Diese TV- und Radiobeiträge gefallen der Kirche

Wenn „die Kirche“ Fernsehen schaut und Radio hört: Die Evangelische Kirche in Deutschland zeichnet mit ihrem Medienpreis sechs TV- und Hörfunkproduktionen aus. Den „Robert Geisendörfer Preis“ erhalten Beiträge, die Verantwortung und ein gutes Miteinander stärken.
Von PRO
Kamerafrau im Einsatz: Mit ihrem Medienpreis „Robert Geisendörfer Preis“ prämiert die Evangelische Kirche jährlich Beiträge aus dem Rundfunk.

Was haben ein TV-Drama zur tödlichen Love-Parade-Tragödie, ein Hörspiel über „Umsiedler“ und eine Story über Jugendliche, die im Doppeldeckerbus erkunden wollen, was typisch deutsch ist, gemeinsam? Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zeichnet die Beiträge mit ihrem Medienpreis „Robert Geisendörfer Preis für Hörfunk- und Fernsehproduktionen“ aus. Die Auszeichnung ehrt dieses Jahr zum 35. Mal Medienschaffende und ist insgesamt mit 30.000 Euro dotiert.

Die EKD zeichnet mit dem „Robert Geisendörfer Preis“ Sendungen aus allen Programmsparten aus, „die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken, zum guten Miteinander von Einzelnen, Gruppen, Völkern und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen“. Am 16. Oktober verleiht die Evangelische Kirche ihn in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk in München.

Schöpfung bewahren durch Aufdeckung organisierten Verbrechens

In der Kategorie „Allgemeine Programme“ prämiert die Jury unter der Leitung des Vorsitzenden, Kirchenpräsident Volker Jung, unter anderem die TV-Produktion „Das Leben danach“ des WDR von Eva und Volker A. Zahn (Autoren) und Nicole Weegmann (Regie). Der Spielfilm erzählt eine fiktive Geschichte der realen Tragödie der Duisburger Love Parade. Laut Jury vermittelt er: „Genauso könnte es gewesen sein. Der Film ist ein hochkomplexes Trauerdrama, das sich konsequent mit den Folgen von Schuldgefühlen und der Frage von Schuld auseinandersetzt, ganz nebenbei die institutionalisierten Bewältigungsversuche aufs Korn nimmt und am Ende des Tunnels vielleicht sogar die Möglichkeit des Verzeihens andeutet.“

Autor und Regisseur Christian Gramstadt erhält für sein Fernsehstück „Das Gift der Mafia. Und das europäische Gesetz des Schweigens“ einen Preis. Die Dokumentation sei „spannend wie ein Wirtschaftskrimi“. Es geht um ein Netzwerk der illegalen Giftmüllentsorgung, das sich quer durch Europa ziehe. „Bewahrung der Schöpfung geschieht hier durch die Aufdeckung und Bekämpfung organisierten Verbrechens“, erklären die Juroren.

„Lauter liebe Worte“ des Autoren Karlheinz Koinegg und des Regisseurs Martin Zylka wird als Hörfunkbeitrag ausgezeichnet. Das Hörspiel handelt von einem Mann, dessen Vater sich umbrachte, als er neun Jahre alt war. Es ist die Geschichte des Autoren selbst. Für das Stück reist er zurück in seine Kindheit ins Duisburger Stahlarbeitermilieu. Er spricht mit Angehörigen und Fachleuten, sucht Arztbriefe, findet Ratlosigkeit und überall „lauter liebe Worte“ für seinen Vater. „Dass Koinegg trotz der persönlichen Betroffenheit eine versöhnliche Sicht auf das Vergangene gelingt, macht das Hörstück besonders wertvoll“, begründet die Jury ihre Entscheidung.

Jugendliche erforschen, was typisch deutsch ist

In derselben Kategorie ehrt die Kirche „Die Umsiedler“ nach dem gleichnamigen Kurzroman des deutschen Schriftstellers Arno Schmidt. Autorin Anna Pein und Regisseur Oliver Sturm hätten „ein sehr beeindruckendes Hörspiel gemacht, das durch einen überzeugenden Kunstgriff, die Einarbeitung von Tondokumenten aus den frühen 50er Jahren, eine ungeahnte Aktualität erhält“. Historisch habe die damalige Situation nicht viel gemein mit der heutigen Flüchtlingsthematik, aber der Grundkonflikt der Integration des „Fremden“ in die vertraute „heimatliche Kultur“ lade laut Jury „zur Analogiebildung“ ein.

Einer der beiden Kinderfernsehpreise geht an die Sendung „Planet Willi – Die Sendung mit dem Elefanten“, den der WDR für den Kinderkanal gemacht hat. Der Film beschreibt das Leben einer Familie mit einem Jungen, der das Down-Syndrom hat. „Planet Willi“ sei das perfekte Beispiel für „die Kunst, ein anspruchsvolles Thema in schlüssige Bilder zu übersetzen“. Die ZDF-Produktion „Stadt, Land, Bus – Der Goldene Tabaluga“ erhält den anderen Preis aus der Kategorie „Kinderprogramme“. Pfarrer Bernd Merz leitet die entsprechende Jury. In der Produktion sollen fünf Jugendliche herausfinden, was typisch deutsch ist, und reisen dafür in einem zum Wohnmobil umgerüsteten Doppeldeckerbus durch ihre Heimat. „Ihre gegenseitige Wertschätzung trägt enorm zu dem positiven Lebensgefühl bei, das ,Stadt, Land, Bus‘ vermittelt“, lobt die Jury.

Der Sonderpreis der Jury 2018 für „exemplarische publizistische oder künstlerische Leistungen“ geht an Bettina Rühl. Sie ist freie Hörfunkkorrespondentin und wird für ihre „herausragende, unermüdliche und jahrelange Berichterstattung aus und über Afrika“ geehrt. Die Jury erläutert, Rühl gebe sich nicht mit einfachen Erklärungen zufrieden, sondern forsche unvoreingenommen nach den Gründen von Gewalt. Sie analysiere scharf und zeichne „differenzierte Bilder, die frei von Pathos und Klischees das Leben in Afrika darstellen“. Die Korrespondentin erinnere im Radio „unermüdlich an den ,vergessenen Kontinent‘ und hilft, das meist ziemlich vage Bild von Afrika zu konturieren und zu korrigieren“.

Von: Martina Blatt

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