Rom schafft Platz für Luther

Rom war für Martin Luther ein „Sündenpfuhl“, die dort residierende Kirche und ihr Papst sein Feindbild. Nun soll ein Platz in der Drei-Millionen-Stadt nach dem Reformator benannt werden.
Von PRO
Denkmäler, Straßen- und Ortsnamen, die auf den Reformator Martin Luther hinweisen, sind in Deutschland keine Seltenheit. Im katholischen Rom ist so etwas kaum denkbar. Aber im September bekommt Luther auch dort seinen Platz
Martin Luther war bekannt dafür, wenig für die Kirche von Rom übrig gehabt zu haben. Die „Papisten“ waren seine erklärten Feinde. Als einfacher Mönch hatte Luther die Stadt bereits besucht, sogar dort gepredigt. Doch der Zustand, in dem er seine Kirche dort vorfand, schockierte ihn. „Sündenpfuhl“ war das Wort, das ihm zu dem Treiben in der Ewigen Stadt einfiel. Gerade der Ablasshandel, aus dessen Erlösen unter anderem der Petersdom erbaut wurde, war dem großen Reformator ein Dorn im Auge. Luther war der Überzeugung, nicht der Ablass – Geld gegen Vergebung – erlöse den Menschen von der ewigen Verdammnis, sondern allein die Gnade Gottes. Der Reformator vertrat diese Auffassung so erfolgreich, dass der Mönch aus Wittenberg bald von höchster Stelle dazu gedrängt wurde, seine Lehren zu widerrufen.

Wenn der „Aufstand gegen Rom“ das Leben kostet

Luther tat das nicht – und musste von da an um sein Leben fürchten. Der Reformator Jan Hus wurde 1415 wegen seiner Lehre auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Nur durch Beistand mächtiger Beschützer wie Friedrich dem Weisen entkam Luther dem gegen ihn gefällten Ketzer-Urteil – und damit sehr wahrscheinlich dem Tod. Nun, fünf Jahrhunderte später, hat die Stadt Rom etwas verkündet, das aufhorchen lässt: Einen Lutherplatz wird es mitten in Rom geben, in der Nähe des Colosseums auf dem Monte Oppio. „Piazza Martin Lutero“ soll er heißen. Seit 2010 hatte sich die Stadt Rom laut Tagesspiegel mit dem Vorschlag verschiedener evangelischer Gemeinden beschäftigt, eine Straße oder einen Platz nach Luther zu benennen. Fünf Jahre später, im September, wird er nun eröffnet. Zwar hat weniger der Vatikan mit dieser Entscheidung zu tun als vielmehr die römische Stadtverwaltung. Kurz vor dem Reformationsjubiläum 2017 ist dies dennoch ein bemerkenswertes Zeichen. Ein Lutherplatz in Rom – das ist jahrhundertelang undenkbar gewesen. Der Pfarrer einer evangelischen Gemeinde in Rom ist laut Frankfurter Allgemeiner Zeitung jedenfalls hoch erfreut über den Piazza Martin Lutero: „Wir in der Gemeinde sind dankbar – und sehen im Luther-Platz einen Beitrag zur Ökumene in Rom.“ (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/kultur/buecher/detailansicht/aktuell/luther-ein-mann-viele-bilder-93165/
https://www.pro-medienmagazin.de/kultur/veranstaltungen/detailansicht/aktuell/wo-war-der-herr-als-ich-gruen-und-blau-geschlagen-wurde-93141/
https://www.pro-medienmagazin.de/kultur/veranstaltungen/detailansicht/aktuell/luther-und-die-cloud-92925/
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