„Q-rage“-Debatte geht weiter: Vom „Kreuzzug“ der Evangelikalen

Die Debatte um die Schülerzeitschrift "Q-rage" und Äußerungen des Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) sorgt weiter für Schlagzeilen. "Heiliger Zorn – Evangelikale führen Kreuzzug gegen Schüler-Autoren" titelt "Spiegel Online". Und die Berliner "tageszeitung" (taz) legt in einem Kommentar nach: "Warum die Bundeszentrale vor Evangelikalen einknickt", versuchte ein "taz"-Autor zu erläutern.
Von PRO

„Kann man Evangelikale und Islamisten vergleichen? Unter Fachleuten ist das überhaupt keine Frage, der Vergleich liegt schließlich nahe. Evangelikale Christen bezeichnen sich selbst als bibeltreu, weil sie das Evangelium wörtlich leben wollen. Und Islamisten werden all jene Muslime genannt, die ihre Vorstellungen von Staat und Gesellschaft am Wortlaut des Korans ausrichten. In Abgrenzung zu anderen Christen und Muslimen, die das nicht tun, werden sie auch als – christliche oder muslimische – Fundamentalisten bezeichnet“, schreibt „taz“-Kommentator Daniel Bax in der Ausgabe seines Blattes am Samstag.

Maximale Empörung“ auf „marginalen Anlass“

Die Proteste evangelikaler Christen gegen einen Artikel in „Q-rage“, in dem es um „evangelikale Missionare“ und den Jugendkongress „Christival“ ging, sieht Bax als „marginalen Anlass“, auf den Evangelikale „mit maximaler Empörung“ reagierten. Den „marginalen Anlass“ sieht der „taz“-Kommentator gerade in dem Umstand begründet, dass es sich bei „Q-rage“ doch um eine Schülerzeitung handele. Wobei Bax nicht erwähnt, dass es in der Debatte auch um das Anschreiben des bpb-Präsidenten Thomas Krüger geht, der, begleitend zum „Q-rage“-Versand, schrieb: „In der Zeitung finden sich interessante Informationen, wie islamistische und evangelikale Gruppen, die wichtige Freiheitsrechte in Frage stellen, Jugendliche umwerben.“ Und dass „Q-rage“ in einer Auflage von etwa einer Million an Schulen verteilt wird, scheint für Bax auch nicht von Belang.

In einem weiteren Beitrag in der „taz“ von Samstag heißt es in der Headline: „Krüger kriecht zu Kreuze“. Die Debatte um „Q-rage“ und Krüger wird nacherzählt und auch die Entschuldigung des bpb-Präsidenten zitiert: „Man kann Evangelikale und Islamisten nicht auf eine Stufe stellen“, sagt Krüger der „taz“, da es ein breites Spektrum der Evangelikalen gebe. Dass die „taz“ dem Magazin „Q-rage“ zur Seite springt, ist zudem verständlich. Der Zeitung liegt das Schülermagazin als Beilage bei, heißt es in dem Beitrag.

„Nachwuchsjournalisten“ sind „heiligem Zorn“ ausgesetzt

Auf „Spiegel Online“, einem der größten deutschsprachigen Nachrichtenportale im Internet, widmet sich Autor Oliver Trenkamp dem Thema. „Heiliger Zorn – Evangelikale führen Kreuzzug gegen Schüler-Autoren“ so die Headline. Und weiter heißt es: „In diesem Kulturkampf streitet eine mächtige Lobby gegen zwei 18-Jährige: Evangelikale Gruppen feuern mit voller Kraft gegen zwei Jungjournalisten – sie hatten in einer Schülerzeitung das frömmelnde ‚Christival‘ kritisiert. Der bizarre Kreuzzug zeigt den neuen Machtanspruch christlicher Hardliner.“

Auch der „Spiegel Online“-Autor berichtet ausführlich von der Debatte und den Entwicklungen, wobei Trenkamp freilich keinen Zweifel daran aufkommen lässt, dass er auf der Seite von „zwei Nachwuchsjournalisten“ steht, die seit Tagen dem „heiligen Zorn“ der Evangelikalen ausgesetzt seien. Doch imerhin erwähnt der Kommentator auch den Umstand, dass „Q-rage’… nicht irgendeine Schülerzeitung, die auf ein, zwei lokalen Pausenhöfen verkauft wird“, ist. „In Millionenauflage geht sie an alle Schulen in Deutschland, herausgegeben von ‚Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage‘. Das ist ein Netzwerk von 500 Schulen, die sich selbst verpflichtet haben, gegen Rassismus und Mobbing vorzugehen. Finanziell unterstützt wird die Initiative aus dem EU-Sozialfonds, vom Bundesarbeitsministerium, Bundespresseamt und der Bundeszentrale für politische Bildung (Bpb). Der Präsident der Bundeszentrale heißt Thomas Krüger, er ist SPD-Politiker und war mal Jugendsenator in Berlin.“

Und auch einen weiteren Umstand gibt Trenkamp in seinem Beitrag bekannt: „Das Heft erscheint einmal im Jahr, diesmal mit dem Schwerpunkt ‚Islam‘. Profi-Journalisten, darunter auch SPIEGEL-ONLINE-Autoren, betreuen die Redaktion, helfen bei der Recherche und beim Schreiben der Texte.“ Der Umstand ist deshalb nicht unerheblich, weil so nur schwerlich die im Einstieg attestierte „mächtige Lobby“ von evangelikalen Gruppen gegen „zwei 18-jährige… Jungjournalisten“ pauschal aufrecht gehalten werden kann.

Stellt Bundespresseamt finanzielle Förderung ein?

Die „Welt“ meldet unterdessen in ihrer aktuellen Ausgabe, dass der Jugendzeitschrift offenbar ein Ende der finanziellen Förderung durch das Berliner Bundespresseamt drohe. In einem regelmäßig stattfindenden Gespräch zwischen Vertretern der Behörde und den Initiatoren von „Q-rage“ werde es demnächst auch um die Debatte und Kritik von evangelikalen Christen an dem Artikel in der Zeitschrift gehen, so „Welt“-Autor Ansgar Graw. Nach dessen Informationen finanziert das Bundespresseamt bislang den Vertrieb des Blattes.

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen