Gut ist das, was Leben fördert

Was trägt? Was bleibt? Was ist wesentlich? Dieser Dreiklang an Fragen steht über dem neuen Buch, das der Heidelberger Theologe Klaus Berger und der Philosoph Andreas Fritzsche geschrieben haben. Der Inhalt des Buches "Gut oder böse? Tugenden. Maßstäbe für richtiges Handeln" untersucht, was uns Menschen aus- bzw. kaputtmacht und wie wir zwischen gut und böse unterscheiden können.
Von PRO

Der Theologe und der Philosoph folgen der Spur der Tugenden von der
Antike bis heute – und bieten dabei biblisch fundierte Antworten.
Fritzsche proklamiert in einem seiner Beiträge: "Gut ist das, was leben
lässt, was Leben fördert und ermöglicht." Der Mensch brauche
Anerkennung, die das Leben gelingen lässt. Ein böser Wille wolle
dagegen nur sich selbst und sonst nichts. Wichtig ist Fritzsche auch,
dass der Mensch weiß, wem er sich in Zeiten der Orientierungslosigkeit
anvertrauen dürfe.

"Weil wir nun selten jedes Mal eine freie Entscheidung darüber fällen, was wir tun, sondern viel eher aus Gewohnheiten handeln, wird es umso wichtiger, dass wir uns gute Gewohnheiten zulegen", empfiehlt Fritzsche. "Wenn wir zum Beispiel meinen, dass wir Gott nicht brauchen und für einander Götter sein können, dann überfordern wir uns." Der Himmel auf Erden werde dann schnell zur Hölle.

Viele Christen einer moralischen Überforderung ausgesetzt

Klaus Berger mahnt gerade im menschlichen Umgang zur Gelassenheit gegenüber dem, "was wir nicht ändern können und was wir nicht mehr ändern können". Gerade der Gelassene lebe aus dem Geschenk des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, "denn er kann der Wirklichkeit zustimmen und darauf vertrauen, dass alles zu einem guten Ende kommen wird". Ein wichtiger Ansatzpunkt für Berger ist die Über- bzw. Unterforderung des Einzelnen: "Unterforderung scheint einen stärkeren negativen Einfluss zu haben als Überforderung, da sie die Menschen lustlos und übermütig macht. Wer ständig überfordert wird, der wird mutlos, da er vor der Höhe der Forderung nur einknicken kann."

Die Kirche werde von Mitgliedern gebeten ihre "steilen Forderungen" aufzugeben und müsse dann entscheiden, ob sie bei ihren moralischen Grundsätzen bleibe oder den Menschen in ihren Übertretungen folgen solle: "Die Menschen fordern oder erwarten ein Aufgeben alter Bastionen oder Positionen, und wenn sich ihre Forderung nicht erfüllt, bleiben sie weg", verdeutlicht Berger.

"Wir dürfen darauf setzen, dass er es gut gemacht hat"

Die beiden Autoren arbeiten zwei Akzente heraus: "Gottes Schöpfung dürfen wir uns anvertrauen, und wir dürfen darauf setzen, dass er es gut gemacht hat." Hinzu komme das Verzeihen, ohne das die Menschen nicht gut leben können: "Wir sind geliebt und uns wird von Gott verziehen, also können wir als Geliebte leben und gut sein."

Das Fazit von Berger und Fritzsche lautet: "In unserer superschnellen Zeit brauchen wir also weniger Uhren; wir brauchen vielmehr einen Kompass, damit wir auch mit hoher Geschwindigkeit in die richtige Richtung laufen. Je größer die Geschwindigkeit, desto wichtiger die Navigation." Berger ergänzt dies: "Glaube, Hoffnung und Liebe geben die Kraft, die anderen Tugenden zu leben."

Klaus Berger war 28 Jahre Professor für Neutestamentliche Theologie an der Universität Heidelberg. Er publizierte neben vielen Monografien und Fachaufsätzen auch zahlreiche Beiträge für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Vor allem sein Buch über Jesus avancierte zum Bestseller. Der Philosoph und Theologe Fritzsche leitete zwölf Jahre die Akademie der Diözese Hildesheim als Direktor. Fritzsche berät und begleitet Unternehmen und soziale Einrichtungen in Zukunftsprozessen. (pro)

Klaus Berger/ Andreas Fritzsche, Gut oder böse? Tugenden. Maßstäbe für richtiges Handeln, adeo-Verlag, 15,40 Euro, 176 Seiten, ISBN 978-3-942208-21-5.

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen