Immer häufiger wird bei ethischen Entscheidungen auch auf Künstliche Intelligenz zurückgegriffen. Gerade in der Medizin hänge die Entscheidungen der Künstlichen Intelligenz nicht von menschlichen Stimmungsschwankungen ab. Trotz aller Vorteile warnt der Deutsche Ethikrat davor, diesen Maschinen zu viel Verantwortung zu übertragen.
„KI darf den Menschen nicht ersetzen“, sagte die Vorsitzende des Ethikrats, Alena Buyx am Montag in Berlin bei der Vorstellung einer 287 Seiten starken Studie. Diese hatte im Oktober 2020 der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) zum Verhältnis „Mensch und Maschine“ in Auftrag gegeben. Der Ethikrat kommt darin zu dem Ergebnis, dass „der Einsatz von KI menschliche Entfaltung erweitern und nicht vermindern darf“.
Untersucht wurden die Bereiche Medizin, Schule, Kommunikation und Meinungsbildung sowie der Bereich öffentliche Verwaltung. Die Autoren bilanzieren, dass im medizinischen Bereich KI-Einsatz durchaus sinnvoll sein könne, um Versorgungsengpässe zu lindern oder präzisere Diagnosen zu erstellen. Im Gegenzug dürfe es zu keinem ärztlichen Kompetenzverlust kommen und das Patientenwohl nicht gefährdet werden.
Kann KI Unterrichtsergebnisse kontinuierlich verbessern
Keine eindeutige Empfehlung gibt der Ethikrat im Blick darauf, wie sinnvoll Videoaufzeichnungen im Unterricht sind, um damit den Lernprozess positiv zu beeinflussen. Einige Ethikrats-Mitglieder lehnten diesen Einsatz ab, andere sahen die Chancen, um Unterrichtsergebnisse deutlich zu verbessern. Als Kompromiss einigten sie sich darauf, dass Datenerfassung und -bereitstellung dem Lernprozess dienen sollen, aber nicht zur Überwachung und Stigmatisierung missbraucht werden würden.
Im Blick auf die sozialen Medien sieht der Ethikrat eine Polarisierung und Verrohung des Diskurses. Der stellvertretende Vorsitzende des Ethikrates, Julian Nida-Rümelin, findet, dass besonders extreme Auffassungen oft dort zu finden seien. Dies habe mit den kommerziellen Interessen der Plattformen zu tun, die Nutzer lange auf der Seite zu halten.
Künstliche Intelligenz werde bei der Moderation problematischer oder strafbarer Inhalten verwendet. Dies führe zu einem Spannungsverhältnis zwischen Meinungsfreiheit und Zivilkultur der Kommunikation, sagte Nida-Rümelin. Der Ethikrat bringt an dieser Stelle eine öffentlich-rechtliche Alternative, in Form von Stiftungsmodellen ohne großen Staatseinfluss, ins Gespräch, um dieses Thema nicht alleine privaten kommerziellen Konzernen zu überlassen.
Maschinellen Empfehlungen nicht blind folgen
In der öffentlichen Verwaltung werde KI immer häufiger eingesetzt, um Entscheidungen zu unterstützen und effizienter zu gestalten, berichtete die Hamburger Ethik-Professorin Judith Simon. Es sei aber nicht erwiesen, dass die Verwendung zwangsläufig zu besseren Entscheidungen führe. Es gehe darum, die Bürger vor Diskriminierung zu schützen und maschinellen Empfehlungen nicht blind zu folgen.
Von: dpa/Johannes Blöcher-Weil