Missionale Kirche

Die neue Bischöfin von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, hat anlässlich der zurzeit in Hofgeismar tagenden Landessynode aufgerufen, die „Botschaft von der Liebe und der Gnade weiterzugeben“. Pro-Kolumnist Jürgen Mette findet das gut, aber er fragt sich, warum sie sich gleichzeitig von „Bekehrung“ distanziert.
Von Jürgen Mette
Viele Jahre leitete der Theologe Jürgen Mette die Stiftung Marburger Medien. Sein Buch „Alles außer Mikado – Leben trotz Parkinson“ schaffte es 2013 auf die Spiegel-Bestsellerliste. Für pro schreibt er eine regelmäßige Kolumne.

Beate Hofmann wünscht sich eine „missionale“ (nicht eine „missionarische“?) Kirche. Es gehe nicht um „Bekehrung“, es gehe um „Zuwendung, um einladende Verkündigung der Gnade, die allen gilt.“ AMEN dazu! Aber warum geht dieses wunderbare Motiv von der einladenden Bezeugung der Gnade Gottes mit einer Absage an Bekehrung (Umkehr) einher? Warum gleich diese Abgrenzung in der Antrittsrede der Bischöfin? Soll mit dieser Distanzierung den „Bekehrten“ das Gefühl eines Dackels vor dem Fleischerladen geben werden: „Wir müssen draußen bleiben!“

Der Völkermissionar und Theologe Paulus aus Tharsus hat es im ersten Brief an die Gemeinde in Thessaloniki so geschrieben: „… wie ihr euch … bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten.“ (1.Thess1, 9.10). Denkt Frau Bischöfin beim Thema Bekehrung an „drängelnde“ oder vehemente Überredung von Menschen oder denkt sie an Bekehrungspredigt im schlichten Stil des „Bekehre dich und alles wird gut“, was es ja auch gibt. Oder waren es schlechte Erfahrungen mit Bekehrten? Auch das gibt es im kurhessischen Revier – und anderswo!

Oder soll das haupt- und nebenamtliche personelle Potenzial mit evangelistisch-missionarischem Engagement gleich wissen, wo es dran ist? Jesus Christus in Tat und Wort zu bezeugen, das ist doch die Kernkompetenz der Kirche, das kann keine andere Institution bieten. Und weil die Begriffe Mission, Missionar und missionarisch inzwischen zu belasteten Containerbegriffen mutiert sind, lasse ich mich auf den Wunsch unserer neuen Landesbischöfin ein.

Unter „missionarisch“ verstanden wir früher:

  • Geh los, um zu urteilen und zu überzeugen.

Was wir heute mit „missional“ meinen:

  • Mache dich auf und werde licht! (Jesaja 60,1).

  • Mache dich auf, um zuzuhören und um zu lernen.

  • Mache dich auf, um von Gott zu empfangen, damit du etwas zu geben hast.

  • Mache dich auf, um gerettet und selbst zum Retter zu werden.

  • Mache dich auf, mit der offenen und barmherzigen Haltung Christi.

  • Mache dich auf, um Kirche zu sein.

In diesem Sinne zum Ende des Kirchenjahres und zum Beginn des neuen:

Wir schämen uns nicht unserer Bekehrung zu Jesus Christus und wissen uns berufen, dem lebendigen Gott zu dienen und seine Wiederkunft zu erwarten.

Insofern wünsche ich der neuen Bischöfin eine inspirierende Entdeckungsreise durch Kurhessen und Waldeck, wo es viele missionale kreative Keimzellen geistlichen Wachstums und auch „missionierte“ „Bekehrte“ gibt, die als Salz und Licht treu an der Arbeit sind.

Von: Jürgen Mette

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