Stehen wir zu Israel!

Am 28. August 2011 stand der "Israel-Sonntag" im Kalender, nach kirchlicher Tradition der 10. Sonntag nach Trinitatis. Der "Israel-Sonntag" nahm und nimmt den "Jerusalem-Tag" des jüdischen Kalenders auf, den Tag der Klage über die Zerstörung des Tempels durch die Babylonier und später durch die Römer.
Von PRO

Über Jahrhunderte war dieser Sonntag ein Tag des Hohnlachens über den zertretenen Tempel und einer überheblichen Abrechnung der Kirche mit dem jüdischen Glauben und oft gewalttätiger Ausschreitungen gegen Juden. Heute steht dieser Sonntag in vielen Gemeinde im Zeichen einer Neubesinnung auf das Wort und die Warnung des Heidenapostels Paulus im Römerbrief: "Überhebt euch nicht!"



Völlig überhoben hat sich ein Pfarrer, der pünktlich zum Israelsonntag vieles niederschrieb, was unter Israelfeinden gedacht wird. Im Mittelalter war es der "böse jüdische Glaube", später war es die "minderwertige jüdische Rasse", heute ist es der angebliche "jüdische Landraub" palästinensischer Erde. Nun lässt sich mit solchen Verfassern kaum diskutieren, denn deren Einschätzung ist Weltanschauung, ist antijüdische Ideologie. Der eigentliche Skandal ist nicht jener Text im Deutschen Pfarrerblatt (Ausgabe August 2011), sondern dass er dort überhaupt veröffentlicht worden ist. Gewiss, eine Zeitung muss nicht komplett mit Inhalten von Namensartikeln einverstanden sein, aber eine Redaktion trägt die Gesamtverantwortung. Sie muss den Leser, vielleicht sogar den Verfasser, vor Blödsinn schützen und vor böser Polemik und antisemitischer Hetze.



Im langen Sermon "Vom Nationalgott Jahwe zum Herrn der Welt und aller Völker" spekuliert der Verfasser über das Thema "Der Israel-Palästina-Konflikt und die Befreiung der Theologie". Dort heißt es am Schluss: "Wo Christen und Christinnen einseitig für Israel und den Staat Israel Partei ergreifen, machen sie Gott zum Parteigänger und Komplizen…Das Problem sind die nationalreligiösen Siedler, die das Land, nicht den Frieden wollen." Sollte man präziser sagen: "Das Problem sind die nationalreligiösen JUDEN"? Oder auf den Punkt gebracht und in deutscher und kirchlicher Tradition: "Die Juden sind unser Unglück"?



Pünktlich zum Israelsonntag veröffentlichte die Tageszeitung "Die Welt" einen Leitartikel mit der Überschrift "Stehen wir zu Israel!". Der Autor klärt auf: "Es ist ein fataler Irrtum zu glauben, der exterminatorische Hass gegen den jüdischen Staat könne durch Zugeständnisse Israels in Sachen Gründung eines Palästinenserstaates besänftigt werden." An anderer Stelle heißt es: "Israel ist der erste Pfeiler der demokratischen Zivilisation, den die Dschihadisten zum Einsturz bringen wollen." Darum soll Europa, das die demokratische Entwicklung im Orient fördern will, an der Seite Israels sein. Diesen Ton hatte bereits vor Monaten Gert Weisskirchen, ehemaliger SPD-Abgeordneter im Deutschen Bundestag, in einem Gastkommentar für "Die Welt" angeschlagen: "Wir Europäer stehen für Israel ein, weil Israel für Europa einsteht. Und: Wir Europäer wissen, warum Israel angefeindet wird – weil der jüdische Staat von Antisemiten als der kollektive Jude gehasst wird."



Demnach gehört Europa gerade jetzt an die Seite Israels. Christen stellen sich zu Israel, weil sie in den Glauben, in die Geschichte und die Verheißungen Israels eingepfropft sind. Das wird das Gespräch über die Politik des Staates Israel nicht ausschließen, wohl aber primitive Israelfeindschaft.



"Stehen wir zu Israel!" – das hätte dem Deutschen Pfarrerblatt zum Israelsonntag 2011 gut gestanden. (pro)

Egmond Prill ist stellvertretender Geschäftsführer und Leiter der Israelarbeit des Christlichen Medienverbundes KEP

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