Dschungelkind und Dschungeljahre

Zurück in die Steinzeit. Für Sabine Kügler ist dies Realität geworden, als sie achtjährig mit ihrer Familie nach West-Papua auswanderte. Ihr Buch "Dschungelkind" wurde ein internationaler Bestseller. Am Donnerstag kommt die Verfilmung ins Kino. Inzwischen hat ihre Mutter, Doris Kügler, die Biografie "Dschungeljahre" vorgelegt.
Von PRO

Sabine Küglers Buch wurde allein im deutschsprachigen Europa 1,2 Millionen mal verkauft und in insgesamt 24 Sprachen übersetzt: Es erzählt davon, wie sie gemeinsam mit ihren Eltern und den beiden Geschwistern ihre Kindheit im Urwald verlebt – fernab von jeder Zivilisation, bei einem Volksstamm, der bis vor wenigen Jahren  noch unbekannt war. Sabine fühlt sich wohl in dieser ursprünglichen Umgebung voller Abenteuer und spannender Erlebnisse. Entsprechend schwer fällt es ihr, als 16-Jährige nach Europa zurückzukehren, wo sie mit einer völlig anderen Gesellschaft konfrontiert wird.

Glaube überwindet Blutrache

Was Bestseller und Film weitgehend verschweigen, erzählt Doris Kügler in ihrem Buch "Dschungeljahre": Nämlich, dass ihr Mann Klaus und sie nicht nur als Sprachforscher, sondern auch als Missionare nach West-Papua ausgereist sind. Viele Begebenheiten stimmen jedoch mit den Erzählungen ihrer Tochter überein. Beide berichten darüber, wie die Familie mitten in einen Stammeskrieg gerät. Das Gesetz der Blutrache ist ein Grund dafür, dass sich die einzelnen Sippen der Fayu gegenseitig ausrotten. Tabus, Flüche und die Furcht vor Geistern schüren Ängste, üben Zwänge auf die Menschen aus und erfordern aufwändige Versöhnungsrituale. Während im Buch der Tochter und im Film der Konflikt durch das persönliche Eingreifen des Vaters in eine Kampfhandlung gelöst wird, beschreibt Doris Kügler, wie der Friede bei den Fayus dadurch entstanden ist, dass immer mehr Stammesmitglieder sich dem Glauben an Jesus Christus zugewandt hatten. Ein Glaube, der das Gesetz der Blutrache, die Flüche und Tabus überwindet.

In der Einleitung ihres Buches erklärt sie die unterschiedlichen Ansätze: "Sabine hat ihr Buch aus der Sicht eines Kindes geschrieben. Ich bin als erwachsene Frau und Mutter aufgrund einer bewussten Entscheidung nach West-Papua gegangen. Sabine hat 12 Jahre dort verbracht, ich 35. Auch wenn wir von demselben Ort und denselben Personen schreiben, sind es doch ganz unterschiedliche Perspektiven."

"Eine Botschaft, die Frieden und Freiheit ermöglichte"

Im Rückblick auf die dreieinhalb Jahrzehnte, die sie bei den Fayus verbracht hat, geht sie auch auf Vorwürfe ein, die Missionaren häufig gemacht werden: "Haben wir sie ‚zu Christen gemacht‘? Nein! Wir haben ihnen nur die Informationen und die Gelegenheit gegeben, sich für etwas anderes zu entscheiden als für das, was sie gewohnt waren und geglaubt hatten. Niemand kann einen anderen Menschen zum Christen ‚machen‘ – das ist eine Sache zwischen diesem Menschen und Gott. Viele Fayu sind bei den alten Traditionen geblieben. Doch die Gemeinde ist stark und gesund, und auf den ganzen Stamm haben die Christen einen großen positiven Einfluss gehabt. Der bedeutendste Schritt war sicher, dass die Blutrache ein Ende fand. Durch die geringere Säuglingssterblichkeit gibt es viel mehr Nachwuchs, sodass das Überleben des Stammes gesichert scheint. Auch leben die Fayu heute nicht mehr in ständiger Angst vor dem bösen Geist Tore und vor Unfällen und Kriegen mit Nachbarstämmen. In der ganzen Gegend wurde bekannt, dass die Fayu friedlich geworden waren und keine Kriege mehr führten." Weiter schreibt die Mutter: "Das bestätigt so vieles von dem, was wir für die Fayu bewirken wollten, und es macht auch deutlich, dass Mission, richtig verstanden, absolut nichts damit zu tun hat, Menschen irgendetwas überzustülpen und dabei ihre ureigenen Traditionen zu zerstören, sondern ganz im Gegenteil: Durch die Begegnung mit Gott bekommen sie etwas von unschätzbarem Wert dazugeschenkt, nämlich einen Sinn für ihr Leben, einen Kompass und eine Hoffnung, die durch nichts und niemanden zu zerstören ist. … Heute sind die Fayu immer noch Fayu. Wir haben ihnen nicht die ‚Zivilisation‘ gebracht, sondern eine Botschaft, die ihnen Frieden und Freiheit ermöglichte."

Wer durch die Bücher von Mutter und Tochter eine vage Vorstellung davon erhalten hat, wie das Leben auf Steinzeit-Niveau im Dschungel ausgesehen haben könnte, dem liefert der Film "Dschungelkind" die passenden, beeindruckenden Bilder: die Faszination der Landschaft, die Schönheit des Dschungels, das naturverbundene Leben der Ureinwohner. Und er vermittelt einen deutlichen Eindruck davon, welch eine schwere Entscheidung es für Eltern sein muss, ihrer Familie diesen Lebensstil zuzumuten. Wer Sabine Küglers Buch gelesen hat, dem werden die Inhalte des Films vertraut sein, überraschend sind die starken Bilder und die dichte Atmosphäre. Die erste Auflage von Doris Küglers Buch "Dschungeljahre" war bereits innerhalb eines Monats vergriffen. Es  ist auf einem guten Weg, ebenfalls ein Bestseller zu werden.

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