Kritik an Ehepaar zu Guttenberg unberechtigt

Die heftige Kritik von Medien und Opposition am Afghanistan-Besuch von Karl-Theodor zu Guttenberg, seiner Frau Stephanie und dem Journalisten Johannes B. Kerner ist vollkommen unangemessen. Die Deutschen müssen lernen, mit dem Kriegseinsatz der Bundeswehr offener umzugehen.
Von PRO

Am Montag hat Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg deutsche Soldaten in Afghanistan besucht – begleitet von seiner Frau Stephanie und dem Fernsehmoderator Johannes B. Kerner, mit dem er dann in Masar-i-Scharif ein Interview aufzeichnete. Es sei "ganz wichtig, dass man gerade in der Weihnachtszeit jenen Anerkennung und Unterstützung gibt, die Tausende Kilometer von der Heimat entfernt einen harten Dienst absolvieren", sagte der Minister. Und: "Es ist eine Frage des Herzens".

Die Soldaten vor Ort freuten sich über den Besuch, den sie laut TV-Statements zum einen als willkommene Abwechslung, zum andern als Ermutigung und Wertschätzung empfanden. Während Karl-Theodor zu Guttenberg über das Thema Bundeswehrreform sprach, suchte seine Frau das Gespräch vor allem mit Soldatinnen. Im pro-Interview sagte Stephanie zu Guttenberg im September: "Ich habe großen Respekt vor den Soldaten, die ihr Leben riskieren". Darum habe sie auch beim Internationalen Soldatengottesdienst im Kölner Dom ein Gebet gesprochen.

Die deutschen Journalisten wussten anscheinend nicht so recht, wie sie mit den ungewohnten Fotos aus dem Kriegsgebiet umgehen sollten. Befeuert von der teils schäumenden Kritik der Opposition ordneten viele Medien die Reise als "peinlich" oder als "PR-Stunt" ein. Die "Frankfurter Rundschau" montierte gar eine Art Filmplakat mit dem Titel "Die Schönen und der Krieg" zusammen, im Text wird zu Guttenberg eine "nie dagewesene Kampagne zur Pflege der eigenen Marke" vorgeworfen. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel tönte, das nur noch TV-Sternchen Daniela Katzenberger auf dem Trip gefehlt habe.

Diese benebelten Reaktionen offenbaren ein Dilemma: Neun Jahre nach Beginn des Krieges haben die Deutschen noch keinen Weg gefunden, offen mit ihm umzugehen.

Deutschland muss sich Realitäten stellen

Deutsche Soldaten kämpfen und sterben im Ausland – für die deutsche Öffentlichkeit ist diese Situation, und somit der mediale Umgang damit, noch relativ neu. In Amerika beispielsweise ist es nichts außergewöhnliches, wenn Prominente, vom Wetterfrosch bis zum Rockstar zur moralischen Unterstützung an die Front reisen, oder ein TV-Magazin von dort produziert wird. Niemand wirft Michelle Obama vor, sie mache PR, wenn sie verwundete Soldaten im Krankenhaus besucht. Die Solidarität mit den Truppen prägt das tägliche Bewusstsein der Bürger – zum Beispiel in Form der allgegenwärtigen "Support our Troops" ("Unterstützt unsere Truppen")-Autoaufkleber. Das Militär ist in den US-Medien omnipräsent – mal pathetisch, mal kritisch.

Den Deutschen ist das Thema Bundeswehr generell unangenehm, und dem Kämpfen und Sterben ihrer Landsleute in Afghanistan stehen sie erschreckend gleichgültig gegenüber. Es ist zu begrüßen, dass Karl-Theodor und Stephanie zu Guttenberg das Land aus dieser Gleichgültigkeit aufgeschreckt haben. Ihre glaubhafte Anteilnahme, die die Bilder aus Afghanistan dokumentieren, kann zum Vorbild werden. Zu loben ist in diesem Zusammenhang auch Johannes B. Kerner: In seiner Sendung am Donnerstagabend kommen ausführlich Soldaten und deren Angehörige zu Wort. Sie machen Schwieriges durch, und sie verdienen die Beachtung und Solidarität ihrer Landsleute.

Neun Jahre nach Beginn des Krieges wird es Zeit, dass die Deutschen lernen, seine Realität nicht auszublenden. Die medienwirksame Reise der zu Guttenbergs war ein guter Anfang. (pro)

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