Christen demonstrieren gegen Rassismus und „Alt-Right“

Amerikanische Rechtsextermisten wollen in Washington zum Jahrestag der Gewalt in Charlottesville einen Protestmarsch veranstalten – doch kaum jemand kommt. Die Gegendemonstranten sind dafür sehr zahlreich. Viele von ihnen sind Christen.
Von PRO
Gegendemonstranten gegen den Aufmarsch der rassistischen „Alt-Right"-Bewegung in Washington

Das Bild mutet fast schon surreal an: Ein Mini-Protestzug aus rund 20 Personen zieht durch die Straßen der US-amerikanischen Hauptstadt Washington, umgeben von dutzenden Polizisten und tausenden Gegendemonstranten. Die Eingekesselten sind Anhänger der amerikanischen „Alt Right“ – der neuen rechtsradikalen Bewegung. Am Jahrestag der Gewalt in Charlottesville wollten sie sich zu einem „Unite the Right“ („vereinigt die Rechte“) Protestmarsch versammeln. Gekommen sind vielleicht zwei Dutzend. Tausende bieten ihnen die Stirn und sagen Rassismus und „White Supremacy“ den Kampf an – unter ihnen viele Christen und Angehörige anderer Religionen.

Der Fall zeige, dass „weiße Nationalisten unabsichtlich viel mehr dafür getan haben, Menschen über Religions- und Rassengrenzen hinweg zu einen als dafür, die Reihen von Rassisten zu verdichten“, schreibt die amerikanische Religions-Nachrichtenagentur „Religion News Service“ (RNS).

Verschiedene Konfessionen organisieren Gegenproteste

Einer der Gegenproteste trug den Titel „United to Love“ (vereinigt zur Liebe). Organisiert wurde er von der methodistischen Kirche im Raum Washington-Baltimore. Die Demonstranten sangen Hymnen und drückten mit Slogans wie „Jesus war schwarz“ ihre Ablehnung von Rassismus aus. Bischöfin LaTrelle Eastings hielt eine Predigt vor dem Kapitol und verurteilte Rassenideologien dabei scharf. Rassismus sei „Betrug gegen Gott“. Auch auf den Umstand, dass in den USA konservative Evangelikale oft in die Nähe von Rassisten gerückt werden, nahm sie indirekt Bezug: „Hass versteckt sich hinter Religion und Politik um Unterdrückung und Ungleichheit zu fördern. Hass kommt nicht von Gott“, sagte Eastings.

Nur einige Blocks entfernt hielten zwei örtliche Baptistengemeinden verschiedener Ethnizitäten ein gemeinsames Abendmahl. Pastorin Julie Pennington-Russel von der mehrheitlich weißen First Baptist Church sagte, weiße Christen müssten mehr tun um anzuerkennen, wie der Glaube missbraucht worden sei, um Rassismus zu rechtfertigen. Pastor Darryl Roberts von der „Nineteenth Street Baptists Church“ erklärte, man sei historisch eine Gemeinde gewesen, habe sich aber im 19. Jahrhundert aufgrund von Rassenspannungen geteilt. Der Gottesdienst sei das erste öffentliche Zeichen der Bemühung beider Gemeinden, eine freundschaftliche Beziehung zu pflegen. Man sei zusammengekommen „um in einer Zeit des Hasses eine Botschaft der Einigkeit zu senden“, sagte Roberts.

Auch jüdische, muslimische und säkulare Gruppen, darunter auch Linksextremisten, hatten sich an den Gegenprotesten beteiligt. Bis auf einige kleinere Zwischenfälle konnte die Polizei eine Eskalation verhindern.

Schon im Vorfeld Ablehnung von Rassismus

Verschiedene christliche Gruppen hatten sich schon in Reaktion auf die Ankündigung der Alt-Right-Demo auf ihre Gegenproteste vorbereitet, Mahnwachen gehalten und Stellungnahmen herausgegeben. So hatte etwa die Präsidentin des „Auburn Theological Seminary“ die Rechtsextremen aufgefordert, Buße zu tun. Auburn, als eigenständiges Seminar gegründet, ist heute gewissermaßen die Abteilung für soziale Gerechtigkeit des Union Theological Seminary in New York City, wo schon Dietrich Bonhoeffer lehrte.

Reverend William Barber II hatte im Vorfeld der Proteste in Washington zu Gebet für Rassisten aufgefordert. „Wir kennen die, die von dem Wahnsinn von Hass und Rassismus überwunden worden. Wir wissen, dass er (Rassismus, d. Red.) eine Krankheit ist – eine schreckliche Krankheit des Geistes, die die Menschlichkeit von jedem verkümmern lässt, den sie infiziert“, sagte Barber. Barber ist Reformierter Pastor und Gastprofessor am Union Seminary. 2017 gab er seine Präsidentschaft der Bürgerrechtsorganisation NAACP („National Association for the Advancement of Colored People“) auf, um die „Poor People’s Campaign“ zu leiten, eine von Martin Luther King ins Leben gerufene Initiative für soziale Gerechtigkeit. Barber gilt vielen Amerikanern als ein moderner King.

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