Finanziell geht es den Kirchen blendend. Das Erzbistum München hat am Montag sein Vermögen von fünfeinhalb Milliarden Euro offengelegt, damit ist es das reichste der katholischen Bistümer. Die Katholische Kirche und die Evangelischen Landeskirchen haben 2015 fast elfeinhalb Milliarden Euro an Kirchensteuern erhalten. Die Höhe dieser Rekordsumme ist auch deshalb beachtlich, weil gleichzeitig die Zahl der Kirchenmitglieder abnimmt.
Denn auch die Austritte bewegen sich auf hohem Niveau – 400.000 waren es im vergangenen Jahr insgesamt. Die Kirchen können ihre Mitglieder nicht halten, müssen dafür aber derzeit noch keine finanziellen Einbußen hinnehmen. Offenbar haben es die Volkskirchen nicht geschafft, im Leben vieler ihrer Mitglieder dauerhaft eine aktive Rolle zu spielen. Kirchenmitgliedschaft ist für viele Deutsche mehr in der Tradition als in der Überzeugung begründet. Dass man eine Tradition über Bord wirft, wenn sie nur Geld kostet, überrascht nicht.
Die Kirchen dürfen sich nichts vormachen: Die Einnahmen haben einen Zenit erreicht, durch mehr und mehr Mitglieder im Rentenalter werden die an das Einkommen gekoppelten Kirchensteuerbeiträge weniger werden. Auch der demografische Wandel wird sich hier bemerkbar machen. Bereits heute sollten sich die Verantwortungsträger darauf einstellen und entsprechend vorausplanen. Denn die Konsequenzen sind absehbar: Mehr Gemeinden werden zusammengelegt, Pfarrer werden für einzelne Mitglieder weniger Zeit einsetzen können.