Dawkins nennt Gegner „Holocaust-Leugner“

Richard Dawkins ist einerseits Biologe, andererseits weltweit dafür bekannt, Religion als Krankheit zu sehen. Gegenüber "Spiegel online" sagte der Brite, dass er mit seinem jüngsten Buch Menschen "befreien" wolle, die glauben, die Welt sei von einem höheren Wesen erschaffen worden.
Von PRO
Dawkins kämpft nicht nur für die Anerkennung der Evolutionstheorie als Tatsache, sondern auch gegen einen Glauben an Gott. Sein Buch "Der Gotteswahn", in dem der Biologe den Glauben an einen Schöpfer als Wahnvorstellung darstellte, wurde zum Bestseller. Sein jüngstes Buch heißt "The Greatest Show on Earth – The Evidence for Evolution", das in Deutschland unter dem Titel "Die Schöpfungslüge – Warum Darwin Recht hat" erschienen ist.

Der englische Original-Artikel wolle "die Schönheit des Lebens feiern und wie prächtig es ist, diese Schöpfung zu verstehen", sagte Dawkins gegenüber "Spiegel online". "Der deutsche Titel ist kritisch und klingt angreifend." Er verschiebe den Schwerpunkt etwas, denn der sei eher positiv. Sein Buch vermittele eine "fast romantische Sicht der Schöpfung als etwas Schönes und Erklärbares – als etwas, das schön ist, weil es erklärbar ist".

Menschen litten unter "Irrtümern", was die Schöpfung angehe, etwa wenn sie glaubten, die Welt sei von Gott geschaffen. Und von diesen Irrtümern wolle Dawkins die Menschen "befreien", wie er sagt. Auf die Frage: "Hatten Sie selbst denn nie eine religiöse Phase in Ihrem Leben?" antwortet der Brite: "Aber sicher, ich war ja auch einmal ein Kind."

Der Mensch besitze genetische Prädispositionen für bestimmte psychologische Eigenschaften, aus denen sich unter den entsprechenden Umständen Religiosität entwickeln könne, so der Biologe. "Ich denke da auch an Dinge wie eine Prädisposition, Autoritäten zu gehorchen, was unter gewissen Umständen sogar nützlich sein kann. Oder an die, sich vor dem Tod zu fürchten oder bei einer Eltern-Figur Schutz zu suchen, wenn man Angst hat."

Sein jüngstes Werk sei "ein Buch gegen den Kreationismus", so Dawkins, der auch einen Bischof zitiert. "Deshalb habe ich nichts dagegen, den Schulterschluss mit einem Bischoff (sic) zu suchen, der ebenfalls gegen Kreationismus ist – und zwar aus dem guten Grund, weil dieser seiner Religion den Ruf verdirbt. Ich habe nichts gegen zeitlich begrenzte Allianzen gegen gemeinsame Feinde."

Kritiker beleidigen ist amüsant


Er habe sein Werk für Menschen geschrieben, die in Sachen Schöpfung unentschlossen seien und quasi "zwischen den Stühlen sitzen". Es gehe um die "Beweise für Evolution": "Ich glaube nicht ernsthaft daran, dass ich die Meinung fanatischer Fundamentalisten ändern könnte. Die würden so etwas eh nicht lesen. Aber ich gehe davon aus, dass es Tausende von Menschen gibt, die ehrlich interessiert sind. Leute, deren Meinung man nicht ändern, sondern die man nur ein wenig in eine Richtung bringen muss, weil sie bisher einfach nicht über diese Dinge nachgedacht haben."

Laut "Spiegel online" nennt Dawkins jene, die die Welt für geschaffen halten, "Holocaust-Leugner", "ungebildet", "lächerlich" und "bis an Perversion grenzend verblendet". Er finde so etwas amüsant: "Wenn ich einen Autor lese, der irgendeinen Idioten verhöhnt, dann würde mich das amüsieren, nicht abschrecken."

Die Evolutionstheorie hält Dawkins trotz offener Fragen für bewiesen. Ob er nicht genauso dogmatisch sei wie seine Gegner, wird er gefragt. Dawkins antwortet, dass aus einer wissenschaftlichen Perspektive betrachtet alles nur eine Hypothese sei, auch dass die Erde um die Sonne kreise. Doch irgendwann würde man in der Umgangssprache von einer "Tatsache" sprechen, und dies treffe auch bei der Evolutionstheorie zu.

Auf die Frage, an wen sich die Menschen eher erinnern sollten, an den Wissenschaftler oder an den Religionskritiker, antwortet Dawkins: "Am liebsten an beide, ich sehe sie nicht getrennt voneinander. Aber es täte mir sehr leid, wenn mein Angriff auf die Religion das überschatten würde, was ich zur Wissenschaft beigetragen habe. Das wäre wirklich sehr bedauerlich. Aber ich sehe keinen Gegensatz zwischen diesen beiden Dingen, sie gehören zusammen." Derzeit schreibe er an einem Kinderbuch, so der Brite. (pro)
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,745672,00.html
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