Jesuitenpater Mertes: Hälfte der Priester womöglich schwul

Klaus Mertes schätzt, dass jeder zweite katholische Priester schwul ist. Zudem gehe die härteste Homophobie von homosexuellen Kirchenmännern aus.
Von Norbert Schäfer
In Südaustralien gilt das Beichtgeheimnis künftig nicht mehr bei Kindesmissbrauch

Der Jesuitenpater Klaus Mertes geht davon aus, dass mehr als die Hälfte der Priester in der Katholischen Kirche homosexuell sind. In einem Interview der Tageszeitung taz vom Mittwoch über Missbrauch in der Katholischen Kirche und zum Synodalen Weg sagte Mertes, dass nach seinem Gefühl „mindestens die Hälfte“ der Priesterschaft schwul sei.

In dem Gespräch erinnerte Mertes an den Augsburger Pastoraltheologe Hanspeter Heinz. Der habe vor 25 Jahren von 20 Prozent schwuler Priester gesprochen und sich dafür vor der Bischofskonferenz verantworten müssen. „Ich glaube, dass es viel mehr sind“, schätze Mertes in dem Gespräch mit der Zeitung.

„Männlich geprägte, hermetische Loyalitätskartelle“

Mertes hatte als Rektor des Canisius-Kollegs die Missbrauchsfälle in der Schule öffentlich gemacht. Der Vorgang aus dem Frühjahr 2010 gilt als ein Auslöser zur Debatte über sexualisierte Gewalt innerhalb der Katholischen Kirche. Im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch sprach Mertes im taz-Interview nun von „männlich geprägten, hermetischen Loyalitätskartellen“ in der Katholischen Kirche.

Seiner Kirche wirft der Jesuit vor, „Homosexualität homophob gewendet“ zu haben. Die Kirche habe behauptet, schwule Kleriker seien Schuld an den Missbrauchsfällen. „Das war die Strategie unter Papst Johannes Paul II: Schwule rausschmeißen aus dem Klerus, dann, so der Fehlschluss, haben wir keinen sexuellen Missbrauch mehr“, erklärte Mertes in dem Interview.

Laut Mertes gibt es „signifikant viele Fälle von sexuellem Missbrauch, die auf homosexuelle Ersatztaten im katholischen Klerus zurückzuführen sind“. Die Annahme der eigenen Sexualität sei schwulen Priestern nicht möglich, „weil sie als solche“ in der Katholischen Kirche ausdrücklich nicht erwünscht seien.

Die „härteste Homophobie“ komme oft von homosexuellen Kirchenvertreten, um möglichst als „systemkonform“ dazustehen. Dazu müssten die Kleriker eigenes „Liebesbegehren“ verleugnen und verschweigen. Wer innerhalb der Kirche eine Karriere anstrebe, dürfe deshalb auf keinen Fall über die eigene Sexualität sprechen und müsse sich anpassen. Schwule Priester, so berichtet Mertes in dem Gespräch, würden aufgrund ihrer Sexualität erpressbar.

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5 Antworten

  1. „..dass nach seinem Gefühl „mindestens die Hälfte“ der Priesterschaft schwul sei.“

    Kein Wunder das die Welt ist wie sie ist, wenn sich selbst die Hälfte der Gottesdiener derart versündigen.

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    1. …wer ohne Sünde ist werfe den ersten Stein!
      Christi Worte! Es gibt KEINEN einzigen Menschen der gerecht vor GOTT ist außer durch CHRISTUS. Somit könnte NIEMAND im Kirchenamt tätig sein. Unsere Aufgabe ist es nicht zu verurteilen. Allerdings ist es ein NoGo (und in christlichen Vorbild Aufgaben sowieso) daß unschuldige Kinder – von wem auch immer – missbraucht werden: Hete oder Schwul ist hierbei völlig unerheblich, da ist ganz sicher ein Rausschmiß aus dem Amt und Aufarbeitung vor Gott und der Welt von Nöten!

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  2. Bei allem Respekt, aber wenn jemand diese Neigung hat, kann es nicht sein dass er sündigt. Man könnte es höchstens so auslegen(was aber nicht unbedingt zutreffend sein muss):
    1. Homosexualität ist eine Krankheit.
    -da gibt es auch Gegenstimmen.
    2. Dämonische Kräfte greifen die Kirche Jesu und die Priester an um diese zu zerstören oder ihr zu schaden. Die Priesterschaft kämpft kollektiv mit Gebet und Aufklärung dagegen an.
    – Ich finde dass das ein Blickwinkel ist, den man nicht ausser Acht lassen sollte.

    3. Es ist etwas im Gange, ich nenne es: „Ein Prozess“ der Läuterung und Reinigung den die Kirche durchläuft und mit all ihren Schwächen in Stärken umwandelt um für uns alle ein noch größerer Segen zu sein.
    Ich meine dass vor 200 Jahren hat man das Thema wahrscheinlich gekonnt abgewürgt und verdrängt. Heute geht man damit um und „therapiert“ es hoffentlich.

    Fazit: Die homosexuelle Neigung ist in keinsterweise eine Sünde sondern eine Gegebenheit mit der man friedlich und konstruktiv umgehen muss.

    Niemandem sollte ein Stempel auf die Stirn gehauen werden weil man selbst nicht nachvollziehen kann warum mein Gegenüber dieses Problem hat.
    Aufklärung anstelle von Verurteilung, um möglicherweise dann etwas besseres zu schaffen.
    Unser Gott ist ein Gott der Weisheit, des Rechts und des Heils und keiner der schnelle Entschlüsse fasst um die Schublade zu schließen.

    Gott segne dich!

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    1. Ich finde es schon erstaunlich wenn Christen ihre eigene „heilige“ Schrift verleugnen. Das sei dann alles gar nicht so gemeint gewesen mit der Sünde und so. Der Rest stimmt aber auf jeden Fall!

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  3. Laut Paulus sind „schändliche Leidenschaften“ eine Form des Gerichts Gottes !?
    Nachzulesen im Brief an die Römer. Was wir derzeit in der westlichen Welt erleben, über Missbrauch, Blasphemie, Heuchelei, Doppelmoral und Verfälschung des Evangeliums übersteigt alles bisher Dagewesene. Die schlimmste Sünde ist aber wohl die Verweigerung zur Umkehr. Niemand schlägt sich an die Brust und bringt ein „Herr sei mir Sünder gnädig“ über die Lippen.
    Der einzige Weg, Gottes Herz zu erweichen !
    Die blinden Blindenführer finden selber den Weg nicht und führen die Suchenden in die Irre. Mir wird Angst und bange denk ich an den erbärmlichen Zustand der Kirche. Was für eine Verantwortung, was für eine Last für die wenigen treuen Diener Gottes im Land. Möge der Herr sich ihrer erbarmen !

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