weißen Anzug hat auch Alternativen parat: „Ich schlage vor, wieder vor der eigenen Haustür einzukaufen. Sachen, an die man selbst rankommt oder die man mit einem Fahrrad erreichen kann. Drücke deine Liebe mit einem Geschenk aus, das Liebe in sich trägt, nicht fossilen Brennstoff! Finde ein Geschenk, das bewusstes Shoppen in sich trägt! Amen!“ Einem Reporter der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ schmettert er entgegen: „Holt euch den Geist der Weihnacht zurück! Unterwerft euch nicht dem Götzen Konsum!“

Die Reaktionen auf den etwas durchgeknallten Weltverbesserer, der fast jeden seiner Sätze mit „Halleluja!“ oder „Amen!“ beendet, sind unterschiedlich. Eine mit Einkaufstaschen überladene Passantin murmelt etwas von „Idiot“ und „Irrenhaus“ vor sich hin, wenn Referend Billy und sein „Stop-Shopping-Gospel-Chor“ mit viel Getöse dem Konsum den Kampf ansagen. „Manche Leute sind sehr froh, wenn sie uns im Einkaufszentrum sehen“, berichtet Talen. „Andere klatschen zur Musik des Gospel-Chors. Manche sind auch genervt oder verärgert – oder einfach emotionslos.“

„Jesus würde weniger kaufen, sondern mehr geben“

Nun hat der Filmemacher Morgan Spurlock den Konsumgegner mit der religiös-pathetischen Ader für einen neuen Kinofilm entdeckt. Bekannt wurde Spurlock durch seinen McDonald’s-Selbstversuch, den er in „Super Size Me“ dokumentierte. 2005 wurde er für den Oscar nominiert. Der neue Film soll den schrägen Pastor aus New York porträtieren. „What Would Jesus Buy?“ läuft derzeit in mehr als 60 Kinos in den USA. Letztes Jahr gaben die Amerikaner während der Weihnachtsfeiertage 455 Milliarden Dollar aus, rechnet der Film vor. Dabei sind die Konsumenten in Höhe von 2,4 Billionen Dollar verschuldet. 26 Millionen Amerikaner seien kaufsüchtig, heißt es weiter.

Auf die Frage, was denn seiner Meinung nach Jesus kaufen würde, antwortet „Referend Billy“: „Jesus würde ganz sicher weniger kaufen. Und mehr geben. Vielleicht muss ich dieses Jahr kein Geschenk kaufen – vielleicht kann ich auch ein Geschenk basteln.“

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