Gewalt gegen Gläubige nimmt zu

Gläubige Menschen sind weltweit so stark bedrängt wie seit Jahren nicht mehr. Das hat das amerikanische PEW Research Center herausgefunden. Am häufigsten betroffen sind Christen und Muslime.
Von PRO
Christen und Muslime leiden weltweit am häufigsten unter gewaltsamer Unterdrückung
Gesellschaftliche Gewalt gegen religiöse Gruppen war 2012 so stark wie seit sechs Jahren nicht, stellt PEW in einer am Dienstag veröffentlichten Studie fest. Demnach gab es in einem Drittel der 198 untersuchten Länder starke Anfeindungen – im Gegensatz zu 2007, wo das Institut dies nur in einem Fünftel der Staaten feststellte. Auseinandersetzungen gab es vor allem in Pakistan, Afghanistan, Indien, Somalia und Israel. Sehr verschlechtert habe sich die Lage Gläubiger in Mali, Libyen, Mexiko, Tunesien und Syrien, verbessert hingegen in Osttimor, der Elfenbeinküste, Serbien, Äthiopien und Zypern. So habe es in Äthiopien zum Beispiel keine Gewaltausbrüche wütender Mobs mehr gegeben wie noch 2011, als Hunderte muslimischer Extremisten rund 60 evangelische Kirchen und Wohnhäuser von Christen zerstört hatten. Die Zahl religiöser Anfeindungen ist dennoch in jeder großen Region der Welt außer Amerika angestiegen – am stärksten im Nahen Osten und in Nordafrika. Auch China bereitet den Forschern Sorgen. Unter dem Begriff „religiöse Anfeindungen“ fasst die Studie verschiedene Repressalien zusammen, etwa wenn Minderheiten von anderen Gruppen zum Befolgen religiöser Normen gezwungen oder durch Dritte drangsaliert werden. So seien in Libyen im Dezember zwei Betende bei einem Angriff auf eine koptische Kirche getötet worden. Im buddhistisch dominierten Sri Lanka hätten Mönche muslimische und christliche Gebetsstätten attackiert und zum Beispiel eine Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in einen Tempel umgewandelt. In Indien hätten Hindu-Nationalisten junge Männer und Frauen angegriffen, die bei einer Geburtstagsfeier getanzt und getrunken haben. Kinofilme oder Musik seien auf Drängen der islamistischen al-Shabaab-Gruppe aus dem öffentlichen Leben in bestimmten Regionen Somalias verbannt worden, und ein 24-Jähriger sei gar enthauptet worden, weil er zum Christentum konvertiert sein soll. Die Studie berichtet außerdem davon, dass wütende muslimische Mobs in Kenia zwei Christen getötet haben. In einem Viertel der untersuchten Ländern habe es Gewalt durch solche Menschenaufläufe gegeben, in einem Fünftel religiös motivierte terroristische Angriffe.

Drei Viertel aller Menschen betroffen

In den vergangenen Jahren hat sich auch die Härte des Vorgehens bestimmter Regierungen gegen Gläubige verstärkt. 2012 gab es in einem Drittel aller Länder schwere Einschränkungen der Religionsfreiheit, 2007 war das noch in einem Fünftel der Fall. In drei Viertel aller Länder verböten Regierungen religiöse Praktiken. Über ein Drittel beschneide das Recht auf öffentliches Predigen, und in knapp der Hälfte aller untersuchten Länder gingen Regierungen gewaltsam gegen religiöse Gruppen oder Einzelpersonen vor. Die stärksten zusätzlichen Restriktionen wurden demnach in Europa, im Nahen Osten und in Nordafrika eingeführt. Verschlechtert habe sich die Lage im vergangenen Jahr vor allem in Ruanda, wo eine Regel zur Registrierung religiöser Organisationen ins Leben gerufen worden sei, die deren Handeln stark einschränke. Verbessert habe sich die Situation an der Elfenbeinküste, wo die Gewalt gegen Minderheiten nach den Wahlen im Jahr 2011 nun nachgelassen habe. Die Rangliste der Staaten mit den größten Restriktionen gegen Glaubensgemeinschaften führten 2012 Ägypten, China, der Iran, Saudi-Arabien und Indonesien an. Insgesamt litten religiöse Menschen in knapp der Hälfte aller Länder sehr stark unter strikter Politik oder gesellschaftlich motivierter Unterdrückung. Insgesamt sind drei Viertel der Weltbevölkerung davon betroffen – vor allem deshalb, weil einige der restriktivsten Staaten zugleich zu den dichtestbesiedelten der Welt gehören, etwa China und Russland. Die nach absoluten Zahlen am stärksten unterdrückten Gruppen sind Christen und Muslime – auch weil sie die größten weltweit sind. Gemeinsam machen sie die Hälfte der Weltbevölkerung aus. Christen werden in 110 der untersuchten Länder schikaniert, Muslime in 109. Es war das fünfte Mal, dass das PEW Research Center die weltweite Lage bestimmter Glaubensgemeinschaften im Rahmen dieser Studie gemessen hat. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/weltverfolgungsindex-gefahr-durch-islamistischen-extremismus/
https://www.pro-medienmagazin.de/nachrichten/detailansicht/aktuell/die-embedrohungem-der-religion/
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/weltweit/detailansicht/aktuell/kurz-vor-weihnachten-emchristen-leiden-weltweitem/
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