Trumps Einreise-Dekret spaltet Evangelikale

US-Evangelikale sind sich uneins über ein Dekret von Präsident Donald Trump, das die Einreise aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern zum Schutz der USA verwehrt. Der Theologe Thomas Schirrmacher wagt eine vorsichtige Einschätzung aus der deutschen Perspektive. Er mahnt zur Geduld, erkennt aber auch Gefahren für Christen und religiöse Minderheiten.
Von PRO
Der US-Präsident Donald Trump erntet aus dem evangelikalen Lager Kritik und Verständnis zum Einreise-Dekret

Ein Dekret von US-Präsident Donald Trump sorgt für Diskussionen innerhalb des evangelikalen Lagers in den Vereinigten Staaten. Nach einem Besuch im US-Außenministerium Mitte dieser Woche empfiehlt Thomas Schirrmacher, Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz, zunächst einmal abzuwarten, auch wenn er das Anliegen eines Kritik-Schreibens einiger Evangelikaler an Trump teile. „Für 90 Tage soll die Einreise aus sieben Ländern gestoppt werden, um bessere Wege zu etablieren, die Streu vom Weizen zu trennen“, erklärte Schirrmacher auf Anfrage von pro. Die Masse der islamischen Staaten sei nicht betroffen, weil hier bereits wirksame Kontrollen etabliert worden seien.

Schirrmacher erkennt auch die Probleme, die mit dem präsidialen Erlass einhergehen. „Sollte diese Maßnahme jedoch über 90 Tage hinaus verlängert werden, wird es auf Dauer schwierig werden, verfolge Christen und andere Minderheiten aus diesen Ländern aufzunehmen, was Trump ebenfalls versprochen hat“, sagte Schirrmacher. Die Zahl der Asylberechtigten will die US-Regierung auf 50.000 beschränken. „Diese Zahl dürfte es ebenfalls unmöglich machen, sich für religiöse Minderheiten einzusetzen, sie dürfte komplett vom Familiennachzug verbraucht werden“, schätzt Schirrmacher. Der Theologe hat am Donnerstag am „National Prayer Breakfast“, dem jährlichen Gebetstreffen mit dem amtierenden US-Präsidenten in Washington, teilgenommen.

Das amerikanische evangelikale Lager ist sich uneins, was Trump betrifft. Während die einen den Präsidenten für die Verschärfung der Einreisebestimmungen zum Schutz der Nation vor Terroristen kritisieren, zeigen andere Verständnis für das Handeln. Namhafte Evangelikale in den USA haben sich mit einem offenen Brief an US-Präsident Donald Trump gewandt. Die Unterzeichner des Schreibens bitten den Präsidenten, das Dekret „Schutz der Nation vor der Einreise von Terroristen“ vom 27. Januar zu übedenken, und bemängeln, dass durch den Erlass auch die Umsiedlung von Flüchtlingen und das Regierungsprogramm zur Aufnahme von Flüchtlingen leiden. Die Anordnung des Präsidenten verwehrt die Einreise aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern für drei Monate. Zu den Unterzeichnern des offenen Briefes an Trump gehören der Präsident der „National Association of Evangelicals“, Leith Anderson, der Präsident des Hilfswerks World Vision, Richard Stearns und der Geschäftsführer der Hilfsorganisation „World Relief“, Tim Breene.

Andere US-Evangelikale, darunter der Präsident der christlichen Hilfsorganisation „Samaritan’s Purse“, Franklin Graham, verteidigen Tump. Auf Facebook teilte Graham mit: „Manche Menschen scheinen zu vergessen, dass es die Priorität des US-Präsidenten ist, die Verfassung und die Sicherheit der Amerikaner zu schützen. Das ist genau das, was Präsident Trump zu tun versucht. Wenn wir Maßnahmen zur Sicherung unserer Grenzen ergreifen müssen, müssen wir irgendwo anfangen. […] Wir müssen verstehen, dass der Job des Präsidenten ein anderer ist als der der Kirche.“ Graham hat sich in der Mitteilung dafür ausgesprochen, sichere Zonen innerhalb Syriens und des Irak einzurichten, die von der internationalen Gemeinschaft bis zur Schaffung einer politischen Lösung geschützt werden.

Die Äußerung Grahams auf Facebook offenbart, wie unterschiedlich die US-Evangelikalen mit dem Thema umgehen. Die Mitteilung wurde bislang mehr als 80.000 Mal in dem sozialen Netzwerk geteilt, zudem ist eine Diskussion mit derzeit mehr als 13.000 Kommentaren entstanden.

Autor: nob

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